Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 255† Weihenstephan, Klosterk. St. Stephan (abgegangen) 1560

Beschreibung

Wappengrabplatte für Abt Christoph Karner. Im nördlichen Seitenschiff vor dem Allerheiligenaltar im Boden1). Vermutlich vor dem Abbruch der Kirche 1810 ausgebaut und weiterverarbeitet. Quadratische Platte aus weißem Stein, angeblich nach Art ähnlicher Platten in der Abtskapelle der Klosterkirche Scheyern2).

Standort und Text nach AEM B 1499, Wappennachzeichnung in BSB Oefeleana 10.

  1. Qualiter Evoa) praefulget Lucifer ortu Flammiger et celsi lucida Stella poli, Taliter in populo – – – Christophorus Abbas Artibus effulget, Religione, fide. Sacra Minerva cui donavit Apoline dignumIngenium, sensus magnificasque manus. Vive diu nostrum munus, nec sperne Patrone.Te maneatb) serae posteritatis honor.MDLXc).

Übersetzung:

Gleich wie der Morgenstern bei seinem östlichen Aufgang schimmert, flammend wie ein heller Stern des hohen Himmelsgewölbes, so leuchtet in der Gemeinde ... Abt Christoph durch Tüchtigkeit, Religiosität, Glauben hervor. Die göttliche Minerva schenkte ihm eine dem Apoll würdige Begabung, von großartigem Verstand und großer Arbeitskraft. Lebe lange, verschmähe nicht unsere Gabe, Herr. Die Anerkennung einer langwährenden Nachwelt möge dir bevorstehen. 1560.

Versmaß: Distichen. (Z. 1-8)

Wappen:
Weihenstephan3).

Kommentar

Christoph Karner entstammte einer Bürgerfamilie aus Freising. Seit 1533 Konventuale des Benediktinerklosters Weihenstephan, wurde er am 30. Oktober 1553 zu dessen Abt gewählt. Im Zentrum der Bemühungen von Abt Christoph II. stand die Entschuldung des Klosters, doch wurde dieses Vorhaben durch nachteilige Auswirkungen von Grundstücksverkäufen, die sein Vorgänger getätigt hatte, und durch Zwangsanleihen an Herzog Albrecht V. erschwert. Im Kloster ließ er das Dormitorium mit neuem Getäfel versehen. Er starb am 28. März 1563 in Ingolstadt, das er anläßlich einer Landtagsversammlung besucht hatte. Sein Leichnam wurde in der Klosterkirche Weihenstephan beigesetzt. Die noch zu Lebzeiten des Abtes angefertigte Gedenkplatte zeugt von dem hohen Ansehen, das er bei den Konventualen seines Klosters genoß4).

Textkritischer Apparat

  1. BSB Oefeleana 10: aeoo; BSB Clm 27154: Eoo.
  2. BSB Oefeleana 10: Emaneat.
  3. BSB Oefeleana 10: 1560; BSB Clm 27154: Nach der Jahreszahl ein Monogramm SL, evtl. als Künstlermonogramm zu deuten.

Anmerkungen

  1. Laut BSB Oefeleana 10 IV p. 505 handelte es sich um eine Bodenplatte.
  2. AEM B 1499 p. 233; Gleixner, Rekonstruktion 109; Scheyern, Lkr. Pfaffenhofen a. d. Ilm.
  3. Klö 88 (Tafel 101).
  4. Gentner, Weihenstephan 117-120.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 505; AEM B 1499 p. 233; BSB Clm 27154 p. 140; AEM Klosterkollektaneen Weihenstephan KB 122 p. 79; Gentner, Weihenstephan 120; Gleixner, Rekonstruktion 110.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 255† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0025501.