Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 244† Domkreuzgang 1556

Beschreibung

Wappengrabplatte für den Domherrn und Stiftspropst Johannes Weyer. Im Südflügel. Vermutlich erst bei der Neupflasterung von Kreuzgang und Benediktuskirche 1830 abgegangen. Im oberen Drittel der Platte die Grabinschrift1) (I). Darunter ein quadratisches Feld mit Arkade, die seitlichen Pilaster mit je einer Blüte besetzt, fünf Blüten im Bogengewände, in den Zwickeln je ein Medaillon, links mit Kelch auf einem Buch, rechts mit einen Kopf, die Restflächen der Zwickel mit Blattwerk gefüllt. Von der Arkade das Vollwappen des Verstorbenen umfangen, links unterhalb ein Totenschädel mit überkreuzten Gebeinen, rechts ein geflügelter Puttenkopf. Ganz unten Sockelfeld mit Stundenglas in der Mitte, seitlich davon eine weitere Inschrift (II).

Standort nach AEM H 76, Beschreibung und Text nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

  1. I.

    funde . preces . viatora) . / Anno . D(omi)ni . 1556 . die . 17 . Junyb) . obyt . / venerabilis . et . Egregi(us) . vir . Joannes . / Weyer . J(uris) . V(triusque) Doctor . Can(oni)c(us) . et Schol=/=astic(us) . frising(ensis)c) acd) . S . Andreae . prae=/=posit(us) . cui(us) e) . anima . Deo vivat .

  2. II.

    Mementof) // Mori

Übersetzung:

Bete, Wanderer. Im Jahre des Herrn 1556 am 17. Juni starb der ehrwürdige und ausgezeichnete Mann Johannes Weyer, Doktor beider Rechte, Freisinger Kanoniker und Scholaster sowie Propst von St. Andreas. Seine Seele lebe bei Gott. (I) Gedenke, daß du sterben wirst. (II)

Wappen:
Weyer2).

Kommentar

Johannes Weyer entstammte einer Augsburger Patrizierfamilie. Bereits 1495 als Domizellar bezeichnet, erlangte er auf päpstliche Empfehlung 1516 ein Kanonikat am Freisinger Domstift und rückte 1518 ins Domkapitel auf3). Ab 1531 war er Koadjutor des Stiftspropstes von St. Andreas, Matthäus Hörlin, als dessen Nachfolger er von 1535 bis 1556 amtierte4). 1537 und dann wieder um 1554 war er Domscholasticus5). 1549 nahm er als Vertreter des Domkapitels auf der Synode in Salzburg teil6). Weyer ließ eine Abschrift der Fabeln des Hyginus nach einer heute verlorenen Handschrift herstellen, die 1535 von Micyllus in Basel herausgegeben wurde7). Für den von ihm bewohnten, nahe dem fürstlichen Brunnenhaus gelegenen Domherrenhof stiftete er ein Bildfenster mit seinem Wappen8). Von Weyer ist eine Jahrtagsstiftung an die Freisinger Domkirche belegt9). Sein Nachlaßinventar hat sich erhalten10).

Im Dom (?) befand sich außerdem eine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit der Inschrift: Joan(nes) Weyer Doct(or) Canon(icus) et Scholast(icus) Praepos(itus) ad S. Andream O(biit) 17. Junij a(nn)o 155611). Die Platte ging spätestens im Zuge der Bodenerneuerung 1842 verloren.

Textkritischer Apparat

  1. BSB Cgm 1717: funde . preces . viator fehlt.
  2. BSB Cgm 1717 l. Sp.: die fehlt; AEM H 76: Anno D(omi)ni MDLVII. [sic!] XVII. Junii; AEM H 61: MDLVI die XVII Juny.
  3. BSB Cgm 1717, AEM H 76, AEM H 61: frising(ensis) fehlt.
  4. AEM H 477: ad.
  5. AEM H 477: nachfolgend A(nima) R(equiescat) I(n) P(ace).
  6. Unterbrechung durch Stundenglas.

Anmerkungen

  1. Eine Kurzfassung der Inschrift in HVO Geissiana 454 p. 14 Nr. 104.
  2. Bg6 94 (Tafel 99).
  3. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 67v.
  4. BSB Cgm 1716 Praepositi S. Andreae Frisingae 20r; BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 162 p. 55; Prechtl, St. Andreas 84.
  5. BSB Cgm 1717 p. 1008; Deutinger, Schulwesen 509f.
  6. Dalham, Concilia Salisburgensia 303.
  7. Halm, Fragmente 317-326.
  8. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 68r.
  9. BayHStA HL Freising Nr. 573.
  10. AEM DK 185.
  11. BSB Oefeleana 10 IV p. 109; AEM H 76 p. 339.

Nachweise

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 68r; BSB Cgm 1724 p. 277 Nr. 40; BSB Cgm 1717 p. 1009; AEM H 482a p. 1037; BSB Cgm 1718 p. 525f.; AEM H 76 p. 324; HVO Ms. 318 fol. 75r; AEM H 477 p. 755f.; AEM H 61 p. 209; AEM H 465 fol. 275v; AEM H 466; Deutinger, Schulwesen 510; HVF U XI 11 p. 14 Nr. 106; Schlecht, Inschriften VI 105f. Nr. 62; Glaser, Grabsteinbuch 359 Nr. 167.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 244† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0024406.