Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 193 Domkreuzgang 1528

Beschreibung

Epitaph für den Domherrn Magnus Schöllenberg. Im Ostflügel im zweiten Joch an der Westwand. Ursprünglich ebenfalls im Kreuzgang1), seit 1716 am heutigen Standort. Heller Kalkstein. Im rundbogigen Bildfeld Darstellung der Auferstehung Christi; in der linken unteren Ecke der Verstorbene kniend im Chorgewand mit Almucia, die Hände zum Gebet gefaltet; in den Bogenzwickeln je ein schrägliegender Wappenschild. Unter dem Bildfeld querrechteckige Tafel mit der Grabinschrift2). Schlecht erhalten, einzelne Teile (u. a. Beine und Siegesfahne Christi) weggebrochen, im Bereich der Gesichter offenbar mechanische Beschädigungen; die Schrifttafel besonders in den unteren Randbereichen mit Textverlust beschädigt.

Maße: H. 98 cm, B. 66 cm, Bu. 1,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. ANNO · DOMINI · M · D · XXVIII · DIE · MENSIS · IANVARII · X / OBIIT · VENERABILIS · AC · EGREGIVS · VIR · DOMINVS / MAGNVS · SCHOELLENBERG · DECRETORVM · DOCTOR / FRISINGENSISa) · ET · BRIXINEN(SIS) · ECCLESIARVM [·] CANONI/[CV]S · C[VI]VS · ANIMA · REQVIESCAT · IN · PACEb)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1528 am zehnten Tag des Monats Januar starb der ehrwürdige und ausgezeichnete Mann Herr Magnus Schöllenberg, Doktor des Kirchenrechts, Kanoniker der Kirchen in Freising und Brixen. Seine Seele möge in Frieden ruhen.

Wappen:
Schöllenberg3), Unbekannt4).

Kommentar

Zu den Schriftformen s. Einleitung CXI.

Das Epitaph wird von Joseph Schlecht dem Augsburger Bildhauer Gregor Erhart zugeschrieben5).

Magnus Schöllenberg war der Sohn des Augsburger Patriziers Hans von Schöllenberg und seiner Frau Dietburg, geb. Riedler6). 1491 immatrikulierte er sich in Tübingen7), erwarb dort 1493 das Baccalaureat8) und setzte seine Studien im folgenden Jahr in Ingolstadt9) und Freiburg10) fort. Zu dieser Zeit bereits Kanoniker in Wiesensteig11), erhielt er 1497 ein Kanonikat am Domstift Freising12) und erwarb im selben Jahr das Baccalaureat des kanonischen Rechts13), 1497 wurde er Lizentiat des Kirchenrechts14). Auf weitere Studien in Bologna 149815) folgte die Promotion zum Doktor des Kirchenrechts. Pfarrer war er außerdem ab 1495 in Ziemetshausen16), ab 1524 in Dachau17) sowie in Umratshausen18). Daneben besaß er ab 1524 ein Kanonikat in Brixen19). Er veranlaßte eine Jahrtagsstiftung in die Freisinger Domkirche20).

Textkritischer Apparat

  1. Zweites S stark verkleinert, wohl später eingefügt.
  2. Worttrennzeichen in Form kleiner Dreiecke.

Anmerkungen

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 55r.
  2. Eine Kurzfassung der Inschrift in HVO Geissiana 454 p. 12 Nr. 94.
  3. BayA1 89 (Tafel 91).
  4. Ein mit einem Pfeil belegter Schrägbalken.
  5. Schlecht, Inschriften III 76. Gertrud Otto greift diese Zuweisung nicht auf, in Dehio Obb 313 wird – zurecht – ein stilistischer Zusammenhang mit dem Epitaph des Markus Hörlin (Nr. 173(†)) gesehen.
  6. Wolfsgruber, Brixner Domkapitel 201.
  7. Hermelink, Matrikeln Tübingen I 87, 15. November 1491.
  8. Hermelink, Matrikeln Tübingen I 87, 26. September 1493.
  9. Matrikel LMU I Sp. 236 Z. 34, 11. August 1494.
  10. Matrikel Freiburg I 120 Nr. 44, 28. Februar 1495.
  11. Wiesensteig, Lkr. Göppingen, Baden-Württemberg.
  12. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 55r. Magnus Schöllenberg war entgegen den Angaben bei Schlecht, Inschriften III 77, niemals Stiftsherr von St. Andreas: Der Eintrag bei Prechtl, St. Andreas 118 wie in AEM FS 118 p. 35 bezieht sich auf einen Lukas Schöllenberg, der 1505 Kanoniker des St. Andreasstifts wurde.
  13. Knod, Studenten 486 Nr. 3298.
  14. Knod, Studenten 486 Nr. 3298.
  15. Knod, Studenten 486 Nr. 3298.
  16. Matrikel Freiburg I 120, Nr. 44, 28. Februar 1495; Ziemetshausen, Lkr. Günzburg, Schw.
  17. Deutinger, Matrikeln III 303; Kübler, Dachau 99; Dachau, Lkr. Dachau.
  18. Kübler, Dachau 99; Umratshausen, Gde. Frasdorf, Lkr. Rosenheim.
  19. Wolfsgruber, Brixner Domkapitel 201f.
  20. BayHStA HL Freising Nr. 569 p. 2; BayHStA HL Freising Nr. 573.

Nachweise

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 55r; BSB Cgm 1724 p. 234 Nr. 72; BSB Oefeleana 10 IV p. 117; BSB Cgm 1717 p. 840; AEM H 482a p. 849, 854; BSB Cgm 1718 1 nach p. 308, p. 310; AEM H 76 p. 335; HVO Ms. 318 fol. 70r; AEM H 477 p. 753; AEM H 64 p. 609; AEM H 61 p. 207; AEM H 465 fol. 178v, 179v; AEM H 466; HVF U XI 11 p. 11 Nr. 96; Prechtl, St. Andreas 118; Schlecht, Inschriften III 76f. Nr. 44; Knod, Studenten 486 Nr. 3298; Glaser, Grabsteinbuch 353 Nr. 149.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 193 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0019308.