Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 102 Domkreuzgang 1458

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Domherrn Wilhelm Greuter zu Greut und Strass. Im Nordflügel im vierten Joch an der Nordwand. Ursprünglich im Kreuzgang1) im Boden, seit 1716 am heutigen Standort. Adneter Kalkstein. Umschrift, nach innen gerichtet, die linke Längsseite nicht ganz ausgefüllt. Im Mittelfeld unter einer Fünfpaßarkade aus Maßwerk Darstellung des Verstorbenen im Meßgewand, auf dem Kopf ein Birett, in der Linken ein Kelch, die Rechte darüber segnend erhoben; als Standfläche eine spitz zulaufende Konsole, daran zwei Wappenschilde. Maßwerkbogen und Kopf in Flachrelief, die Wappen und die Binnenfläche der Gewandung mit Ritzzeichnung. Die Platte leicht abgetreten und in der Mitte quer gebrochen, die untere Hälfte besonders am Unterrand mit Schadstellen.

Maße: H. 220 cm, B. 109 cm, Bu. 8,6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno · d(omi)ni · mo a) cccco lviij / · obijt d(omi)n(u)s wilhelmus Grewter canonicus / eccl(es)ie fris(ingensis) et pl(e)b(an)us / in waydhouen · in die · cinerumb) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1458 starb Herr Wilhelm Greuter, Kanoniker der Freisinger Kirche und Pfarrer in Waidhofen, am Aschermittwoch.

Datum: 1458 Februar 15.

Wappen:
Greuter2), Schilwatz3).

Kommentar

Der Bildaufbau im Mittelfeld – die Ganzfigur des Verstorbenen auf einer spitz zulaufenden Konsole mit Wappenabbildung – wird auf mehreren Grabplatten als Typus verwendet, vgl. Einleitung CXXIII; zu den Schriftformen s. Einleitung CII.

Wilhelm Greuter zu Greut und Strass entstammte einem bayerischen Adelsgeschlecht. Seine Eltern waren Wilhelm Greuter zu Strass und Herzelau, geb. Schilwatz von Schilwatzhausen4). Seit 1414 Kanoniker in Freising, hatte er 1416 das Amt des Domizellars inne, seit 1421 war er Domkapitular5). Wie sich der Inschrift entnehmen läßt, war er auch Pfarrer zu Waidhofen an der Ybbs6). Darüberhinaus wird er 1429 als Pfarrer zu Puchbach bezeichnet7) und ist 1431 bis 1433 als Propst des Kollegiatstifts auf dem Petersberg nachweisbar8). Er oder ein namensgleiches Familienmitglied ist im Wintersemester 1446/47 an der Universität Heidelberg immatrikuliert9).

Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach kopialer Überlieferung erneuert wird: WILHELM(VS) DE KREVT IN STRAS CAN(ONICVS) PRAEPOS(ITVS) S: PETRI / MADRON(ENSIS) ET PLEBA(NVS) IN WAITHOVEN O(BIIT) A(NN)O 1458 IN DIE CINERVM10).

Textkritischer Apparat

  1. Hochgestellte o wohl später ergänzt.
  2. Worttrennzeichen quadrangelförmig.

Anmerkungen

  1. Hundt, Stammenbuch III 328; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 14r.
  2. Bay 14 (Tafel 8).
  3. BayA1 107 (Tafel 106).
  4. BSB Cgm 2268 I p. 312.
  5. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 14v.
  6. Waidhofen an der Ybbs, Niederösterreich, Österreich.
  7. Wohl Buchbach, Lkr. Mühldorf a. Inn.
  8. BSB Cgm 1716 Praepositi ad S. Petrum in monte Madronensi fol. 40r, Catalogus Canonicorum fol. 14r; Dachauer, Kirche am Petersberge 398; Petersberg, Gde. Flintsbach a. Inn, Lkr. Rosenheim.
  9. Matrikel Heidelberg I 252.
  10. Vgl. BSB Oefeleana 10 IV p. 130; AEM H 482a p. 466; BSB Cgm 1718 1 nach p. 211; AEM H 64 p. 605; AEM H 465 fol. 127r.

Nachweise

  1. BSB Cgm 2268 I p. 313; BSB Cgm 1716 Praepositi ad S. Petrum in monte Madronensi fol. 40r, Catalogus Canonicorum fol. 14v; BayHStA HL Freising Nr. 648 p. 112 Nr. 8; BSB Cgm 1724 p. 79 Nr. 15; AEM H 58 p. 315 (P); BSB Oefeleana 10 IV p. 129; BSB Cgm 1717 p. 288, 403; BSB Cgm 2290 XI fol. 201v; BSB Cgm 2291 VI fol. 59v; AEM H 482a p. 466, 471; BSB Cgm 1718 p. 130, 1 nach p. 211, 213; AEM H 76 p. 319; HVO Ms. 318 fol. 57r; AEM H 477 p. 746; AEM H 61 p. 197; AEM H 465 fol. 81v, 127r, 128r, Appendix fol. 7r; AEM H 466; HVO Geissiana 454 p. 8 Nr. 53; HVF U XI 11 p. 6 Nr. 54; Schlecht, Inschriften V 10 Nr. 12; Glaser, Grabsteinbuch 339 Nr. 107.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 102 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0010206.