Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 417 Domkreuzgang 1628

Beschreibung

Epitaph für den Generalvikar Achaz Rindfelder. Im Nordflügel zwischen dem achten und neunten Joch an der Südwand. Ursprünglich wohl ebenfalls im Nordflügel, seit 1716 am heutigen Standort. Adneter Kalkstein. In der oberen Hälfte Bildfeld mit Darstellung des vor einem Kruzifixus knienden Verstorbenen mit Chorgewand und Almucia, in den zum Gebet gefalteten Händen ein Rosenkranz, vor ihm sein Birett am Boden, darüber ein Buch; der von einem Strahlen- und Wolkenkranz hinterfangene Kruzifixus mit Titulus (I); rechts das Vollwappen des Verstorbenen; im Hintergrund eine Stadtvedute. Rahmung des Bildfeldes durch einen Halbkreisbogen mit seitlichen Volutenkonsolen, in den Zwickeln geflügelte Puttenköpfe. In der unteren Hälfte in einer Rollwerktafel die Grabinschrift (II).

Maße: H. 172 cm, B. 85 cm, Bu. 1 cm (I), 2,3 cm (II).

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    INRI

  2. II.

    ACHATIVSa) RINDFELDERa) THEOLOGIAEa) / DOCTORa), HVIVS ECCLESIAEa) CANONICVSa) / ILLVSTRISSIMIQ(VE)a) ET REVERENDISSIMIa) / PRINCIPISa) AC DOMINI D(OMI)NI VITI ADAMIa) / EPISCOPIa) FRISINGENSISa) ETC(ETERA) CONSILI=/ARIVSa), ET IN SPIRITVALIBVS GENER=/ALIS VICARIVSa), VIR VERE GERMA:/NAE INTEGRITATIS, ANNOa) DOMINIa) / M.DC.XXVIIIb) DIE XX MENSIS IA(N)VARYa) / CIRCA HORAM Xa). NOCTIS SVB HORRIDAc) / PEENAEd) LVNAE ECLIPSIe), MVNDI HVIVS TE:/NEBRAS PERTAESVS, AD CAELESTEM LV=/CEM, CONSTANS FIDE, PLENVSf) IPSEg), FE:/RVIDVS CHARITATE, ELVCTATVS ESTh): / QVAE VT IPSI PERPETVO, LVCEAT, TV / QVOQVE, PIE VIATOR, COMPRECARE.i)

Übersetzung:

Achaz Rindfelder, Doktor der Theologie, Kanoniker dieser Kirche, und des durchlauchtigsten und hochwürdigsten Fürsten und Herrn Herrn Veit Adam, Bischofs von Freising usw., Rat und geistlicher Generalvikar, ein Mann von wahrhaftiger, echter Unbescholtenheit, ist im Jahre des Herrn 1628 am zwanzigsten Tage des Monats Januar, ungefähr zur zehnten Stunde in der Nacht, unter einer schrecklichen, völligen Mondfinsternis, der Finsternis dieser Welt überdrüssig, zum himmlischen Licht durchgedrungen, fest im Glauben, voll der Hoffnung, glühend von Liebe, daß es ihm ewig leuchte. Bete auch du, frommer Wanderer. (II)

Wappen:
Rindfleisch1).

Kommentar

Zu den Schriftformen s. Einleitung CXV.

Achaz Rindfleisch, der sich später in Rindfelder umbenannte, stammte aus München und war der Sohn eines gleichnamigen Leinenwebers. Er immatrikulierte sich 1601 an den Universitäten in Dillingen2) und Ingolstadt3), 1605 in Siena4). 1605 bis 1609 weilte er am Collegium Germanicum in Rom5). 1611 wird er als neuer Doktor der Universität Ingolstadt bezeichnet6). 1613 trat er eine im Vorjahr vom Papst verliehene Domherrenstelle in Freising an und bekleidete von 1619 bis zu seinem Tod 1628 das Amt des Generalvikars7).

Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach kopialer Überlieferung erneuert wird: ACHATIVS RINSFELDER D(OCTO)R CAN(ONICVS) VICARIVS GEN(ERALIS) O(BIIT) / A(NN)O 1628. 20 IAN(VARII)8).

Textkritischer Apparat

  1. Vergrößerter Versal.
  2. Trennzeichen zwischen den römischen Zahlzeichen quadrangelförmig.
  3. Zweites R aus T korrigiert.
  4. Irrig für PLENAE.
  5. ECLIPSI mit hochgestelltem L aus ELIPSI korrigiert.
  6. L aus E korrigiert.
  7. Sic, irrig für SPEI.
  8. T aus E korrigiert.
  9. Worttrennzeichen häkchenförmig.

Anmerkungen

  1. Si5 81.
  2. Matrikel Dillingen I 278, 1601 Nr. 168.
  3. Matrikel LMU II,1 Sp. 23 Z. 7, 5. August 1601.
  4. Matrikel Siena I 174 Nr. 3868, 17. Oktober 1605.
  5. Steinhuber, Germanikum I 446; Schmidt, Collegium Germanicum 290 Matrikel Nr. 1/1078.
  6. Mederer, Annales II 200; Resch/Buzas, Doktoren 19.
  7. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 46v; Bugniet, Versuch 88. Die erstmals bei Mederer, Annales II 200, gemachte Mitteilung, Rindfelder habe 1611 als Can. Monac. & Landish. – also als Kanoniker der Kollegiatstifte U. L. Frau in München und St. Martin in Landshut – in Ingolstadt studiert, konnte nicht verifiziert werden und ist vermutlich irrig; vgl. Pfister, Kollegiatstift ULF Kap. Personal; vgl. auch AEM FS 118 p. 235-242, 342-366.
  8. Vgl. AEM H 482a p. 755; BSB Cgm 1718 1 vor p. 370; AEM H 465 fol. 206v.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 143f.; BSB Cgm 1717 p. 740; AEM H 482a p. 755, 757; BSB Cgm 1718 1 vor p. 370, p. 370; AEM H 76 p. 327; Bugniet, Versuch 88; AEM H 59 p. 54; AEM H 60 p. 140a,b; HVO Ms. 318 fol. 84r; AEM H 465 fol. 206v, 207r; Schlecht, Inschriften V 27f. Nr. 40; Glaser, Grabsteinbuch 373f. Nr. 202.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 417 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0041701.