Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 412(†) Dom Mariä Geburt und St. Korbinian 1626

Beschreibung

Altar mit Stifterinschrift des Domherrn Christoph Rehlinger, Altarblatt mit Beischrift und Datierung. Der Michaels-und-Castulus-Altar ursprünglich im äußeren nördlichen Seitenschiff in der Michaelskapelle. Nach Abbruch des Altars 18861) – dieser wurde durch den Annenaltar aus der Kapelle St. Georg und Joachim ersetzt – Überführung des Altarblatts in die Kunstsammlung des Klerikalseminars, seit ca. 1970 im äußeren nördlichen Seitenschiff an der Westwand. Die 1886 abgegangene Stifterinschrift (III) wohl in der Predellazone aufgemalt, dazu das Wappen des Stifters. Das Altarblatt Öl auf Leinwand. Darstellung der Himmelfahrt Mariens: In der Bildmitte die von zahlreichen Engeln emporgetragene Maria mit ausgebreiteten Händen, umgeben von einem Wolkenhimmel mit den hll. Erzengeln Michael und Gabriel, oben weitere Engel mit Gesten der Freude; die in Blaßgelb ausgeführte Beischrift (I) auf die beiden Wolkenballen unter den Erzengeln verteilt, am Unterrand in der Bildmitte die Datierung (II).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

Maße: H. 280 cm, B. 177 cm, Bu. 3 cm (I), 1 cm (II).

Schriftart(en): Kapitalis.

I.

  1. AVXILIVMa) // CHRISTIANORVMa)

Übersetzung:

Hilfe der Christen.

II.

  1. 1626

III. Standort und Text nach BSB Oefeleana 10, mit Wappennachzeichnung.

  1. D(eo) O(ptimo) M(aximo) / Eiusque Virgini Matri / et S(anctissimis)b) Patronis / Christophorus Rechlinger / Augustanus utriusque Jur(is) Doctor, Summus / Scholasticus, Custos et officialis / Cathedralis Eccles(iae) Frisingens(is) / Consiliarius / R(evere)ndissimi et illustrissimi / Episc(opi) et Principis ibidem / nec non / Praepositus S(anc)ti Viti extra / muros Civitatis / H(oc) P(oni) C(uravit) / Anno / 1626.

Übersetzung:

Dem besten, größten Gott und seiner jungfräulichen Mutter und den heiligen Patronen ließ Christoph Rehlinger aus Augsburg, Doktor beider Rechte, höchster Scholaster, Kustos und Offizial der Freisinger Domkirche, Rat des hochwürdigsten und durchlauchtesten Bischofs und Fürsten ebendort, und auch Propst von St. Veit außerhalb der Stadtmauern diesen (Altar) aufstellen im Jahre 1626.

 
Wappen:
Rehlinger2).

Kommentar

Richard Hoffmann rückt das Gemälde stilistisch in die Nähe des Freisinger Hofmalers Georg Vischer. Tatsächlich besteht gegenüber Vischers „Ruhe auf der Flucht“ (Nr. 422) eine enge Verwandtschaft in bezug auf Detailformen wie in der Schriftgestaltung. In jedem Falle fügt sich die Datierung des Gemäldes in die Hauptphase der Kapellenrenovierung 1625 bis ca. 1627 ein, als deren Auftraggeber Christoph Rehlinger inschriftlich und archivalisch belegt ist3).

Maria wird in der 1558 von Petrus Canisius in Deutschland eingeführten Lauretanischen Litanei als Auxilium christianorum angerufen. Seine historische Bedeutung erhielt der Titel, als ihn Papst Pius V. im Gefolge und im Gedenken an den Sieg der christlichen Flotte gegen die Türken bei der Seeschlacht von Lepanto (1571) als Marianischen Titel verkündete. Er spielte sowohl in der Türkenabwehr als auch auf katholischer Seite im Dreißigjährigen Krieg eine besondere Rolle und wird vielleicht deshalb auf dem neu geschaffenen Altar genannt.

Zu Christoph Rehlinger vgl. Nr. 433†.

Textkritischer Apparat

  1. Vergrößerte Versalien.
  2. Gekürzt: S: S:

Anmerkungen

  1. Hoffmann, Altarausstattung 505f.
  2. Bay 53 (Tafel 54).
  3. Christoph Rehlinger schreibt im Stiftungsbrief vom 20. März 1628, er habe die Capellen S. Michaeli Archangeli et aliorum Angelorum nec non S. Castuli, in der gerechten abseiten der Thumb Khürchen alhie, von neuen mit ainen Altar (darinen Assumptio B. Mariae Virginis) sambt seinem Zuegehör ziehren lassen, s. BayHStA HL Freising Nr. 610 fol. 23r; vgl. Weber, Neugestaltung 176f.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 34f.; Hoffmann, Kunstaltertümer 314 bzw. 106 (Sonderdr.) Nr. 333; Abele (1919) 31; Abele/Lill (1951) 39; AK Madonna 272, 274, 278.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 412(†) (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0041201.