Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 378† Kollegiatstiftsk. St. Andreas (abgegangen) 1614

Beschreibung

Epitaph mit Stifterinschrift des Stiftskanonikers Leonhard Heiß. Ursprünglicher Standort im Boden, 1616 erhoben und an einen Pfeiler nahe dem Kreuzaltar gesetzt, nach dem 1620 erfolgten Abbruch von Lettner und Kreuzaltar gegenüber dem Bathoaltar aufgestellt1). Wohl zum Jahresende 1803 ausgebaut, im Februar 1804 zusammen mit anderen Grabdenkmälern von Steinmetz Max Einsele zur Weiterverarbeitung ersteigert2). Adneter Rotmarmor3). Umschrift, nach innen gerichtet. Im Mittelfeld spitzbogig zulaufende Arkade, in den Zwickeln Blattwerk, darunter Darstellung des Verstorbenen im Meßgewand, auf dem Kopf ein Birett, in der linken Hand einen Kelch haltend, in der Rechten ein Kruzifix; links vor ihm ein kleiner Altarblock, dessen Stirnseite mit dem Wappen des Verstorbenen belegt, auf der Mensa ein Totenschädel und zwei Knochen.

Standort nach BSB Oefeleana 10, Beschreibung und Text nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

  1. Do(mini)a) A(nn)o 1614. den 12 Aprill Starb der / Ehrwürdig u(nd) Wohlgelehrt herr Leonhard Heuß Chorrherb) und Senior St. Andrae Stüffts. / allhie, auch Stiffter der ewig Meß welche under / dem Hochamt alle Sontag an den heilige(n) Kreutzaltar gehalte(n)c) werde deßen seell Gott pflege.

Wappen:
Heiß4).

Kommentar

Leonhard Heiß stammte aus Memmingen5) und immatrikulierte sich 1606 zusammen mit seinem Bruder Urban an der Universität Ingolstadt im Fach Grammatik6). Seit 1563 Kanoniker des Kollegiatstifts St. Andreas7), feierte er dort 1573 Kapitularanstand8) und Primiz9). 1614 stiftete er eine ewige Messe auf den Kreuzaltar der Domkirche10). Ebenso ist von ihm eine Meßstiftung nach St. Andreas auf den Bathoaltar belegt11).

Der im Jahre 1616 als Ersatz für das erhobene Epitaph in den Boden eingelassene kleine Stein ist durch keine weitere Quelle dokumentiert. Da er auch nicht in Oefeles Inschriftensammlung berücksichtigt ist, dürfte er noch im Lauf des 17. oder zu Anfang des 18. Jahrhunderts abgegangen sein12).

Textkritischer Apparat

  1. BSB Oefeleana 10: Anno 1614; AEM H 477: a(nn)o 1614 12 aprill.
  2. Sic!
  3. Nachfolgend irrig solle ausgelassen, durch sämtliche anderen Kopialen bestätigt.

Anmerkungen

  1. Herrn Leonardi Heiß gewesten Chorbruoders seheligen Grabstain betreffent. Weil darauf Imago Christj Cruzifixi figurirt, sich allso nit wol Zimmen thuot (wie dan solches auch beret sollen haben) das Ehr auf dem Poden ligen, und man dariber ob reverentiam Imaginis Christj gehen solle. Als ist beschlossen worden solchen widerumb Zu erheben und an Ainem Pfeiler negst bej dem Kreizaltar aufzurichten, und an des grossen statt Ein klaines Ausgehautes Stainlin legen Zu lassen. Der Unkhosten aber solle dem Erb an dem von unserm Kellerer noch Inhabenden Pirggelt von Chainß (?) abgezogen Werden, s. BayHStA Br. Pr. Freising Nr. 67, 1616, p. 57, 22. März 1616; Feuchtner/Koschade, Kirchen und Grabdenkmäler 149.
  2. Auf dem Blatt der Nachzeichnung in HVO Ms. 318 fol. 91r oben mit Bleistift nachträglich vermerkt: Nicht mehr vorhanden.
  3. Rechts neben der Abzeichnung in HVO Ms. 318 fol. 91r, Ergänzung mit blauem Stift: von Rothen Salzburger Marmor.
  4. Ein nach links gewandter Löwe, in der linken Pranke einen Dolch haltend. Dagegen in BSB Oefeleana 10 IV p. 306 als Einhorn bezeichnet.
  5. Memmingen, Schw.
  6. Echtler, Quellen (14. Dez. 1935) 8; Matrikel LMU II,1 Sp. 115 Z. 30, 15. August 1606.
  7. BayHStA Br. Pr. Freising Nr. 42 fol. 97v, 30. Juni 1563; BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 167a; BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 162 p. 56: 1575; AEM FS 118 p. 48: 1574; Prechtl, St. Andreas 115.
  8. BayHStA Br. Pr. Freising Nr. 44, 1573, fol. 21v, 22. Oktober 1573.
  9. BayHStA Br. Pr. Freising Nr. 44, 1573, fol. 25r, 5. November 1573.
  10. BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 164 p. 66; Prechtl, St. Andreas 115; Birkner, Freisinger Stiftschorherrn 4 bzw. 547 (Sonderdr.).
  11. BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 163a fol. 28v; Goerge, Batho 118.
  12. Vgl. Anm. 1.

Nachweise

  1. BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 164 p. 78; BSB Oefeleana 10 IV p. 306; AEM H 477 p. 534 Nr. 3; AEM H 118 p. 382 Nr. 23, p. 427f., p. 463 Nr. 23/25; HVO Ms. 318 fol. 91r; AEM H 272; HVF U XI 10 St. Andreas p. 106 Nr. 34; Glaser, Grabsteinbuch 379 Nr. 215.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 378† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0037805.