Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 368(†) Gottesackerk. Mariä Himmelfahrt 1609, 1610

Beschreibung

Gemälde-Epitaph für Hans Khärzler und seine beiden Frauen Barbara Khärzler, geb. Mayr, und Ursula Khärzler, geb. Eberl. Innen an der nördlichen Chorwand. Ursprünglich in der Kollegiatstiftskirche St. Andreas nahe dem Nikolausaltar. 1803 im kleinen Glockenhaus1), danach in der ehem. bischöflichen Galerie im Marstall, zu unbekanntem Zeitpunkt an den heutigen Standort gelangt. Öl auf Holz. Im breiten, mehrfach profilierten Eierstabrahmen Gemälde mit Darstellung der Anbetung der Hirten: Im Zentrum eines Gebäudes das Christuskind auf einem Tuch liegend, links die vor ihm kniende hl. Maria mit zum Gebet gefalteten Händen, am Kopfende zwei Engel, links im Vordergrund der hl. Joseph, den Esel haltend, im Hintergrund drei Männer, aus dem Bild blickend; rechts im Vordergrund zwei Hirten, davon der vordere vor dem Kind kniend, neben ihm ein liegendes Schäfchen, der andere Hirte nähert sich gebeugt mit vor der Brust überkreuzten Armen, im Hintergrund zwei weitere Männer; über der mittleren Gruppe ein Wolkenkranz mit Engeln. Unter dem Gemälde ein im Lauf des 19. Jahrhunderts verlorengegangenes Sockelfeld, oben mit Eierstableiste, unten mit einfacher Profilleiste eingefaßt, seitlich schmale Leisten, oben und unten verkröpft; im Feld links kleine querformatige Tafel mit Darstellung des knienden Stifters als Orant, vor ihm sein Vollwappen, rechts ebensolche Tafel mit Darstellung der beiden Frauen als kniende Orantinnen, vor ihnen ihre Wappenschilde, in der Mitte querformatige Kartusche, seitlich durch gegenständige, spitz zulaufende Blattvoluten bilobiert, oben und unten konkave, mit je einer Blüte besetzte Einbuchtungen, in der Kartusche die gemalte Grabinschrift vermutlich auf einer separaten Tafel eingelassen, diese bereits 1803 fehlend2). Unter dem Sockelfeld niedriger, breiter Unterhang aus Blattwerk.

Standort und Text nach BSB Oefeleana 10, Beschreibung nach HVO Ms. 318, mit Wappennachzeichnung.

Maße: H. 138 cm, B. 168,5 cm.

  1. Gott dem allmechtigen, und der allerheiligisten Jungfrau Maria zu lob und Ehr hat der ehrnvest, Ehrsam und ways Hanns Khärzler inern raths, Burger und gastgeb alhier zu freising, Barbara Mayrin sein erste hausfrau, welche 1609. den 25. May gestorben, und Ursula Eberlin sein andere hausfrau dise Tafel mach(en)a) . Deren sellen allen der liebe gott gnädig und Barmherzig seyn, und ein fröliche auferstehung verleichen wolle. Amen. 16.10b).

Wappen:
Khärzler3), Mayr bzw. Eberlin4), Eberlin bzw. Mayr5).

Kommentar

Die Zuordnung des durch Frey in Nachzeichnung, allerdings ohne Inschrift dokumentierten Gemälde-Epitaphs ergibt sich aus der dortigen Wappennachzeichnung: So stimmen zwei der drei Wappen – die der beiden Ehefrauen – mit den Wappennachzeichnungen überein, die Oefele seiner Transkription beigefügt hat. Anstelle des bei Frey wiedergegebenen Wappens des Mannes – in Blau eine abwärtsfliegende silberne Taube mit grünem Zweig im Schnabel – findet sich bei Oefele jedoch das Wappen der Brem6). Dieses fand auf der Recto-Seite desselben Folioblatts bereits für ein Epitaph des 18. Jahrhunderts Verwendung (allerdings unkoloriert) und scheint nun irrtümlich – anstelle des Khärzler-Wappens – erneut auf. So ist der kleine senkrechte Federstrich durch das Wappen bei Oefele als Tilgungszeichen zu deuten.

Der Freisinger Bürger Hans Khärzler war Gastwirt und Mitglied des Inneren Rats7). Außer den Angaben in der Inschrift ist über seine beiden Frauen nichts bekannt.

Textkritischer Apparat

  1. Nachfolgend fehlt das Verb.
  2. Zwischen 16 und 10 ein Quadrat.

Anmerkungen

  1. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 1 p. 59 Nr. 530; Schlecht, Inventar 30 Nr. 530.
  2. Unter der Nachzeichnung bei Frey findet sich die Wiedergabe der leeren Schriftkartusche mit der Unterschrift: die Schrift zu diesem Epitaphium konnte nicht mehr aufgefunden werden, s. HVO Ms. 318 fol. 97r; Glaser, Grabsteinbuch 383 Nr. 223
  3. In Blau eine abwärtsfliegende silberne Taube mit grünem Zweig im Schnabel. Abweichend bei Oefele: Brem, vgl. Anm. 6
  4. Marke im goldenen Schild: Sparren mit Kopfsprosse und Mittelkreuzsprosse, vorne eine schräge Fußkreuzstrebe, hinten eine hintere Fußstrebe.
  5. In Blau auf einem grünen Dreiberg drei natürliche Blumen mit weißen Blüten.
  6. BayA1 9 (Tafel 7).
  7. BayHStA HL 3 Fasz. 219.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 268f.; HVO Ms. 318 fol. 97r; Feuchtner/Koschade, Kirchen und Grabdenkmäler 146; Glaser, Grabsteinbuch 383 Nr. 223.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 368(†) (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0036808.