Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 364 Domkreuzgang 1608

Beschreibung

Epitaph für den Generalvikar Ludwig Schrenck von Notzing und Jarezöd. Im Nordflügel im zweiten Joch an der Nordwand. Ursprünglich wohl ebenfalls im Nordflügel, seit 1716 am heutigen Standort. Adneter Kalkstein. Im Mittelfeld unter einem gekehlten Rundbogen ganzfigurige Darstellung des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, Birett, Brille und Priesterhut; links vor ihm eine Mensa, darauf ein Kruzifixus mit Titulus (II) und ein Stundenglas; seine Rechte den Kreuzstamm umfassend, in seiner Linken eine Gebetszählschnur (sog. Zehner); die Frontseite der Mensa mit der Grabinschrift (I). In den Bogenzwickeln Blattornamente, um das Mittelfeld ein profilierter Rahmen mit Lorbeergirlande in der mittleren Kehlung, die Orthogonalen mit je einem gekreuzten Knochenpaar besetzt. Am rechten und linken Rand die achtfache Ahnenprobe, über den Wappen erhaben ausgeführte Beischriften (III).

Maße: H. 214 cm, B. 101 cm, Bu. 1,8-2 cm (I), 2,5 cm (II, III).

Schriftart(en): Kapitalis (I, II), Fraktur (III).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    AN(N)O AB INCARNATIONE VER=/BI: M·DC·VIII· MENSE MARTIO / DIE :X: PIE IN D(OMI)NO OBIIT AD=/MODVM REVERENDVS. NOBILIS / ATQVE MAGNIFICVS DOMINVS / LVDOVICVS SCHRENCK DE / NOZING ET IARZEDT: V(TRIVSQVE) I(VRIS) D(OCTOR) / PROTONOTARIVS AP(OSTO)L(I)C(V)S. COMES / PALATINVS CAESAREVS. CANO=/NICVS. VICARIVS ET OFFICIALIS / CATHEDRALIS ECCLESIAE FRI=/SINGENSIS. NECNON SANCTI / ANDREAE IBIDEM PRAEPOSITVS / REVERENDISSIMI ELECTORIS / COLONIENSIS. AC. FRISINGEN=/SIS EPISCOPI. INTIMVS. SERE=/NISSIMORVMQVE BAVARIAE / DVCVM CONSILIARIVS CVIVS / ANIMA DEO VIVAT. AMEN

  2. II.

    INRI

  3. III.

    Schrenckhen1)  Doppelbergera) 2) · 
    · Brenera) 3) ·  Öchingerb)4) · 
    · Pittricha) 5) ·  Ainkhirna) 6) ·  
    Scharsacher7)  Pfettnerb) 8) · 

Übersetzung:

Im Jahre nach der Fleischwerdung des Wortes 1608 im Monat März am zehnten Tag starb fromm im Herrn der sehr hochwürdige, edle und hochangesehene Herr Ludwig Schrenck von Notzing und Jarezöd, Doktor beider Rechte, Apostolischer Protonotar, Kaiserlicher Pfalzgraf, Kanoniker, Vikar und Offizial der Domkirche zu Freising, und Propst zu St. Andreas daselbst, des hochwürdigsten Kurfürsten von Köln und Bischofs von Freising Vertrauter, der durchlauchtigsten Herzöge von Bayern Rat. Seine Seele lebe bei Gott, Amen. (I)

Kommentar

Ludwig Schrenck von Notzing und Jarezöd entstammte einer Münchner Patrizierfamilie. Seine Eltern waren der Kastner Hieronymus Schrenck von Notzing und Dorothea, geb. Doppelberger9). 1553 erlangte er ein Kanonikat an der Münchner Domkirche Unserer Lieben Frau, das er 1570 resignierte10). An der Universität in Ingolstadt ist Schrenck 1555 nachweisbar11). 1566 promovierte er in Siena zum Doktor beider Rechte12) und feierte noch im selben Jahr Primiz13). Danach war er als herzoglicher Rat für Wilhelm V. tätig14). 1567 vom Papst als Domherr in Freising vorgeschlagen, nahm er 1569 die Possess. Von 1570 bis 1603 war er Generalvikar und Offizial15), 1579 auch Baramtsrichter16) und ab 1583 bis zu seinem Tod Propst des Freisinger Kollegiatstifts St. Andreas17). Schrenck bildete zusammen mit Weihbischof Bartholomäus Scholl die Freisinger Delegation bei den Verhandlungen um das bayerische Konkordat 158318). 1586 und 1601 veranlaßte er Meßstiftungen an die Domkirche19), später auch nach St. Andreas20). Schrenck starb am 10. März 1608 auf einer Dienstreise in Landshut21).

Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach kopialer Überlieferung erneuert wird: LVDOVICVS SCHRENCK DE NOZING D(OCTO)R CAN(ONICVS) VIC(ARIVS) / OFFIC(IALIS) ET PRAEPOS(ITVS) S: ANDREAE O(BIIT) A(NN)O 1608. 10 MART(II)22).

Von Schrenck hat sich außer seiner Wappengrabplatte (Nr. 367†) noch ein in die Pfarrkirche St. Georg gestiftetes Bildfenster erhalten, s. Nr. 287.

Textkritischer Apparat

  1. Schlußzeichen quadrangelförmig.
  2. Schlußzeichen in Form einer Kreuzblume.

Anmerkungen

  1. Bay 57 (Tafel 59).
  2. Quadriert, 1/4. in der rechten oberen Ecke eine eindringende Wolke, 2/3. fünfmal geteilt.
  3. Aus einem Dreiberg herauswachsend drei nebeneinander angeordnete Flammen.
  4. Quadriert, 1/4. zwei gekreuzte Schlegel, 2/3. ein Schwan.
  5. Ein Faß.
  6. Bay A2 4 (Tafel 2), leicht abweichend 2/3 mit Zinnenschnitt statt Wolkenschnitt.
  7. BayA1 175 (Tafel 180).
  8. Drei zwei zu eins gestellte Lilien.
  9. Krick, Stammtafeln 349 Nr. 163D; Lanzinner, Zentralbehörden 399; Schrenck-Notzing, Hochstift 228; Stahleder, Schrenck 122, 129, Tafel 1 (30b, 32a).
  10. AEM FS 118 p. 348; Geiß, Pfarr- und Ortsvorstände 40 Nr. 52; Lanzinner, Zentralbehörden 399; Pfister, Kollegiatstift ULF Kap. Personal 424.
  11. AEM H 64 p. 674; Mederer, Annales I 239; Matrikel LMU I Sp. 724 Z. 21, 19. April 1555.
  12. BSB Cgm 2273 fol. 121v; Lanzinner, Zentralbehörden 399.
  13. Stahleder, Schrenck 129.
  14. Pfister, Kollegiatstift ULF Kap. Personal 424.
  15. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 56v; Lanzinner, Zentralbehörden 399.
  16. BayHStA Freising Urkunde 1579 Dezember 31; Stahleder, Schrenck 129.
  17. BSB Cgm 1716 Praepositi S. Andreae Frisingae fol. 20r; BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 162 p. 34; AEM FS 118 p. 4; Prechtl, St. Andreas 88-90.
  18. Dalham, Concilia Salisburgensa 599; Wimmer, Bibliographie 207.
  19. BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 9r; AEM H 80 p. 9, 16.
  20. BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 161 fol. 371v.
  21. Prechtl, St. Andreas 88, hier als Todestag der 11. März genannt.
  22. Vgl. AEM H 482a p. 861; BSB Cgm 1718 3 nach p. 419; AEM H 64 p. 606; AEM H 465 fol. 231v.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 133f.; BSB Cgm 1717 p. 861; AEM H 482a p. 861, 865; BSB Cgm 1718 3 nach p. 419, p. 420f.; AEM H 76 p. 319; Bugniet, Versuch 86; AEM H 59 p. 53; AEM H 60 p. 125; HVO Ms. 318 fol. 84r; AEM H 465 fol. 231v, 232v; Schlecht, Inschriften V 6f. Nr. 6; Glaser, Grabsteinbuch 374 Nr. 203.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 364 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0036406.