Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 358† Kollegiatstiftsk. St. Andreas (abgegangen) 1605, 1609

Beschreibung

Grabinschrift für Anastasia Römer, geb. Murhaimer, und Stifterinschriften ihres Sohnes und zweiten Ehemannes. Nahe dem Heilig-Kreuz-Altar. Um 1700 schon teilweise beschädigt bzw. unleserlich, gegen Ende des 18. Jahrhunderts völlig unleserlich oder bereits nicht mehr vorhanden1). In den Ecken der Platte die vier Ahnenwappen, zwischen den beiden oberen ein Bibelzitat (I), in der Mitte die Grab- und Stifterinschrift (II).

Standort nach BSB Oefeleana 10, Beschreibung und Text nach der Nachzeichnung in BSB Cgm 2267 II.

  1. I.

    Beatia) Mortui qui / in D(omi)no Moriuntur.

  2. II.

    Der Edlen tugentreichen Frauen Annasta/sia Römerinb) geborner Murhaimerinc) / Wittib. So am tag des heil(igen) Niclaßd) des / 1605e) (etc.) Christlich gestorben, deren vnd al=/len glaubigenf) Seellen gott genad, disen / grabstain hat Ihr [– – –] Römerg) / Churfirst(licher) D(u)r(chlauch)t Zu Cölln Rath [– – – / – – –] Hermanh) Stainfeld in / Khärnteni) auß [– – –] Schultigkeitk) mach=/en lassen a(nn)o 1699l).

Übersetzung:

Selig sind die Sterbenden, die im Herrn sterben. (I)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Apc 14,13. (I)

Datum: 1605 Dezember 06.

Wappen:
Murhaimer2).
Anfang3)Lung4)
Römer5) Stauding6)

Kommentar

Anastasia Römer war die dritte Ehefrau des am 26. Januar 1590 verstorbenen Freisinger Kanzlers Ludwig Römer7). Nachdem dieser bereits 1569 ein Epitaph für sich und seine beiden ersten Ehefrauen hatte anfertigen lassen (s. Nr. 279†), stiftete er 1584 für sich und seine dritte Frau Anastasia sowie ihren Nachkommen ein Epitaph nach St. Andreas (s. Nr. 317†).

Sollte die Anfertigung des Epitaphs entsprechend der Angabe in der letzten Zeile 1609 erfolgt sein – eine größere zeitliche Nähe zum Tod der Anastasia Römer ist wahrscheinlicher als ein Abstand von 58 Jahren (im Falle der Datierung 1669) oder von 94 Jahren (im Falle der Datierung 1699) –, so kommt als Stifter einer der gemeinsamen Söhne in Frage: Dieser, nicht namentlich bekannt, war laut Inschrift Rat des Kurfürsten von Köln, ein Titel, der sich auf den 1585 von Bischof Ernst – seit 1583 auch Erzbischof und Kurfürst von Köln – eingerichteten Geistlichen Rat bezieht8). Zum Stiftungszeitpunkt war dieser Sohn, soweit es die Deutung der zum Überlieferungszeitpunkt nurmehr fragmentarisch erhaltenen Inschrift zuläßt, offenbar in Steinfeld in Kärnten9) wohnhaft.

Textkritischer Apparat

  1. BSB Cgm 2290 XVIII: Text von Beati bis moriuntur fehlt.
  2. BSB Oefeleana 10: Rainerin.
  3. BSB Oefeleana 10: Murnhamerin.
  4. BSB Oefeleana 10, BSB Cgm 2290 XVIII: Nicolai.
  5. BSB Cgm 2290 XVIII: 1605ten; BSB Oefeleana 10: irrige Jahreszahl 1556, es fehlt nachfolgend Jahres.
  6. BSB Oefeleana 10: Christglaubigen.
  7. BSB Oefeleana 10: Rainer.
  8. BSB Cgm 2290 XVIII: Ratt, dan Herman; BSB Oefeleana 10: Hermann fehlt.
  9. BSB Cgm 2290 XVIII: in ober Kärnden; BSB Oefeleana 10: oberkürchen.
  10. BSB Cgm 2290 XVIII: auß [– – –] Schuldigkeit fehlt, stattdessen: machen und legen lassen; BSB Oefeleana 10: Keine Auslassung vor Schuldigkeit.
  11. Ebenso (davon abhängig) SBBA Msc. M.v.O. Ms. 39; dagegen BSB Oefeleana 10: 1669; wohl eher zutreffend BSB Cgm 2290 XVIII und Boegl (BSB Cgm 2267 II korrigierend): 1609.

Anmerkungen

  1. Die Grabinschrift wird in keinem der 1803 erstellten Grabsteinverzeichnisse erwähnt.
  2. Bg3 50 (Tafel 53).
  3. NÖ1 11 (Tafel 6).
  4. BayA1 19 (Tafel 15).
  5. Gespalten, vorne ein steigendes Einhorn, hinten geteilt, oben im Rechenschnitt geteilt, der untere Teil mit drei Lilien belegt, unten gespalten mit je einer Geweihstange. Nach BSB Cgm 2290 XVIII fol. 252v: Römer. Es handelt sich um ein gegenüber NÖ1 380 (Tafel 213; steigendes Einhorn) vermehrtes Wappen; vgl. Nr. 279†, 294.
  6. BayA1 109 (Tafel 108).
  7. Boegl, Frisingensia Nr. 13, 2 Nr. II; Schrenck-Notzing, Hochstift Freising 223.
  8. Weber, Reform 215, 218, 230.
  9. Steinfeld, Pol. Bez. Spittal an der Drau, Kärnten, Österreich.

Nachweise

  1. BSB Cgm 2267 II fol. 154v; SBBA Msc. M.v.O. Ms. 39 p. 382; BSB Oefeleana 10 IV p. 308; BSB Cgm 2290 XVIII fol. 252v; Boegl, Frisingensia Nr. 13, 2 Nr. II.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 358† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0035801.