Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 296† Kollegiatstiftsk. St. Andreas (abgegangen) 1577

Beschreibung

Epitaph des Professors Johannes Lorich und seiner Frau Elisabeth, geb. Burkhart. Im Kirchenschiff. Wohl zum Jahresende 1803 ausgebaut, im Februar 1804 zusammen mit anderen Grabdenkmälern von Steinmetz Max Einsele zur Weiterverarbeitung ersteigert. Schwarzer Marmor. Genaues Aussehen nicht bekannt. Oefele beschreibt den Erhaltungszustand der Platte als gut und betont deren außerordentliche Größe.

Beschreibung und Text nach BSB Oefeleana 10.

  1. D(eo) O(ptimo) M(aximo) et B(eatae) M(ariae) V(irginis)a) / Joanni Lorichio, Poëtae, Oratori et Juris consulto Clarissimo, olim in academia Ingolstadiana Professori publico, post per annos octo Amplissimi Praesulis Georgy ratisbonensis ac Tandem Ill(ustrissi)morum etb) Reverendissimorum Principum Primic) Maurity deinde Ernesti Bavariae Ducis – – –d) Frisingensis Ecclesiae Episcoporum per annos sedecim Consiliario et Cancellario anni 1577. 17. cal(endas)e) (decem)b(ris)f) morte eg) rebus humanis sublato, nec non Elisabethae Burckhartin Clarissimi J(ure) C(onsul)tih) Francisci Burckharti olim apud Ingolstadienses Canonum Professoris primary filiae anno 15〈..〉i) fatis ereptae 〈– – –〉 Parentibus optimis et desideratissimisk) pietatis et debitae gratitudinis ergo M(onumentum) H(oc) P(oni) C(uravit) Joannes Georgius Lorich utriusque Juris Doctor Ill(ustrissi)mi et Reverendissimi Principis Ernesti Electoris Coloniensis Episcopi Frising(ensis) Bav(ariae) Ducis (etc.) (etc.)l) Consiliarius.

Übersetzung:

Dem besten, größten Gott und der seligen Maria geweiht, dem Johannes Lorich, Dichter, Redner und berühmtem Rechtsgelehrten, einst in der Ingolstädter Universität staatlicher Professor, später für acht Jahre Rat des hochangesehenen Regensburger Bischofs Georg1) und schließlich für 16 Jahre Kanzler der durchlauchtigsten und hochwürdigsten Fürsten, erst Moritz, dann Ernst, Herzog von Bayern, Bischöfe der Freisinger Kirche, der im Jahre 1577 am 17. Tag vor den Kalenden des Dezember durch den Tod über die menschlichen Verhältnisse erhoben wurde, und auch der Elisabeth Burkhart, der ersten Tochter des berühmten, rechtskundigen Franz Burkhart, einst Professor des Kirchenrechts, die durch das Schicksal im Jahre 15.. herausgerissen wurde, hat Johann Georg Lorich, Doktor beider Rechte, Rat des durchlauchtigsten und hochwürdigsten Kölner Kurfürsten Ernst, des Freisinger Bischofs, des Herzogs von Bayern, dieses Denkmal, den besten und sehr ersehnten Eltern, sowohl aus Frömmigkeit als auch aus geschuldeter Dankbarkeit errichten lassen.

Datum: 1577 November 15.

Kommentar

Johannes Lorich wurde als Sohn des bedeutenden katholischen Reformtheologen Gerhard Lorich in Hadamar2) geboren. 1542 immatrikulierte er sich an der Universität Ingolstadt3) und promovierte 1554 an der juristischen Fakultät4). Laut Inschrift war er als Rat für den Regensburger Bischof Georg Marschalk von Pappenheim (1548–1563) tätig. Darüberhinaus wirkte er 1557 als Kanzler in Regensburg, 1567 als Kanzler für die Äbtissin Barbara von Niedermünster und schließlich in Freising als Kanzler für die Bischöfe Moritz von Sandizell (1559–1566, Nr. 274) und Ernst von Bayern (1566–1612, Nr. 293). Er war verheiratet mit Elisabeth, einer Tochter des Rechtsgelehrten Prof. Franz Burkhart. Dieser kämpfte entschieden gegen die Reformation in Bayern und war einer der Initiatoren zum Erlaß des ersten bayerischen Religionsedikts 15225).

Der Stifter dieses Epitaphs, Johann Georg Lorich, gleichnamiger Sohn des Verstorbenen, ließ 1588 in der Kollegiatstiftskirche St. Andreas an der Stelle, wo sein Vater begraben war, eine Familiengrabstätte errichten6).

Textkritischer Apparat

  1. BayHStA Oefeleana Nr. 23: Kürzung P. P. S.
  2. BayHStA Oefeleana Nr. 23: ac.
  3. BayHStA Oefeleana Nr. 23: Principum.
  4. Bei BayHStA Oefeleana Nr. 23 keine Lücke.
  5. BayHStA Oefelana Nr. 23: Anno MDLXXVII. XVII. Kal(endas).
  6. Gekürzt: Xb(ris).
  7. BayHStA Oefeleana Nr. 23: e fehlt.
  8. Endung ti hochgestellt.
  9. BayHStA Oefeleana Nr. 23: MD〈..〉.
  10. Bei BayHStA Oefeleana Nr. 23 folgt: amoris, Pietatis.
  11. Gekürzt: pp. Fehlt bei BayHStA Oefeleana Nr. 23.

Anmerkungen

  1. Bischof Georg Marschalk von Pappenheim regierte das Bistum Regensburg von 1548 bis zu seinem Tod 1563.
  2. Hadamar, Lkr. Limburg-Weilheim, Hessen.
  3. Matrikel LMU I Sp. 585 Z. 36, 24. August 1542.
  4. Resch/Buzas, Doktoren 84.
  5. Biographisches Lexikon LMU 55.
  6. Feuchtner/Koschade, Kirchen und Grabdenkmäler 151.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 302; BayHStA Oefeleana Nr. 23 prod. Cancellarij Frisingenses, Joannes Lorichius hadamarius Cancellarius Frisingensis; AEM H 118 p. 369f. Nr. 3, p. 415, p. 457 Nr. 2; HVF U XI 10 St. Andreas p. 98 Nr. 2;

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 296† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0029601.