Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 279† Kollegiatstiftsk. St. Andreas (abgegangen) 1568, 1579

Beschreibung

Epitaph für den Freisinger Kanzler Ludwig Römer und seine Ehefrauen Felicitas, geb. Reffinger, und Katharina, geb. Bayr. In der Dreifaltigkeitskapelle gegenüber dem Altar. Wohl zum Jahresende 1803 ausgebaut, im Februar 1804 zusammen mit anderen Grabdenkmälern von Steinmetz Max Einsele zur Weiterverarbeitung ersteigert. Marmor. Darstellungen des Verstorbenen und seiner beiden Frauen mit ihren Wappen, die übrige Gestaltung unbekannt. Nach Angabe der Kopisten von AEM H 118 war Textabschnitt I über dem von II angeordnet.

Standort, Beschreibung und Text nach BayHStA Oefeleana Nr. 23, Wappennachzeichnung in BSB Oefeleana 10.

  1. I.

    Ezech(ielis) cap(itulum) XXXVIIa). /Ossa jacent vastis arentia etb) Horrida campis /Sed Deus in siccum spiramina mittit acervum, /Mox caro succrescit redeunt cum roburec) nervj /Cumque rubore cutisd), dein vitam animamque resurgunte) /credite tanta potest coelif) terraeque creator.

  2. II.

    D(eo) O(ptimo) M(aximo)g) / Ludovicus Romanus J(uris) U(triusque) D(octor) clariss(imus) regens et consiliarius Frisingensis, optime meritus repositamh) futurae Beatorum resurrectionis in sinui) spem habens, sibi et Duabus suik) desideratisl) conjugibus, pie in Domino defunctis, speransm) easdem in aeterna Felicitate mutuis congratulationibusn) Se visurum hoc Monumentum vivens et casti amoris ergo Moestissimuso) Posuit. Obiitp) Anno Domini MD〈..〉 . Die 〈– – –〉 Felicitas Reffingerinq) Prima eius conjux. Obiitr) XX. Aprilis, Anno MDLXVIIIs). Monacit) apud Franciscanos sacrae humou) mandata. / Catharina Beyrin è Salisburga, Secunda eiusv) conjux obiit XXIII. Aug(usti) MDLXXIXw). hic sepulta, quarumx) animae christo Perpetuo vivant. Amen

Übersetzung:

Ezechiel, Kapitel 37. Schauderhafte Gebeine liegen verdorrt in wüsten Feldern, aber Gott schickt Odem in den trockenen Haufen, darauf wächst das Fleisch. Mit Stärke kehren die Sehnen zurück und mit der Röte der Haut stehen Leben und Geist wieder auf. Glaubt, so viel macht der Schöpfer des Himmels und der Erde möglich. (I)

Gott dem Höchsten und Größten. Ludwig Römer, Doktor beider Rechte, berühmter Regent und hochverdienter Freisinger Rat, bewahrte in seinem Herzen die Hoffnung auf die künftige Auferstehung der Seligen, und da seine beiden Frauen, nach denen er sich sehnt, fromm im Herrn verstorben waren, hofft er, diese in der ewigen Glückseligkeit unter gegenseitigen Glückwünschen zu sehen, und er errichtete also zu Lebzeiten dieses Denkmal traurig und in reiner Liebe. Er starb im Jahre des Herrn 15.. am Tage ... Felicitas Reffingerin, seine erste Gattin, starb am 20. April im Jahre 1568. Sie liegt bei den Franziskanern in München in der heiligen Erde. Katharina Bayrin aus Salzburg, seine zweite Gattin, starb am 23. August im Jahre 1579. Hier wurde sie begraben. Ihre Seelen mögen bei Christus ewig leben. Amen. (II)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Nach Ez 37,2-10. (I)

Versmaß: Hexameter. (I Z. 2-6)

Wappen:
Römer1), Unbekannt2), Unbekannt3).

Kommentar

Ludwig Römer war laut Inschrift des von ihm nach St. Georg gestifteten Bildfensters (Nr. 294) Doktor beider Rechte, päpstlicher Hofpfalzgraf und kaiserlicher Rat. 1557 hatte er sich in Ingolstadt immatrikuliert4) und war spätestens 1560 in Bologna zum Doktor beider Rechte promoviert worden5). Unter Bischof Moritz von Sandizell (1559–1566) fungierte er als dessen Sekretär6), außerdem war er in den Freisinger Besitzungen in Niederösterreich 1569 und in Krain 1570 eingesetzt7). Von 1576 bis 1590 war er Kanzler in Freising8), außerdem von 1582 bis 1588 Pfleger in Massenhausen9).

Das Todesdatum von Römers zweiter Frau Katharina Bayr ist ungewiß. So findet sich bei Oefele zweimal das Todesjahr 1579, während zwei andere, voneinander unabhängige Quellen 1569 nennen10).

Auch für seine dritte Frau Anastasia Murhaimer gab Ludwig Römer ein Epitaph in Auftrag, s. Nr. 317†. Sie wurde ebenfalls in der Kollegiatstiftskirche St. Andreas in Freising begraben. Ludwig Römer starb am 26. Januar 159011). Von ihm ist eine Jahrtagsstiftung nach St. Andreas dokumentiert12).

Textkritischer Apparat

  1. Erste Zeile zentriert gesetzt. BSB Oefeleana 10, AEM H 477: 37.
  2. AEM H 477, AEM H 118 p. 384, 429: et fehlt.
  3. BSB Oefeleana 10: robore, AEM H 118 p. 384: corpore, p. 463: Corpore korrigiert aus arbore; AEM H 477, AEM H 118 p. 429: arbore.
  4. BSB Oefeleana 10: robore cutis; BayHStA KL Freising – St. Andreas 163, AEM H 477: Colore Cutis; AEM H 118 p. 384: Calore entis; AEM H 118 p. 429, 463: Colore entis.
  5. BayHStA KL Freising – St. Andreas 163: resumunt.
  6. AEM H 477: coelestis; AEM H 118 p. 383: caeli; AEM H 118 p. 429: coelesti.
  7. Zeile zentriert gesetzt, diese fehlt bei AEM H 118 und AEM H 477.
  8. BSB Oefeleana 10: repositum.
  9. BSB Oefeleana 10: sinu suo.
  10. Sämtliche anderen Kopialen: suis.
  11. Am Wortende unleserliche Verschreibung.
  12. Text ab sperans bis einschließlich visurum bei AEM H 477 in runden Klammern, bei AEM H 118 in |: und :|.
  13. AEM H 477, AEM H 118: gratulationibus.
  14. BSB Oefeleana 10: Moestiss(imus); AEM H 118 p. 383, 463: moestus; AEM H 477, AEM H 118 p. 429: moestis.
  15. AEM H 477: obyt 1500; BSB Oefeleana 10, AEM H 118: O(biit) die anno MD.
  16. BSB Oefeleana 10: Keffingerin.
  17. AEM H 477: obyt 20 aprill a(nn)o 1568.
  18. BSB Oefeleana 10: 1568.
  19. AEM H 477, AEM H 118: Monaci fehlt.
  20. AEM Oefeleana 10: humi.
  21. AEM H 477, AEM H 118, BSB Oefeleana 10: ipsius.
  22. BSB Oefeleana 10: obyt 23. Aug(usti) 1579; AEM H 118: O(biit) XXIII Aug(usti) an(no) MDLXIX; AEM H 477: obyt 23 aug(usti) a(nn)o 1569.
  23. BSB Oefeleana 10: Quorum.

Anmerkungen

  1. NÖ1 380 (Tafel 213; steigendes Einhorn); vgl. Nr. 294, 358† und die Abbildung in BayHStA Oefeleana Nr. 23 prod. Cancellarij Frisingenses, Ludovicus Romanus sive Roemer Cancellarius Frisingensis.
  2. Dunkler Schild mit heller Spitze, an jedem Platz liegender Halbkreis, in verwechselten Farben.
  3. In Rot ein steigender schwarzer Hund.
  4. Matrikel LMU I Sp. 697 Z. 31, 14. Dezember 1557. Römer wird hier als stipendiarius Principi bezeichnet.
  5. Knod, Studenten 458 Nr. 3099.
  6. Landersdorfer, Bistum 111.
  7. Schrenck-Notzing, Hochstift 250.
  8. Geiß, Beamte 87; Stahleder, Hochstift Freising 211.
  9. Geiß, Beamte 87; Hartig, Fugger 419; Stahleder, Hochstift Freising 212; Massenhausen, Gde. Neufahrn b. Freising, Lkr. Freising.
  10. S. Anm. w im Variantenapparat.
  11. Hartig, Fugger 420.
  12. BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 163a fol. 31r-32r; AEM H 484 p. 387 Nr. 13.

Nachweise

  1. BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 161 fol. 198r; BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 163 p. 465; BSB Oefeleana 10 IV p. 272f.; BayHStA Oefeleana Nr. 23 prod. Cancellarij Frisingenses, Ludovicus Romanus sive Roemer Cancellarius Frisingensis; AEM H 118 p. 383f. Nr. 25, p. 428f., p. 463 Nr. 25/27; AEM H 477 p. 487-489 Nr. 1; AEM H 271; HVF U XI 10 St. Andreas p. 62, 97 Nr. 1; Prechtl, St. Andreas 17, 120f.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 279† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0027909.