Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 261 Dom Mariä Geburt und St. Korbinian 1563

Beschreibung

Glocke, sog. „Sechserin“ oder Kreuzglocke, mit Glockenreden und Stifterinschrift. Im Glockenhaus des Nordturms. Bronze. 1563 Guß durch Wolfgang Steger, München; 1943 Abnahme und Transport nach Hamburg zum Einschmelzen, 1947 Rückholung vom sog. Glockenfriedhof. Krone mit sechs Bügeln; an der Schulter zwischen einem Kordelsteg und einem einfachen Steg umlaufende Schrift (I), darunter gotischer Kleeblattbogenfries (I); auf der Flanke Wappen von Bischof Moritz von Sandizell im hochovalen Lorbeerkranz, darunter Schrifttafel mit geschweiftem Rahmen (II), gegenüber Relief eines Kruzifixus, dieser mit Titulus (IV); am Übergang zum Wolm drei Stege; auf dem Schlagring zwischen zwei Kordelstegen eine weitere umlaufende Schrift (III).

Maße: H. 109 cm, D. 133 cm, Gew. 1518 kg1), Bu. 3 cm (I, III), 1 cm (II), 0,8 cm (IV).

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    · AENEAa) MASSA AVIDV(M) QVONDA(M) RESOLVTA PER IGNE(M)HA(N)C SV(M)PSI I(N)GENVA ARTIFICIS RVRSV(M) ARTEb) FIGVRA(M)

  2. II.

    INc) HONOREMc) DEIc) ET TEMPLI HVIVSc) ORNAMENTVM, / MAVRITIVSc) EPISCOPVSc) CAMPANASc) QVAE TRISTI IN=/CENDIO PERIERANT SINGVLARIc) CVRA RESTITVI FECITc). / ANNOc) M. D. LXIIId).

  3. III.

    + INTER EGO RELIQVAS ABSORPTAS IGNE SORORES,QVAS ITERV(M) ARTIFICI CVRA ATQVEe) LABORE STEGERVSFI(N)XIT, DVLCISONV(M) CLA(N)GORE(M) AD SIDERA IACTIf)· 1 · 5 · 63 ·

  4. IV.

    IN//RIg)

Übersetzung:

Die kupferne Masse wurde einst durch das gierige Feuer beseitigt. Ich ließ mir durch die edle Kunstfertigkeit des Meisters wieder diese Form geben. (I)

Zu Ehren Gottes und als Schmuck der hiesigen Kirche ließ Bischof Moritz die Glocken, die durch das Feuer traurig zugrunde gegangen waren, in außerordentlicher Fürsorge wiederherstellen. (II)

Inmitten der übrigen Schwestern durch das Feuer verschlungen, die Steger durch die Sorgfalt und Arbeit eines Meisters abermals formte, verbreite ich lieblich tönenden Schall zu den Sternen. (III)

Versmaß: Hexameter. (I, III Z. 1-3)

Wappen:
Bischof Moritz von Sandizell2).

Kommentar

Die Glocke wurde gemeinsam mit sieben weiteren Glocken im Auftrag des Bischofs Moritz von Sandizell (1559–1566, Nr. 274) für den Nordturm des Freisinger Domes angefertigt, s. auch Nr. 259, 260, 262266.

Die in Haberstocks Konzept unter III (in seiner Abfolge die „Sechserin“) und VI (in seiner Abfolge die „Dreierin“) vorgesehenen Inschriften wurden in der Ausführung bei der jeweils anderen Glocke angebracht (jeweils als Text II), s. Nr. 2643).

Die Negativform für die Inschrift II der „Sechserin“ ist auf der Rückseite von Model 2 vorhanden, vgl. Nr. 259 Anm. 6.

Textkritischer Apparat

  1. Zeichen zu Beginn der Schrift in Form einer Rose.
  2. Verkleinertes E (Bu. 1,8 cm) unter dem rechten Balken des T.
  3. Vergrößerter Versal.
  4. Letzte Zeile zentriert gesetzt; Trennzeichen zwischen den römischen Zahlzeichen in Form kleiner Dreiecke.
  5. Q(VE) in verkleinerten Buchstaben (Bu. 1,2 cm).
  6. Sic, für IECI (?). Trennzeichen zwischen den Ziffern in Form kleiner Dreiecke.
  7. Unterbrechung durch Haltestab des Titulus.

Anmerkungen

  1. Ermittlung der Maßangaben während der Restaurierung 2007 bei der Fa. Perner, Passau, vgl. den Abschnitt „Geläut“ zum Eintrag „Freisinger Dom“ in www.wikipedia.de.
  2. Quadriert, 1/4. Hochstift Freising (Bi 46, Tafel 76), 2/3. Sandizell (Bay 20, Tafel 14); Helmzierden: Hochstift Freising, Sandizell.
  3. BayHStA HL 3 Fasz. 155/13.

Nachweise

  1. BayHStA HL 3 Fasz. 155/13; AEM H 76 p. 127; Glockenkunde der Erzdiöcese 127 Nr. 3; Seeanner, Glocken 76; GNM Glockenatlas Oberbayern, Nr. 19/8/2; Brenninger, Glocken 158 Nr. 1.1.4.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 261 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0026106.