Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 230† Kollegiatstiftsk. St. Andreas (abgegangen) 1551

Beschreibung

Grabplatte für die Stiftskanoniker Sigismund Feller und Christoph Finsinger. Nahe dem Stephansaltar. Wohl zum Jahresende 1803 ausgebaut, im Februar 1804 zusammen mit anderen Grabdenkmälern von Steinmetz Max Einsele zur Weiterverarbeitung ersteigert1). In den oberen zwei Dritteln die Grabinschrift in einer Rollwerktafel (I), darunter in der Mitte ein Kelch auf einem Buch, dahinter ein langes, mehrfach geschwungenes Schriftband (II); seitlich davon Darstellungen der beiden Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, einander kniend zugewandt mit einem Buch in den Händen, der rechte Orant zusätzlich mit einer Gebetszählschnur (Fünfer), vor ihnen am Boden ihre Birette.

Standort nach BSB Oefeleana 10, Beschreibung, Maße2) und Text nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

Maße: H. ca. 36,5 cm, B. ca. 36,5 cm. Bu. ca. 1,8 cm (I), ca. 0,7 cm (II).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. I.

    AN(N)O · D(OMI)NI · M · D · L I · OBIITa) · VENE=/RABILIS · D(OMINVS)b) · MAGIST(ER) · SIGISMVNDVS / FELER · CANO(N)ICVS · HVIVS · ECCLESIAE · / S · ANDREAEc) · SVB · SAXO · M(AGISTRI) · CHRISTOP=/=HORI · FINSINGERS · SEPVLTVS · CVIVS / ANIMA · I(N) · PACE · REQVIESCATd).

  2. II.

    HIC / EST · CALIX · NO=/VIe) // · TESTAME(N)TIe)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1551 starb der ehrwürdige Herr Magister Sigismund Feller, Kanoniker dieser Kirche des hl. Andreas. Er liegt unter dem Stein des Magisters Christoph Finsinger begraben. Seine Seele möge in Frieden ruhen. (I) Das ist der Kelch des Neuen Bundes. (II)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Nach dem Canon Missae. (II)

Kommentar

Sigismund Feller war zur Zeit seiner Studien in Ingolstadt 1533 Vikar beim Kollegiatstift St. Andreas3) und erhielt dort 1540 ein Kanonikat4).

Christoph Finsinger war von 1492 bis zu seinem Tod am 6. März 1520 Kanoniker des Kollegiatstifts St. Veit5).

Laut Inschrift wurde die Grabplatte offenbar zweimal verwendet. Die Nachzeichnung der Grabplatte legt jedoch den Eindruck nahe, daß Schrifttafel und bildliche Elemente einheitlich konzipiert und aus Anlaß des Todes von Sigismund Feller ausgeführt wurden.

Textkritischer Apparat

  1. Zweites I verkleinert und etwas hochgestellt.
  2. AEM H 118 p. 399 Nr. 55, p. 444f., p. 470 Nr. 54, AEM H 477: D(OMINVS) fehlt.
  3. AE hochgestellt. AEM H 477: huius Eccles(iae) Colleg(iatae).
  4. Die letzte Zeile zentriert gesetzt.
  5. Nachfolgend Unterbrechung des Schriftbandes durch den Kelch.
  6. AEM H 118 p. 399 Nr. 55, p. 444f., p. 470 Nr. 54, AEM H 477: Text II fehlt.

Anmerkungen

  1. Der Vermerk ist verarbeitet worden rechts unterhalb der Nachzeichnung in HVO Ms. 318 fol. 99r. Auf demselben Blatt rechts oben die irrige Standortangabe St. Veitkirche.
  2. Maßangabe unterhalb der Nachzeichnung in HVO Ms. 318 fol. 99r: Breit 1 Schu 3 zoll, rechts: Hoch 1 Schu 3 zoll. Umrechnung: 1 bayerisches Zoll = 2,43 cm.
  3. Echtler, Quellen (Juli 1935) 8; Matrikel LMU I Sp. 516 Z. 7, 23. Mai 1533.
  4. BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 162 p. 58; AEM FS 118 p. 41; Prechtl, St. Andreas 114.
  5. BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 162 p. 52, hier als Sterbejahr: 1521; AEM FS 118 p. 33; Prechtl, St. Andreas 114.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 266; AEM H 477 p. 476 Nr. 8; AEM H 118 p. 399 Nr. 55, p. 444f., p. 470 Nr. 54; HVO Ms. 318 fol. 99r; HVF U XI 10 St. Andreas p. 97 Nr. 8; Prechtl, St. Andreas 120; Glaser, Grabsteinbuch 384 Nr. 225.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 230† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0023007.