Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 213† Domkreuzgang Dom Mariä Geburt und St. Korbinian 1522, 1541

Beschreibung

Altar mit Stifterinschrift und Sterbevermerk des Bischofs Philipp, Pfalzgraf bei Rhein. Der Allerheiligenaltar zwischen Mittelschiff und innerem nördlichen Seitenschiff am ersten Pfeiler von Westen. Im Zuge der ersten Barockisierung des Doms 1621–1624 abgebrochen. Genaues Aussehen nicht bekannt.

Standort und Text nach BSB Clm 1294.

  1. Deo Immortalj opt(imo) Max(imo)Illustrem quid avis sub moenia sacra PhilippumIsse juvat, ritu qui cecidit piceae,proderit at christo pueri instar penna renatum,solvere et unius fidere praesidijs.Philippus Ep(iscop)us frisingensis et Administrator Numbergensis Ecclesiarum comes Palatinus Rhenj Dux Bavariae vivens fieri curavit a(nn)o XXII moritur a(nn)o 41.

Übersetzung:

Dem unvergänglichen, besten und größten Gott. Was hilft unter den heiligen Mauern ein günstiges Vorzeichen eigentlich dem illustren Philipp, der wie eine Kiefer fiel. Es wird ihm aber nützen, daß du Christus mit Bitten bedrängst, ihn als Wiedergebornen auf der Schwinge des Knaben zu befreien und auf den Schutz des Einzigen zu vertrauen1). Philipp, Bischof von Freising und Administrator von Naumburg, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Bayern, ließ es zu Lebzeiten im Jahre 1522 machen. Er starb im Jahre 1541.

Versmaß: Distichen. (Z. 2-5)

Kommentar

Bischof Philipp hatte um 1520 in die Domkirche einen Altar mit dem Patrozinium Omnium Sanctorum (Allerheiligen) gestiftet. Dazu schuf der Landshuter Maler Hans Wertinger ein heute ebenfalls verlorenes Tafelgemälde mit Allerheiligen-Ikonographie zum Preis von 260 fl., das am 12. August 1523 aufgestellt wurde2). Auch wenn die Stifterinschrift das 1522 nennt, ist nicht auszuschließen, daß sie erst zusammen mit dem Sterbevermerk entstand. Ergänzungen am Altar sind noch für 1526 belegt3). Bei seinem ca. 1621–1624 erfolgten Abbruch war der Altar unbestiftet, die Patroziniumsfeier wurde nachfolgend auf den Georgsaltar übertragen4).

Aus den spärlichen Quellennachrichten lassen sich weder Rückschlüsse auf das Aussehen des Altars noch auf dessen möglichen formalen Bezug zu figuraler Grabplatte und Epitaph (Nr. 210) – beide heute an der Nordwand der Vorhalle übereinander angeordnet – ziehen. Da nicht anzunehmen ist, daß der um 1520 erteilte Auftrag für das Retabel vor Fertigstellung von Altarblock und Mensa erfolgte, dürfte sich die Inschrift auf das Altarretabel beziehen, an dem es vermutlich im Bereich der Predella angebracht war.

Zu Bischof Philipp vgl. Nr. 210.

Anmerkungen

  1. Das zweite Distichon erlaubt in der überlieferten Form keine sinnvolle Übersetzung.
  2. Der erste Eintrag in den Kastenrechnungen von 1520 lautet: Mer hab Ich Ime Maister Hannsen auf die New arbeytt aller heyligen taflen geben 10 fl., s. BayHStA HL 3 Rep. 53 Fasz. 52 Nr. 32 fol. 11r, Nr. 33 fol. 17r; Liedke, Hans Wertinger 82; der letzte Eintrag von 1523 vermeldet, daß Hans Wertinger für die am 12. August 1523 aufgestellte Allerheiligentafel insgesamt 300 fl. forderte, der Bischof jedoch zunächst nur bereit war, 230 fl. zu bezahlen, woraufhin man sich auf 260 fl. einigte, s. BayHStA HL 3 Rep. 53 Fasz. 52 Nr. 37 fol. 15r, Nr. 38 fol. 11r; Mitterwieser, Zubehör 9; Karl Feuchtmayer in Thieme/Becker Künstlerlexikon 35 (1942) 426; Liedke, Hans Wertinger 82.
  3. 1526 wird der Fuhrmann Wolfgang Vachner von Hans Wertinger angedingt, von Landshut die arbeyt vor Allerheyligenaltar sambt anderm heraufzufueren, s. BayHStA HL 3 Rep. 53 Fasz. 52 Nr. 41 fol. 21r; Liedke, Hans Wertinger 83.
  4. BayHStA HL Freising Nr. 593, Altar Nr. 8; vgl. Schlecht, Pfalzgrafen 76 Anm. 2.

Nachweise

  1. BSB Clm 1294 p. 268; AEM H 292 fol. 363v; AEM B 8 II p. 527.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 213† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0021307.