Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 207 Domkreuzgang 1539

Beschreibung

Wappengrabplatte für den Domdekan Degenhard von Weichs. Im Nordflügel zwischen dem zweiten und dritten Joch an der Südwand. Ursprünglich wohl im Dom im äußeren nördlichen Seitenschiff in der Michaelskapelle im Boden1), seit 1716 am heutigen Standort. Adneter Kalkstein. In den oberen zwei Dritteln der Platte die erhaben gearbeitete Inschrift2) zwischen erhabenen Trennleisten; im unteren Drittel in einer Rundbogennische, deren Zwickel mit Blattwerk gefüllt sind, der Wappenschild des Verstorbenen, bekrönt von einem Totenschädel mit einem Knochen. Sehr schlechte Erhaltung, im Textbereich abgetreten mit stellenweisem Textverlust, zahlreiche Schadstellen.

Ergänzt nach HVO Ms. 318.

Maße: H. 141 cm, B. 57 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno d(omi)ni · M · D · xxxviiiia) / die xxiii · mens[i]s fe[b]ruaryb) / R[(everen)d(us) do(ctus)] Nobilis e[t] E[g]regi(us) / d(omi)n(u)[s] degenh[ar]du[s] de / weichs · d(octor) d(ecretorum) · decanus eccl(es)ie / [Fr]isingen(sis) · cuius a(n)i(m)a deoa) / vivatc)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1539 am 23. Februar (starb) der hochwürdige, gelehrte, edle und ausgezeichnete Herr Degenhard von Weichs, Doktor des Kirchenrechts, Dekan der Freisinger Kirche. Seine Seele lebe bei Gott.

Wappen:
Weichs3).

Kommentar

Degenhard von Weichs entstammte einer bayerischen Ritterfamilie. Sein Vater war Oswald von Weichs, seine Mutter Elisabeth, geb. von Kammer4). 1488 immatrikulierte er sich an der Universität Ingolstadt5), wurde 1491 Domherr in Freising und 1494 Domizellar6). 1499 studierte er an der Universität in Siena und 1504 in Bologna7), wo er zum Doktor des Kirchenrechts promoviert wurde. Ab 1514 ist er als Offizial8), ab 1516 als Domdekan belegt9). Als Pfarrer wirkte er 1524 in Weichs und 1525 in Bergkirchen10). Er veranlaßte eine Jahrtagsmesse an die Domkirche11). Die Weichs stellten mehrere Erbkämmerer des Hochstifts Freising12).

Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach kopialer Überlieferung erneuert wird: DEGENHARDVS DE WEIX DECANVS / FRIS(INGENSIS) O(BIIT) A(NN)O 1539. 23 FEB(RVARII)13).

Ein weiteres, namensgleiches Mitglied dieser Familie liegt ebenfalls im Kreuzgang begraben, s. Nr. 72.

Textkritischer Apparat

  1. Letzter Schaft in die Randleiste ragend.
  2. y in die Randleiste ragend.
  3. vivat zentriert gesetzt. Worttrennzeichen quadrangelförmig.

Anmerkungen

  1. Nach Hundt, Stammenbuch II 356, war der Begräbnisort des Degenhard von Weichs im Dom nahe dem des Hiltprand von Kammer, d. h. in oder bei der Michaelskapelle, s. Nr. 73. Stark abgetretene Stellen im Schriftbereich verweisen auf die ursprüngliche Verwendung als Bodenplatte.
  2. Eine Kurzfassung der Inschrift in HVO Geissiana 454 p. 13 Nr. 97.
  3. Bay 62 (Tafel 67).
  4. Hundt, Stammenbuch II 357.
  5. AEM H 64 p. 673; Matrikel LMU I Sp. 184 Z. 4, 23. Mai 1488.
  6. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 67v; Gentner, Weihenstephan 103.
  7. Knod, Studenten 615 Nr. 4094.
  8. Holdenried, Weichs Nr. 24, 2 bzw. 286 (Sonderdr.).
  9. BSB Cgm 1716 Decani Frisingensis Ecclesiae Maioris ad fol. 7 p. 4, fol. 13v, Catalogus Canonicorum fol. 67v; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 607 Nr. 43.
  10. Deutinger, Matrikeln III 285; Weichs, Lkr. Dachau; Bergkirchen, Lkr. Dachau.
  11. BayHStA HL Freising Nr. 573.
  12. Hundt, Stammenbuch II 356-361.
  13. Vgl. BSB Oefeleana 10 IV p. 137; AEM H 482a p. 1022; BSB Cgm 1718 5 nach p. 507; AEM H 64 p. 615; AEM H 465 fol. 271v.

Nachweise

  1. BSB Cgm 1716 Decani Frisingensis Ecclesiae Maioris fol. 13v, Catalogus Canonicorum fol. 67v; BayHStA HL Freising Nr. 648 p. 40 Nr. 44; BSB Cgm 1724 p. 275 Nr. 37; AEM H 58 p. 55 (P, -); AEM H 602 p. 152; BSB Cgm 1717 p. 1005; AEM H 482a p. 1022f.; BSB Cgm 1718 5 nach p. 507, p. 510; AEM H 76 p. 335; HVO Ms. 318 fol. 72r; AEM H 477 p. 753; AEM H 64 p. 21; AEM H 61 p. 64; AEM H 465 fol. 270v, 271v; AEM H 466; HVF U XI 11 p. 12 Nr. 98; Schlecht, Inschriften V 33 Nr. 49; Glaser, Grabsteinbuch 355f. Nr. 157.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 207 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0020702.