Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 188† Pfk. St. Georg 1517,1525

Beschreibung

Epitaph für Balthasar Hugendorfer und seine Frau Anna. Ursprünglich auf dem Friedhof um St. Georg, im späteren 19. Jahrhundert außen am südlichen Chorbereich der Kirche1), vor 1888 abgegangen. Im Bildfeld eine Kreuzigungsgruppe, dabei der Kruzifixus mit Titulus (II) sowie Totenschädel und Knochen unten am Kreuzstamm; links der hl. Maria die Wappen der Eheleute; am linken und rechten Rand übereinander gestaffelte Balustersäulen und Kapitelle, mit vorgelegten Pilastern; links auf dem mittleren Säulenkapitell der Hahn, daneben auf dem Pilasterkapitell das Haupt Petri; rechts auf dem mittleren Säulenkapitell drei Augenwürfel, daneben auf dem Pilasterkapitell das bärtige Haupt eines römischen Soldaten; darüber eine flache Maßwerkarkade aus Rippensegmenten, am Bogenansatz auf dem linken Kapitell ein fliegendes Engelchen, auf dem rechten ein geflügeltes Fabelwesen mit bärtigem Männerkopf, am Scheitel Fruchtgehänge; auf der zentralen Frucht (einem Granatapfel?) ein betendes Engelchen; in den Zwickeln Diagonalbalken mit Blüten im Rapport, in den oberen Ecken links Sonne, rechts Mond, durch ein mehrfach gewundenes Schriftband (I) miteinander verbunden; unten Feld mit der erhaben gearbeiteten Grabinschrift (III), die Zeilen mit erhabenen Trennleisten. Die Platte zum Zeitpunkt ihrer fotografischen Erfassung in der oberen Hälfte mehrfach gebrochen.

Standort nach BSB Oefeleana 10, Beschreibung und Text nach einer Fotoaufnahme in GNM Bilderrepertorium Kapsel 3051.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (I, III), frühhumanistische Schrift (II).

  1. I.

    O dv leide(n) Jh[e]//sua) erp//armb) dich vb//era) al gelavbig sel

  2. II.

    · I · N [·] R · Ic) ·

  3. III.

    Anno · d(omi)ni · 1 · 5 · 2 · 5 · Des xvij · tags · Janvary / Ist · gestorbe(n) · der Edel · waltrsar · hügendorfferd) · / vnd · am samstag vo(r) letare Tag · starb · anna · / sein · havsfrav anno d(omi)ni 15 · 17 de(nen) got genade) · d(er) dreier / furste(n) vnd bischove(n) zu freising diener gewest ist

Datum: 1517 März 21; 1525 Januar 17.

Wappen:
Hugendorfer2), Unbekannt3).

Kommentar

Zu den Schriftformen vgl. Einleitung CV. Das Epitaph wird dem Landshuter Bildhauer Stephan Rottaler zugeschrieben4). Liedke geht davon aus, daß das Epitaph aus Anlaß des Todes der Anna Hugendorfer um 1517/18 entstanden sei; doch weist die Inschrift, soweit anhand der Fotoaufnahme zu beurteilen, keine Unregelmäßigkeiten in der Ausführung auf, so daß nicht von einem Nachtrag auszugehen ist.

Balthasar Hugendorfer hatte zunächst unter Bischof Sixtus von Tannberg, dann unter Bischof Ruprecht das Amt eines Kämmerers inne. In seinen letzten Lebensjahren versah er unter Bischof Philipp das Rentmeisteramt5) und war in dieser Funktion beim Holzamt Gartelshausen beschäftigt6). 1486 verkauften er, seine Frau und ihre Miterben dem Spital zu Freising zwei Äcker7). Die Eheleute stifteten einen Jahrtag nach St. Georg8).

Textkritischer Apparat

  1. Unterbrechung durch Umschlag des Schriftbandes.
  2. Unterbrechung durch Maßwerkrippe.
  3. Trennzeichen paragraphenförmig.
  4. Nachfolgendes Worttrennzeichen hakenförmig.
  5. Worttrennzeichen quadrangelförmig.

Anmerkungen

  1. HVF U XI 8 Grabsteine St. Georg p. 26 Nr. 38.
  2. Ein Schildfuß, daraus ein Ziegenbock wachsend.
  3. Gespalten.
  4. Halm, Studien II 145f.; Halm, Rottaler II 38f.; Liedke, Rottaler 92f.
  5. Liedke, Rottaler 92, 349 (mit archivalischen Nachweisen).
  6. Vgl. BayHStA HL 3 Rep. 53 Fasz. 52 Nr. 37 fol. 17r; Gartelshausen, Stadt Freising.
  7. BSB Cgm 2269 fol. 62v.
  8. BSB Cgm 2269 fol. 62v; BSB Cgm 2290 XIV fol. 465r.

Nachweise

  1. BSB Oefeleana 10 IV p. 396f.; HVF U XI 8 Grabsteine St. Georg p. 26 Nr. 38; Halm, Studien II 143, 145; Halm, Rottaler II 38f.; Liedke, Rottaler 92f., 349 Nr. 6.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 188† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0018800.