Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 177† Benediktusk. 1519

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Domherrn Sigismund Sänftl. Im nördlichen Seitenschiff in der Abseiten beim Barbaraaltar. Wohl 1716 abgegangen. Umschrift, nach innen gerichtet1). Im Mittelfeld unter einem aus Astwerk geschlungenen Kleeblattbogen, dessen Zwickel mit großen Blättern gefüllt sind, Darstellung des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, die Hände zum Gebet gefaltet. In den unteren Ecken der Platte je ein Wappenmedaillon, das Schriftband unterbrechend.

Standort nach BSB Cgm 1716, Beschreibung und Text nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

  1. Anno · D(omi)nj · M · C · C · C · C · C · 19a) · venerabilis · / Vtriusq(ue) · Juris · doctor · D(omi)n(us) · Sigismund(us) · Sanftlb) · Canonic(us)c) // frisingensis · obytc) · // die · 2da mensis · Marty · cui(us) · an(im)a · in · pace · requiescat ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1519 starb der ehrwürdige Doktor beider Rechte Herr Sigismund Sänftl, Freisinger Kanoniker, am zweiten Tag des Monats März. Seine Seele ruhe in Frieden.

Wappen:
Sänftl2), Unbekannt3).

Kommentar

Sigismund Sänftl wurde am 30. April 1452 als Sohn des Münchner Bürgers und Weinschenken Simon Sänftl und seiner Frau N. Wölfel geboren4). 1473 bekam er die Pfarrei Feldmoching übertragen5). 1474 immatrikulierte er sich an der Universität Ingolstadt6). 1480 erhielt er ein Benefiziat in der Frauenkirche zu München und wurde in diesem Zusammenhang als Familiar von Papst Sixtus IV. bezeichnet7). 1481 resignerte er seine Pfarrei Mittelneufnach8) und übernahm die Pfarrstelle Hohenzell9). Ab 1485 war er Domherr in Freising und von 1505 bis 1515 Domdekan10), dazu kam seit 1518 die Pfarrpfründe Bergkirchen11). 1498 wird er als Prokurator und Weinpropst in dem purg (d. h. im Gebirge) genannt12). Am 6. Januar 1519 – knapp zwei Monate vor seinem Tod – schenkte er laut Urkunde sein vor dem Isartor in Freising gelegenes Haus der dortigen Seelnonnenstiftung13). Er veranlaßte eine Jahrtagsstiftung an die Freisinger Domkirche14).

Im nördlichen Seitenschiff der Benediktuskirche befindet sich außerdem eine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit folgender Inschrift: + / SIGIS(MVNDVS) / SANFTL. D(OCTO)R / CAN(ONICVS) / CAN(ONICVS) O(BIIT) 1519. / 2. MAR(TII) / +15).

Textkritischer Apparat

  1. BSB Cgm 1716, BSB Cgm 1724, BSB Cgm 1717, AEM H 482a: 1519; AEM H 465 Appendix: 1519 2. Marc(ii) ob(iit) d(omi)nus Sigism(und) Sanftl Canon(icus) frising(ensis).
  2. BSB Cgm 1716, BSB Cgm 1724, BSB Cgm 1717, AEM H 482a: Sänfftl; BSB Cgm 1717 p. 834 l. Sp.: Sigismundus fehlt.
  3. Nachfolgende Unterbrechung durch Wappenmedaillon.

Anmerkungen

  1. Eine Kurzfassung der Inschrift in HVO Geissiana 454 p. 12 Nr. 87.
  2. Bay 108 (Tafel 132).
  3. Ein aufsteigender Wolf.
  4. Stahleder, Sänftel 117.
  5. Scherg, Bavarica 27 Nr. 207; Stahleder, Sänftel 118; Feldmoching, Stadt München.
  6. Matrikel LMU I Sp. 49 Z. 11, 23. Mai 1474; Stahleder, Sänftel 118.
  7. Scherg, Bavarica 75 Nr. 557; Stahleder, Sänftel 118.
  8. Scherg, Bavarica 78 Nr. 576; Mittelneufnach, Lkr. Augsburg, Schw.
  9. Scherg, Bavarica 72 Nr. 528; Hohenzell, Gde. Altomünster, Lkr. Dachau.
  10. BSB Cgm 1716 Decani Frisingensis Ecclesiae Maioris ad fol. 7 p. 4, fol. 13v, Catalogus Canonicorum fol. 54v; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 606 Nr. 42; Stahleder, Sänftel 119.
  11. Deutinger, Matrikeln III 443; Bergkirchen, Lkr. Dachau.
  12. Stahleder, Sänftel 119.
  13. Prechtl, Wohlthätigkeitsanstalten 89.
  14. BayHStA HL Freising Nr. 569 p. 55; BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 31v; BayHStA HL Freising Nr. 573.
  15. Vgl. BSB Oefeleana 10 IV p. 201; AEM H 76 p. 297; Schlecht, Inschriften IV 109f. Nr. 25.

Nachweise

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 54v; BSB Cgm 1724 p. 232 Nr. 66; BSB Cgm 1717 p. 834; AEM H 482a p. 787; BSB Cgm 1718 p. 388; HVO Ms. 318 fol. 71r; AEM H 477 p. 751; AEM H 61 p. 205; AEM H 465 fol. 216r, Appendix fol. 12r; AEM H 466; HVF U XI 11 p. 10 Nr. 88; Glaser, Grabsteinbuch 354 Nr. 153; Stahleder, Sänftel 119.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 177† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0017705.