Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 173(†) Domkreuzgang 1517

Beschreibung

Epitaph für den Stiftspropst Markus Hörlin. Im Ostflügel im sechsten Joch an der Westwand. Ursprünglich wohl ebenfalls im Ostflügel, 1716 an den heutigen Standort versetzt, dabei u. a. die Inschriftentafel entfernt. Grauer Sandstein. In einer Rundbogennische, deren Zwickel mit geflügelten Puttenköpfen gefüllt sind, die rundplastische Figur einer Mondsichelmadonna, über ihrem Haupt zwei schwebende Engel mit einer Krone; links unten Darstellung des Verstorbenen kniend im Chorgewand mit Almucia, die Hände zum Gebet gefaltet, vor ihm sein Wappenschild, rechts neben der Mondsichel Helm mit Helmzier; der Verstorbene vom hl. Andreas geleitet; rechts neben der Madonna der hl. Markus mit Löwe und Schriftrolle. Das Epitaph ursprünglich mit einer heute verlorenen Ädikularahmung versehen1): Seitlich korinthische Pilaster, oben ein verkröpftes Gebälk, unten hohe Sockelzone mit verkröpften Postamenten, im Feld zwischen diesen die Grabinschrift. Figürliche Teile vereinzelt mit Abschlägen, so z. B. die Hände der Stifterfigur fehlend.

Beschreibung und Text nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

Maße: H. 114 cm, B. 85 cm.

  1. A(nn)oa) D(omi)nj . M . Quingentesimo . / decimo . septimo . dieb) XV . / octobris . moritur . venerabilis . / vir . D(omi)n(us) . Marc(us) . hörle . / Canonic(us) . frising(ensis) ac p(re)posit(us) . S(ancti) . / Andreae . cui(us) . an(im)a . Deoc) / vivatd) .

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1517 am 15. Tag des Oktober starb der ehrwürdige Mann Herr Markus Hörlin, Freisinger Kanoniker und Propst von St. Andreas. Seine Seele lebe bei Gott.

Kommentar

Das Epitaph wird von Gertrud Otto einem Schüler des schwäbischen Bildhauers Gregor Erhart zugeschrieben2).

Unmittelbar über dem Epitaph ist in die Wand ein großer Kruzifixus aus demselben Material eingelassen, der zusammen mit dem Epitaph vielleicht zu einer – so Schlecht – umfangreicheren Komposition gehört haben könnte3).

Unter der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift, die voraussichtlich 2011 in Entsprechung zum 1716 verfaßten Text über der figuralen Grabplatte neu hergestellt wird: MARCVS HOERLE D(OCTO)R CAN(ONICVS) ET PRAEPOS(ITVS) S: ANDREAE / O(BIIT) A(NN)O 1517. 18 OCT(OBRIS).

Zu Markus Hörlin vgl. Nr. 157.

Textkritischer Apparat

  1. o hochgestellt.
  2. AEM H 477: die XV. octobris fehlt.
  3. AEM H 477: in deo.
  4. vivat zentriert gesetzt.

Anmerkungen

  1. Die vor 1716 anzusetzende Bildvorlage der Nachzeichnung in HVO Ms. 318 fol. 66r stammt höchstwahrscheinlich aus dem verschollenen Eckherschen Grabsteinbuch, vgl. Einleitung LIV und LXXXVI; Götz, Grabdenkmäler 63f.; vgl. Nr. 165, 181, 183, 275, 312, 316.
  2. Otto, Gregor Erhart 79.
  3. Schlecht, Inschriften IV 93.

Nachweise

  1. BSB Cgm 1718 3 nach p. 181 (ohne Inschrift); HVO Ms. 318 fol. 66r; AEM H 477 p. 751; Schlecht, Inschriften IV 92f. (ohne Inschrift); Glaser, Grabsteinbuch 350 Nr. 140.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 173(†) (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0017303.