Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 167† Kollegiatstiftsk. St. Andreas (abgegangen) 1515

Beschreibung

Grabinschrift für den Stiftskanoniker Andreas Hiltmayer. Genauer Standort und Aussehen nicht bekannt. Wohl zum Jahresende 1803 ausgebaut, im Februar 1804 zusammen mit anderen Grabdenkmälern von Steinmetz Max Einsele zur Weiterverarbeitung ersteigert.

Text nach AEM H 118 p. 475.

  1. Qui C(um) G(ratia) D(ei)a) Romuliab) quondam paravimus arcemsic et qu(aer)et ad haec sustulit atra Die(s)c).Mens tamen aeternam supplex petit ipsa salutemHocq(ue) cubat Corpus nunc propriored) Locoe)andreae Hiltmajer S. And(reae) Gnd:f) Haeredes posueruntO(biit) anno MDXV. die XXVIII. Maij.

Übersetzung:

Einst haben wir dir mit Gottes Gnade ein Bollwerk nach römischer Art gebaut, und so wird der verhängnisvolle Tag dich bei diesem suchen und dich hinweggenommen haben. Die Seele selbst jedoch strebt demütig bittend zum ewigen Heil, und der Körper ruht jetzt an diesem passenderen Ort. Die Erben ließen dem Andreas Hiltmayer, Kanoniker (?) von St. Andreas dies errichten. Er starb im Jahre 1515, am 28. Tag des Mai.

Versmaß: Distichen. (Z. 1-4)

Kommentar

Die Inschrift scheint zum Zeitpunkt der Aufnahme durch den Kopisten teilweise beschädigt gewesen zu sein, da die Prosodie der ersten zwei Zeilen erhebliche Störungen aufweist1). Bei Prechtl findet sich eine veränderte Fassung der Inschrift, die durch keine der Kopialen gestützt wird und daher wohl als willkürliche Umformung zu gelten hat1).

Andreas Hiltmayer war seit 1500 oder 1506 Kanoniker des Kollegiatstifts St. Andreas2). 1508 erwarb er in Freising vom Chorherrn Petrus Reicher ein turmähnliches Wohnhaus des Stifts, das offenbar einen markanten Blickfang auf dem westlichen Domberg darstellte (quae dicitur turris lapidea in monte S: Andreae). Dieses Haus, das neben denen von Magister Johannes Eittinger und Domherr Petrus Kalbsor (Nr. 184) lag, wurde von den Brüdern Hiltmayer festungsartig umgebaut. Offenbar bezieht sich der Textanfang der Inschrift auf dieses Gebäude3).

Textkritischer Apparat

  1. Auflösung ist nicht im Hexameter mitzulesen.
  2. Sic, in AEM H 118 irrig für Romuliam.
  3. Die(s) ohne Kürzungszeichen.
  4. AEM H 118 p. 452: propiore.
  5. Folgender Text nicht bei Prechtl erwähnt.
  6. Auflösung unsicher, ursprünglich vielleicht C(a)n(oni)c(us).

Anmerkungen

  1. Der Text lautet bei Prechtl: Qui tres Romuliam quondam paravimus arcem / Sic etiam quartum ad hanc sustulit atra die mors. / Attamen aeternam supplex petit ipse salutem, / Hocque cubat corpus nunc propriore loco, s. Prechtl, St. Andreas 15.
  2. BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 162 p. 51: 1506; AEM FS 118 p. 34: 1500.
  3. BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 163 p. 32f.; Prechtl, St. Andreas 15. Dieses Haus ist auf der gegen Norden ausgerichteten Stadtansicht Freisings von Matthäus Merian rechts neben der Stiftskirche St. Andreas deutlich zu erkennen, s. Maß/Benker, Ansichten 23 Nr. 19.

Nachweise

  1. AEM H 477 p. 469 Nr. 1; AEM H 118 p. 408 Nr. 67, p. 452, p. 475 Nr. 66; HVF U XI 10 St. Andreas p. 96 Nr. 1; Prechtl, St. Andreas 15.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 167† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0016708.