Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 147 Domkreuzgang 1499

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Domherrn Vinzenz Schrenck von Notzing. Im Südflügel zwischen dem sechsten und siebten Joch an der Südwand. Ursprünglich ebenfalls im Kreuzgang1), seit 1716 am heutigen Standort. Adneter Kalkstein. Erhaben gearbeitete Umschrift zwischen zwei Leisten, nach innen gerichtet, die untere Schmalseite nicht ausgefüllt; Textbeginn auf der linken Längsseite. Im Mittelfeld unter einem Rundbogen aus Astwerk Darstellung des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, auf dem Kopf ein Birett, die Hände zum Gebet gefaltet, in seinem rechten Arm ein Buch; in der linken unteren Ecke ein kreisrundes Wappenmedaillon am Beginn der Schriftleiste. Die gesamte Oberfläche des Steins mit Schadstellen.

Maße: H. 189 cm, B. 101 cm, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno d(omi)ni · 1499 · die · 4 iuny obyt · ven(era)bilis v(i)r / · Vincencius · Schrenck / doct(or) Vtriusq(ue) juris · Can(oni)cus eccl(es)ie frisingens(is)a)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1499 am vierten Tag des Juni starb der ehrwürdige Mann Vinzenz Schrenck, Doktor beider Rechte, Kanoniker der Freisinger Kirche.

Wappen:
Schrenck2).

Kommentar

Zu den Schriftformen s. Einleitung CIII.

Vinzenz Schrenck von Notzing entstammte einer Münchner Patrizierfamilie. Er war der Sohn des Bartholomäus Schrenck von Notzing und der Dorothea, geb. Handschuher3). 1472 immatrikulierte er sich an der Universität Padua und bekleidete dort 1478 das Amt des Rektors der deutschen Nation4). 1480 wurde er Domherr in Freising5), dazu kam von 1481 bis 1490 ein Kanonikat in Augsburg6).

1482 erscheint er als Pfarrer von St. Michael in Haag und als Familiar des Papstes Sixtus IV.7), im selben Jahr übernahm er das Amt des Propstes zu Habach8), das er jedoch bereits 1484 wieder resignierte9). Seit 1483 gehörte er dem Domkapitel in Freising an10) und war seit 1488 auch Generalvikar11). 1485 erscheint er in den Matrikeln der Universität Ingolstadt12), außerdem wird er 1488 als Vikar zu Fürstenfeld13), 1490 als Freisinger Domvikar14) und 1491 als Pfarrer zu Vohburg genannt15). Im Nekrolog des Klosters Indersdorf findet sich ein Vermerk über seinen plötzlichen Tod16).

Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach Befund und kopialer Überlieferung erneuert wird: VINCENTI(VS) SCHRENCK D(OCTO)R CAN(ONICVS) O(BIIT) A(NN)O 1499. / 10 IVNIJ17).

Außerdem gab es in der Benediktuskirche im südlichen Seitenschiff eine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit der Inschrift: + / VINCEN(TIVS) / SCHRENK. D(OCTO)R / CAN(ONICVS) O(BIIT) 1499. / 10. IVL(II) / +. Im Zuge der Neupflasterung 1830 kam die Platte in das nördliche Seitenschiff18).

Textkritischer Apparat

  1. Worttrennzeichen paragraphenförmig.

Anmerkungen

  1. BSB 1716 Catalogus Canonicorum fol. 54r.
  2. Bay 57 (Tafel 59).
  3. Krick, Stammtafeln 347 Nr. 163B; Stahleder, Schrenck 104, 110, Tafel 2 (21d, 24h).
  4. Stahleder, Schrenck 110.
  5. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 54r.
  6. Khamm, Hierarchia Augustana I 606; Uttendorfer, Formelbuch 105.
  7. Scherg, Bavarica 78 Nr. 578; Haag, Pol. Bez. Amstetten, Niederösterreich, Österreich.
  8. Scherg, Bavarica 81 Nr. 601; Habach, Lkr. Weilheim-Schongau.
  9. Scherg, Bavarica 108 Nr. 796.
  10. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 54r.
  11. Monumenta Boica XVIII 615; Bugniet, Versuch 78.
  12. Echtler, Quellen (30. Dez. 1936) 7; Matrikel LMU I Sp. 148 Z. 27, 13. Juni 1485.
  13. BayHStA KU Fürstenfeld Nr. 1393, 1488 Juni 20; Kloster Fürstenfeld, Stadt Fürstenfeldbruck, Lkr. Fürstenfeldbruck.
  14. BayHStA Freising Urkunde 1490 Juni 25.
  15. Krick, Stammtafeln 347 Nr. 163B; Vohburg, Lkr. Pfaffenhofen a. d. Ilm.
  16. MGH Necrologia III Undensdorfense 185, Eintrag am 21. Mai: Vincencius Schrenck can. Vicariusque generalis ecclesie Frisingensis, sine confessione et sacramentis subito moriens; Indersdorf, Lkr. Dachau.
  17. Vgl. AEM H 482a p. 857; BSB Cgm 1718 1 nach p. 419; AEM H 64 p. 613; AEM H 465 fol. 230v.
  18. Vgl. BSB Oefeleana 10 IV p. 213; AEM H 76 p. 297; Schlecht, Inschriften IV 110 Nr. 28.

Nachweise

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 54r; BSB Cgm 1724 p. 231f. Nr. 64; BSB Oefeleana 10 IV p. 95f.; BSB Cgm 1717 p. 832; AEM H 482a p. 846, 857; BSB Cgm 1718 p. 419, 1 nach p. 419; AEM H 76 p. 331; AEM H 59 p. 51; AEM H 60 p. 98; Bugniet, Versuch 78; HVO Ms. 318 fol. 62r; AEM H 477 p. 749; AEM H 61 p. 202; AEM H 465 fol. 230v, 232v; AEM H 466; HVO Geissiana 454 p. 10 Nr. 73; HVF U XI 11 p. 9 Nr. 74; Schlecht, Inschriften III 60 Nr. 21; Glaser, Grabsteinbuch 345f. Nr. 128.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 147 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0014704.