Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 131† Münchner Straße 1485

Beschreibung

Denkmal für Nikolaus von Abensberg und Burkhard Rorbeck von Rorbach auf dem Anger ob der Statt Freising. Bereits 1747 als sehr schadhaft bezeichnet1), 1804 durch das bestehende Denkmal ersetzt. Vierteiliger, zentrischer Aufbau: Unten querrechteckiger Block mit Gedenkinschrift in gerundetem Binnenfeld (III), darüber ein großes querrechteckiges Feld mit einem Relief der Kreuztragung Christi, auf diesem ein kleinerer quadratischer Block mit dem Wappen derer von Abensberg; als Bekrönung ein gleicharmiges Kreuz mit Datierung auf dem oberen Kreuzbalken (I) sowie eine weitere Gedenkinschrift auf den beiden Querbalken (II), im Zentrum des Kreuzes das Rorbach-Wappen im Zackenkranz. Die Inschrift auf den Querarmen evtl. von Doppellinien eingefaßt.

Beschreibung nach BSB Cgm 2267 II und Magazin für die neueste Litteratur 1 (1775), Text nach BSB Cgm 2267 II.

  1. I.

    1485a) .

  2. II.

    Bürkhartb) // von Ror/bach demb) // gott gnadt

  3. III.

    Der Edl Niclas Herr Zu . / Abensperg der lest des / namens. ist allhie vnder/gelegenc) . vnd dods ab=/gangen . am 28. February . / im 1485. dem gott gnadtd).

Wappen:
Rorbeck von Rorbach2), Abensberg3).

Kommentar

Heute befindet sich auf dem Gelände der Münchner Straße 32 ein Denkmal, das der bayerische Kurfürst Maximilian IV. Joseph im Jahre 1804 errichten ließ. Auf einem offenbar später hinzugefügten Sockel erhebt sich ein Steinblock, der von einem geohrten Giebel bekrönt wird. Auf der Frontseite des Denkmals vermeldet eine Gedenktafel: Der Edle / Niklas Herr zu / Abensberg / der lezt dies Namens ist allhier / niedergelegen und tods abgangen / den 28. Februar 1485 / Gott Genad / Maximilian IV. / Churfürst zu Pfalzbaiern / ließ diesen Denkstein erneuern. / 18044). Der Text folgt bis auf den Stiftervermerk beinahe wörtlich der kopialen Überlieferung des 18. Jahrhunderts.

Das ursprüngliche Denkmal erinnerte an den blutigen Überfall von Herzog Christoph (1449–1493) auf drei Anhänger seines ihm wegen Streitigkeiten um das väterliche Erbe verhaßten Bruders Herzog Albrecht IV., der sich am Abend des 28. Februar 1485 nahe Freising ereignete. Nikolaus von Abensberg, Burkhard Rorbeck von Rorbach und Lorenz Bogner, allesamt Anhänger der Partei von Herzog Albrecht, wurden im Zuge dieser Racheaktion getötet, da sie 14 Jahre zuvor Herzog Christoph im Bad überfallen und gefangengenommen hatten. Ihre Leichname wurden in einem Trauerzug in die Stadt Freising überführt, wo die Nacht über ein Totenoffizium in St. Georg abgehalten wurde, am folgenden Tag fanden die Trauergottesdienste statt5).

Nikolaus von Abensberg entstammte einem bayerischen Adelsgeschlecht. Er kam 1440 als Sohn von Johannes von Abensberg und seiner Frau Elsa, geb. von Törring, zur Welt. 1467 verheiratete er sich mit Martha, geb. von Werdenberg. Die Ehe blieb kinderlos. Unter Herzog Georg dem Reichen (1455–1503) diente er als herzoglicher Rat6). Nach seiner Ermordung wurde er im Kloster Abensberg, das sein Vater gestiftet hatte, begraben7). Mit seinem Tod erlosch die Familie im Mannesstamm8).

Der inschriftlich genannte Burkhard Rorbeck von Rorbach auf Sandolzhausen gehörte zum Gefolge des Nikolaus von Abensberg und wurde ebenfalls am 28. Februar 1485 getötet. Er war der sechste Sohn von Hans Rorbeck von Rorbach und Ursula, geb. Kärgl. Um 1468 verheiratete er sich mit Margareta, Tochter des Hans von Maxlrain und der Anna, geb. von Gumppenberg. 1476 ist er als Pfleger zu Mainburg belegt. 1481 erschien er zusammen mit Herzog Otto Pfalzgraf in Bayern auf dem Turnier in Heidelberg. Wie Nikolaus von Abensberg zählten auch Burkhard und sein Bruder Wolfgang zu den Gegnern von Herzog Christoph9). Sein Leichnam wurde im Kloster Scheyern in der Familiengrabstätte beigesetzt10). Ein weiteres Opfer des Überfalls war der Münchner Bürger Lorenz Bogner, der in seine Heimatstadt überführt wurde.

Textkritischer Apparat

  1. BSB Cgm 2290 X, Magazin für neueste Litteratur 1 (1775): 1485 fehlt.
  2. Nachfolgend Unterbrechung durch Wappenschild.
  3. Meichelbeck, Historia Frisingensis II,1: nidergelegen.
  4. Meichelbeck, Historia Frisingensis II,1: den 18. Februarii 1485. Gott genad!

Anmerkungen

  1. Am 5. Juli 1747 meldet der Freisinger Steinmetz Matthias Einsele an die Hofkammer, daß das Abensberger Kreuz auf dem Münchner Anger sehr schadhaft sei, und bietet an, es um 45 fl. instandzusetzen, s. BayHStA HL 3 Fasz. 85/19. Ob die Renovierung auch ausgeführt wurde, ist nicht bekannt.
  2. BayA1 107 (Tafel 106).
  3. BayA1 3 (Tafel 1).
  4. Vgl. Gandershofer, Denkwürdigkeiten 75; Obernberg, Reisen I,2 426.
  5. Prechtl, St. Georg 27; Birkner, Abensberger; Gschwind, Abensberger Denkmal 6-8.
  6. Hundt, Stammenbuch I 19f.; Lieberich, Landherren 113.
  7. BSB Cgm 890 p. 438.
  8. Heigel, Abensberg 19; Ettelt-Schönewald, Kanzlei II 418-419.
  9. BSB Cgm 2290 XXIII fol. 38r; Mainburg, Lkr. Kelheim, NB.
  10. BSB Cgm 890 p. 438; Scheyern, Lkr. Pfaffenhofen an der Ilm.

Nachweise

  1. BSB Cgm 2267 II fol. 119v; Meichelbeck, Chronica 256; SBBA Msc. M.v.O. Ms. 39 p. 312; Meichelbeck, Historia Frisingensis II,1 271; BSB Cgm 2002 fol. 14r; BSB Cgm 2290 X fol. 42r; BSB Clm 27154 p. 122; Magazin für die neueste Litteratur 1 (1775) Stück 1, 10 und Taf. 1 N. 4; HVO Ms. 788 fol. 141r; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 182; Gentner, Weihenstephan 102; Sighart, Eisenbahnbüchlein 52; Dollinger/Stark, Abensberg 219 Anm. 84, Taf. 1; Freyberg, Herzog Christoph Nr. 31, 1 bzw. 410 (Sonderdr.); Birkner, Denkmäler 3; Boegl, Frisingensia Nr. 14, 2 Nr. VI.3; Gschwind, Abensberger 8; Alckens, Freising 86; Maß/Benker, Ansichten 86.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 131† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0013109.