Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 118† Dom Mariä Geburt und St. Korbinian 1477

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Domherrn Johannes Städler. Im äußeren nördlichen Seitenschiff in der Mariä-Opferungs-Kapelle. Möglicherweise im Zuge der Barockisierung des Doms 1723–1724 abgegangen1). Umschrift, nach innen gerichtet. Im Mittelfeld unter einem Halbkreisbogen aus Maßwerk Darstellung des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, die Hände zum Gebet gefaltet, in seinem linken Arm ein Buch; neben ihm in Schulterhöhe sowie in Kniehöhe beidseitig je zwei aufeinanderliegende Bücher; in den unteren Ecken der Platte je ein Wappenmedaillon, die Schriftleiste unterbrechend.

Standort nach BSB Cgm 1716, Beschreibung und Text nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

  1. A(nn)o · D(omi)ni · M · C · C · C · C · LXXVIIa) · in · dieb) · S · / Erasmj · O(biit) · ven(erabilis)c) · vird) · D(omi)n(us) · Johannes · Staedler · artium · decretorumq(ue)e) // doctorf) · Can(onicus) · fris(ingensis) · atq(ue) · fun=//datorg) · hui(us)h) · perpetuae · missae · altaris · Beate · Virginis · praesent(at)ionisi) · cui(us)k) / · an(im)a · in · pace · requiescatl) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1477 am Tage des hl. Erasmus starb der ehrwürdige Mann Herr Johannes Städler, Doktor Artium und des Kirchenrechts, Freisinger Kanoniker und Stifter dieser ewigen Messe des Altars der Opferung der seligen Jungfrau im Tempel. Seine Seele möge in Frieden ruhen.

Datum: 1477 Juni 02.

Wappen:
Städler2).

Kommentar

Johannes Städler, Doktor des Kirchenrechts, stammte aus Burghausen3). Seine Eltern waren Ludwig und Anna Städler4). 1425 erlangte er den Grad eines Lizentiaten des Kanonischen Rechts und Baccalaureus der Theologie an der Universität Wien5). 1442 ist er als Pfarrer von Schwindegg, 1447 als Pfarrer von Pöllau in der Steiermark – das er für Mariapfarr im Lungau resigniert – sowie als Kaplan von St. Ursula in Burghausen belegt6). 1444 erlangte er ein Kanonikat in Freising7), rückte 1456 zum Domkapitular auf8) und war seit 1461 zudem Domherr in Brixen9), zuletzt auch Pfarrer in Werfen10). Als Generalvikar wirkte er in den Jahren 1460 bis 147311). 1476 ließ er einen Altar in der Mariä-Opferungs-Kapelle des Freisinger Doms errichten, vgl. Nr. 11612). Meßstiftungen für Johannes Städler bestanden an der Domkirche13), in St. Andreas14), St. Veit15) und St. Johannes Baptist16).

Außer der figuralen Grabplatte gab es in der Mariä-Opferungs-Kapelle auch eine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit der Inschrift: Joannes Stadler Doctor, Can(onicus) fundator Capellae B(eatae) V(irginis) praesentatae. Ob(iit) A(nn)o 1477. 2. Junii17). Diese Platte ging spätestens im Zuge der Bodenerneuerung 1842 verloren.

Textkritischer Apparat

  1. BSB Cgm 1716, AEM H 482a, Bugniet, AEM H 465 Appendix: 1477.
  2. AEM H 482a, Bugniet: Anstatt in die irrig ipso die.
  3. AEM H 482a, Bugniet: ven(erabilis), ac Egregi(us).
  4. AEM H 465 Appendix: vir fehlt.
  5. Unterbrechung durch Wappenmedaillon; AEM H 465 Appendix: decretorumq(ue) fehlt.
  6. BSB Cgm 1718: nachfolgender Text bis einschließlich fundator fehlend.
  7. Unterbrechung durch Wappenmedaillon.
  8. AEM H 465 Appendix: hui(us) fehlt.
  9. BSB Cgm 1718: Danach eingefügt fundator.
  10. Nachfolgende Zeile aus Platzmangel in der Kopiale in einer zweiten Zeile am Ende der linken Längsseite fortgeführt; AEM H 465 Appendix: Schluß fehlt ab cuius.
  11. AEM H 482a: quiescat.

Anmerkungen

  1. Keine Nachzeichnung in AEM H 482a und BSB Cgm 1718; Bugniet, Versuch 76, erwähnt nur die kleine Bodenplatte; bei der Nachzeichnung in HVO Ms. 318 fol. 60r sind die Wappen nicht koloriert, was für eine Nachzeichnung aus einer frühen Kopiale – dem verschollenen Eckherschen Grabsteinbuch – spricht.
  2. Bg2 58 (Tafel 96), abweichend zu Siebmacher Mondsichel nicht quadriert, nur oberhalber Hund erkennbar.
  3. Burghausen, Lkr. Altötting.
  4. AEM Nachlaß Boegl Nr. 32 (Domherren 2).
  5. Aschbach, Wiener Universität I 609, 612.
  6. Martin, Supplikenregister 103 Nr. 12; Bugniet, Versuch 75; Schwindegg, Lkr. Mühldorf a. Inn; Mariapfarr, Pol. Bez. Tamsweg, Salzburg, Österreich; Pöllau, Pol. Bez. Hartberg, Steiermark, Österreich; Burghausen, Lkr. Altötting.
  7. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 53r; Bugniet, Versuch 75.
  8. Bugniet, Versuch 75; Hoheneicher, Spicilegium 3, 285 Nr. XVIII.
  9. Hundt, Indersdorf I 366f. Nr. 902.
  10. AEM Nachlaß Boegl Nr. 32 (Domherren 2); Werfen, Pol. Bez. St. Johann im Pongau, Salzburg, Österreich.
  11. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 52v; Scherg, Bavarica 28 Nr. 211.
  12. Bugniet, Versuch 75; AEM Nachlaß Boegl Nr. 32 (Domherren 2); vgl. Schlecht, Altäre 45f.
  13. BayHStA HL Freising Nr. 569 p. 36, 45, 49b, 55; BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 23v, 29r, 31v; AEM H 80 p. 47; MGH Necrologia III Liber Oblagiorum 95; vgl. Schlecht, Inschriften VI 109, der irrig vom 20. November als Erasmustag ausgeht; Boegl, Jahrtagsverzeichnis 5.
  14. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 53r; BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 163a fol. 12r, 21r, 22v, 28r; BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 161 fol. 359v, 371r.
  15. BayHStA KL Freising – St. Veit Nr. 62 fol. 36bv, 38v; BayHStA KL Freising – St. Veit Nr. 9 p. 192, 267; BayHStA KL Freising – St. Veit Nr. 63 fol. 36v, 65v.
  16. BayHStA KL Freising – St. Johann Collegiatstift Nr. 30 fol. 5r, 15r; BayHStA KL Freising – St. Johann Collegiatstift Nr. 31 fol. 3r.
  17. AEM H 76 p. 316, 317; AEM H 60 p. 94a; Bugniet, Versuch 75; Schlecht, Inschriften II 3 Nr. 65.

Nachweise

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 53r; AEM H 482a p. 906; BSB Cgm 1718 p. 448; AEM H 59 p. 50; AEM H 60 p. 94a,b; Bugniet, Versuch 75; HVO Ms. 318 fol. 60r; AEM H 477 p. 747; AEM H 465 fol. 242v, Appendix fol. 8v; HVO Geissiana 454 p. 9 Nr. 63; HVF U XI 11 p. 7 Nr. 63; Glaser, Grabsteinbuch 342 Nr. 117.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 118† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0011801.