Inschriftenkatalog: Stadt Freising
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 69: Stadt Freising (2010)
Nr. 54 Domkreuzgang 1397
Beschreibung
Figurale Grabplatte für den Domdekan Konrad Tölknar. Im Südflügel im fünften Joch an der Südwand. Ursprünglich im Chor der Benediktuskirche nahe dem Hochaltar1), seit 1716 am heutigen Standort. Adneter Kalkstein. Umschrift, nach innen gerichtet, die linke Längsseite nur in der unteren Hälfte ausgefüllt. Im vertieften Mittelfeld unter einem Fünfpaßbogen Darstellung des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, in seiner Linken ein Kelch, die Rechte darüber segnend erhoben; unterhalb der figuralen Darstellung ein querrechteckiges Feld, darin der von zwei oberhalben, bekleideten Männern als Wappenhalter getragene Wappenschild des Verstorbenen. Die Randbereiche der Platte zum Teil stark beschädigt.
Ergänzt nach HVO Ms. 318.
Maße: H. 195 cm, B. 86 cm, Bu. 8,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
Anno d(omi)ni m[il]l(esimo) CCC / lxxxxvij obiit d(omi)n(u)s Chunradus Tolknar decanus / huius [e]ccl(es)i[e in die S] / Crispini [Et] Crispiniani
Übersetzung:
Im Jahre des Herrn 1397 starb Herr Konrad Tölknar, Dekan dieser Kirche, am Tag der heiligen Crispin und Crispinian.
Datum: 1397 Oktober 25.
Tölknar2). |
Anmerkungen
- BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 60r; AEM H 482a p. 958; AEM H 76 p. 297.
- BayA3 112 (Tafel 74); die Beschreibung des Wappenbildes bei Siebmacher strittig; eine sitzende Katze, eine Ratte im Maul haltend; vgl. Goerge, „Judensau“ 65-67.
- BSB Cgm 2268 V fol. 83v.
- Hundt, Stammenbuch III 708f.; Busley, Domkapitel 49; Neumarkt-St. Veit, Lkr. Mühldorf a. Inn.
- BSB Cgm 2268 V fol. 83v.
- BSB Cgm 2268 V fol. 83v; BSB Cgm 1716 Decani Frisingensis Ecclesiae Maioris ad 7 p. 3, fol. 12v, Catalogus Canonicorum fol. 60r; Schlecht, Inschriften III 54.
- BayHStA HL Freising Nr. 569 p. 40, 50; BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 29v; MGH Necrologia III Liber Oblagiorum 94; Boegl, Jahrtagsverzeichnis 6.
- Vgl. BSB Oefeleana 10 IV p. 99; AEM H 482a p. 959; BSB Cgm 1718 1 nach p. 479; AEM H 64 p. 614; AEM H 465 fol. 258r.
- BSB Oefeleana 10 IV p. 209; AEM H 76 p. 297.
- Sighart, Eisenbahnbüchlein 58; vgl. Goerge, „Judensau“ 65f.
Nachweise
- BSB Cgm 2268 V fol. 83v; BSB Cgm 1716 Decani Frisingensis Ecclesiae Maioris fol. 12v, Catalogus Canonicorum fol. 60r; BayHStA HL Freising Nr. 648 p. 34 Nr. 33; BSB Cgm 1724 p. 251 Nr. 13; AEM H 58 p. 46 (P, H); BSB Cgm 1717 p. 913; BSB Cgm 2290 XXV fol. 350r; AEM H 482a p. 958f.; BSB Cgm 1718 p. 479, 1 nach p. 479; BayHStA Oefeleana Nr. 24 prod. Ludovicus Thölckner Ludovici Bavariae Ducis, Barbatj Ducis; AEM H 76 p. 332; HVO Ms. 318 fol. 51r; AEM H 477 p. 742; AEM H 61 p. 59; AEM H 465 fol. 256v, 258r, Appendix fol. 6r; AEM H 466; HVO Geissiana 454 p. 4 Nr. 28; HVF U XI 11 p. 4 Nr. 30; Schlecht, Inschriften III 55 Nr. 14; Glaser, Grabsteinbuch 331 Nr. 83.
Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 54 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0005401.
Kommentar
Konrad Tölknar entstammte einem bayerischen Adelsgeschlecht. Seine Eltern waren Conrad Tölknar und Elisabeth, geb. Stachl3). Die Familie hatte ihren Sitz zu Neumarkt-St. Veit, wo mehrere Familienmitglieder als Pfleger tätig waren4). 1386 wurde Konrad Tölknar Domherr und Kapitular in Freising5). 1394 wurde er zum Prodekan gewählt und löste 1395 den suspendierten Jacob Prunner im Amt des Domdekans endgültig ab6). Von ihm ist eine Jahrtagsstiftung an die Freisinger Domkirche belegt7).
Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach Befund und kopialer Überlieferung erneuert wird: CONRAD(VS) TÖLKNER NOBILIS BAVAR(VS) / DECAN(VS) O(BIIT) A(NN)O 1397. 25 OCT(OBRIS)8).
Außerdem gab es in der Benediktuskirche im Mittelschiff eine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit der Inschrift: Conr(adus) Tolckner Decan(us) ob(iit) XXVII. Oct(obris) M.CCCLXXXX[VII]9). Diese Platte ging spätestens im Zuge der Bodenerneuerung 1830 verloren.
Eine von Joachim Sighart mitgeteilte, angeblich früher auf der Grabplatte zu lesende antisemitische Inschrift hat mit einiger Sicherheit nie existiert10).