Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 47 Domkreuzgang 1388

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Domherrn Heinrich Sätzler. Im Nordflügel zwischen dem achten und neunten Joch an der Nordwand. Ursprünglich in der Benediktuskirche1), 1716 an den heutigen Standort versetzt. Adneter Kalkstein. Umschrift zwischen zwei Linien nach innen gerichtet, die linke Längsseite nur bis zur Mitte ausgefüllt. Im Mittelfeld Darstellung des Verstorbenen kniend im Meßgewand, die Hände zum Gebet erhoben, unter ihm der Wappenschild. Körper und Wappen in Ritzzeichnung, der Kopf in Flachrelief. Quer durch die Mitte der Platte ein diagonal ansteigender Riß.

Maße: H. 240 cm, B. 125 cm, Bu. 11 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. + Annoa) · d(omi)ni · 1 · 3 · 8 · 8 · / obijt · hainric(us) · saeczlib) · cano(n)ic(us) · ecc(lesi)e · / maioris · frysing(e)n(sis) · / in diuisio(n)e · ap(osto)lorumc)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1388 starb Heinrich Sätzler, Kanoniker der Domkirche in Freising an (dem Tage) der Aussendung der Apostel.

Datum: 1388 Juli 15.

Wappen:
Sätzler2).

Kommentar

In dieser Inschrift treten erstmals im Freisinger Bestand arabische Ziffern auf. Die Schriftgestaltung und das Zeichen zu Textbeginn stimmen weitgehend mit der Inschrift auf der Grabplatte für Johannes Gerold (Nr. 45) überein, so daß ein Werkstattzusammenhang vorliegen dürfte; s. auch Einleitung XCVII.

Heinrich Sätzler entstammte einem bayerischen Adelsgeschlecht3). 1360 ist er als Notar des Bischofs Paul von Harrach belegt und wird dabei als acolitus constantiensis bezeichnet4). Seit etwa 1373 war er Freisinger Domherr5) und von 1380 bis 1386 auch Stiftsdekan von St. Andreas6), zugleich erhielt er als Pfründe die Pfarrei Waidhofen an der Ybbs7). Etwa 1379 bis 1385 amtierte er als Freisinger Domzellerar8), 1377 und 1378 auch als Kastner9).

Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach kopialer Überlieferung erneuert wird: HENRICVS SAEZEL CAN(ONICVS) / O(BIIT) A(NN)O 1388. 15 IVLII.10). Außerdem gab es in der Benediktuskirche eine Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit der Inschrift: Henr(icus) Saezl Can(onicus) O(biit) 1388. in die divis(ione) Ap(osto)lorum11). Diese Platte ging spätestens im Zuge der Bodenerneuerung 1830 verloren.

Textkritischer Apparat

  1. Zu Textbeginn ein Lilienkreuz.
  2. Sic! e stark verkleinert hochgestellt.
  3. Worttrennzeichen quadrangelförmig.

Anmerkungen

  1. BSB Cgm 2268 IV fol. 340r; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 50v.
  2. Ein aufrechter schräg links gestellter Pfeil.
  3. Vgl. BSB Cgm 2268 IV fol. 340r.
  4. Lang, Acta Salzburgo-Aquilejensia I,2 502 Nr. 691.
  5. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 50v.
  6. Starzer, Regesten 396; AEM FS 118 p. 9; Prechtl, St. Andreas 111.
  7. Starzer, Regesten 396; Waidhofen an der Ybbs, Niederösterreich, Österreich.
  8. BSB Cgm 2268 IV fol. 340r; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 50v; Busley, Domkapitel 46. Bei Schlecht, Inschriften V 18, wird er als Kellermeister noch in den Jahren 1382 und 1385 genannt.
  9. BSB Cgm 2268 IV fol. 340r; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 50v; Schlecht, Inschriften V 18.
  10. Vgl. AEM H 482a p. 789; BSB Cgm 1718 1 nach p. 389; AEM H 64 p. 602; AEM H 465 fol. 216v.
  11. BSB Oefeleana 10 IV p. 208; AEM H 76 p. 297, 321.

Nachweise

  1. BSB Cgm 2268 IV fol. 340r; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 50v; BSB Cgm 1724 p. 219 Nr. 34; BSB Oefeleana 10 IV p. 121; AEM H 76 p. 318; AEM H 482a p. 788f.; BSB Cgm 1718 p. 389, 1 nach p. 389; HVO Ms. 318 fol. 49r; AEM H 477 p. 741; AEM H 61 p. 189; AEM H 465 fol. 216r, 216v, Appendix fol. 5r; AEM H 466; HVO Geissiana 454 p. 3 Nr. 19; HVF U XI 11 p. 3 Nr. 20; Schlecht, Inschriften V 18 Nr. 27; Glaser, Grabsteinbuch 329 Nr. 76.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 47 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0004708.