Inschriftenkatalog: Stadt Essen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 81: Stadt Essen (2011)

Nr. 155 Elisabeth-Krankenhaus 1619

Beschreibung

Steintafel.1) Die siebenzeilige Bauinschrift ist in die fast quadratische, von Rollwerk gerahmte Platte eingehauen. Im Giebel befindet sich ein reliefiertes Abtswappen mit Mitra und zwei gekreuzten Krummstäben. Die neu gefasste Tafel war ursprünglich an der inneren Chorwand der Kapuzinerkirche2) und nach deren Abriss zwischen 1742 und 1745 an der Südwand der neuen Bibliothek des Kapuzinerklosters angebracht.3) Diese Gebäude wurden nach der Aufhebung des Klosters 1836 an die Barmherzigen Schwestern der heiligen Elisabeth übergeben, die dort die erste Essener Krankenpflegeanstalt einrichteten. Seit dem Umzug des Elisabeth-Krankenhauses in die Moltkestraße ist die Tafel in einem Krankenhausflur eingemauert.4)

Maße: H. 114,5 cm; B. 80 cm; Bu. 4–4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/1]

  1. REVERENDISSIMVS ET AM/PLISSIMVS D(OMINVS) · D(OMINVS) · HVGO DEI / GRATIA IMPERIALIVM ET / EXEMPTORVM MONASTERI/ORVM WERTHINENSIS ET / HELMONSTEDENSIS ABBAS / ANNO · M · DC · XIX · DIE XXX / OCTOBRISa) ERIGI FECIT

Übersetzung:

Der hochwürdigste und hochangesehene Herr Herr Hugo, von Gottes Gnaden Abt der kaiserlichen und exempten Klöster Werden und Helmstedt, ließ (dies) am 30. Oktober im Jahre 1619 errichten.

Wappen:
Abt Hugo Preutäus.5)

Kommentar

Die Buchstaben der schmal proportionierten Kapitalis wirken teilweise gedrängt, S und X sind oft etwas ungelenk ausgeführt. Die Kürzungszeichen und die Zahlenmarkierungen im Datum bestehen aus vertieften Dreispitzen.

Der Werdener Abt Hugo Preutäus (1614–1646) gehörte neben der Essener Äbtissin Maria Clara (1614–1644) von Spaur zu den wichtigsten Förderern des Essener Kapuzinerkonvents. Er finanzierte den Bau des Chors und der darüber liegenden Bibliothek aus eigenen Mitteln6) und setzte bei der Grundsteinlegung am 17. April 1619 den zweiten Stein in das Fundament der Kirche.7) Die Bauinschrift gibt das Datum der Fertigstellung des Chors und der Bibliothek etwa eineinhalb Jahre nach Baubeginn an. Der Wortlaut der Inschrift ist auch für eine verlorene Wappenscheibe in der Bibliothek bezeugt.8) Die Kirche wurde 1620 fertiggestellt und am 10. Oktober 1621 durch den Kölner Weihbischof und Generalvikar Otto Gereon von Gutmann, Bischof von Cyrene, geweiht.9)

Textkritischer Apparat

  1. Die letzte Zeile ist eingerückt.

Anmerkungen

  1. Die Gesteinsart lässt sich nicht bestimmen, da die Platte eingemauert und neu gefasst ist.
  2. HStAD, Stift Essen, Akten, Nr. 272, fol. 7r; PAKK, PC Sp I 10, S. 32; Arens, Kapuzinerkloster, S. 81.
  3. Arens, Kapuzinerkloster, S. 90.
  4. Schröter, Kapuzinerkloster, S. 46f. Auch die barocke Innenausstattung der zweiten Kapuzinerkirche befindet sich heute in der Krankenhauskirche, ebenso wie die Wappentafel zu Nr. 158.
  5. Klöster Werden und Helmstedt (vgl. Nr. 99, Anm. 2), oben links und unten rechts kombiniert mit dem Familienwappen Preutäus (drei Kleeblätter 2:1), bekrönt von einer Mitra, hinterlegt von zwei gekreuzten Krummstäben.
  6. HStAD, Stift Essen, Akten, Nr. 272, fol. 7r; PAKK, PC Sp I 10, S. 32, 278; Arens, Kapuzinerkloster, S. 81.
  7. Aders, Chronik Ursinus, S. 237; Arens, Kapuzinerkloster, S. 81; Müller, Ankunft, S. 3.
  8. Vgl. Nr. 156.
  9. Arens, Kapuzinerkloster, S. 82, vgl. auch Nr. 158.

Nachweise

  1. HStAD, Stift Essen, Akten, Nr. 272, fol. 7r.
  2. Heidemann, Beguinenconvente, S. 19.
  3. Arens, Kapuzinerkloster, S. 81.
  4. Schröter, Kapuzinerkloster, S. 32, mit Abb. I.

Zitierhinweis:
DI 81, Stadt Essen, Nr. 155 (Sonja Hermann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di081d007k0015500.