Inschriftenkatalog: Stadt Essen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 81: Stadt Essen (2011)

Nr. 29 Domschatzkammer 11. Jh.

Beschreibung

Rundes Altarsepulchrum mit Deckel.1) Blei. Die Dose wurde aus dünnem, zugeschnittenem Bleiblech gebogen, die Kanten sind nicht verlötet. Der durch einen Riss beschädigte Deckel ist aus einem Stück getrieben. In die Innenseite des Deckels ist eine Reliquienbezeichnung (A), in die Außenfläche der Dose wohl der Altarzugehörigkeitsvermerk (B) eingeritzt. Das Altarsepulchrum war wahrscheinlich im Martinsaltar im Hochchor eingelassen.

Maße: H. 2,7 cm; Dm. 4,5 cm (Dose); H. 1 cm; Dm. 5,5 (Deckel); Bu. 0,2 cm (A), 0,5 cm (B).

Schriftart(en): Karolingische Minuskel mit Versal (A), Kapitalis (B).

AWK NRW, Arbeitsstelle Inschriften [1/2]

  1. A

    De reliq(uiis) quę / inuentę sunt in / uetere altari

  2. B

    MARTINVS

Übersetzung:

Von den Reliquien, die im alten Altar gefunden wurden. (A)

Kommentar

Die Inschrift A kann, vergleichbar mit den Reliquienbezeichnungen auf weiteren Altarsepulchren aus dem Stift Essen, ins 11. Jahrhundert datiert werden.2) Als Genitivendung steht e caudata. Bei inventę ist dieser Buchstabe durch einen kleinen Haken, der sich in der Mitte zwischen den Zeilen befindet und nicht mit dem e verbunden ist, gekennzeichnet.

Inschrift B ist mit der Inschrift auf der Deckelaußenseite des größten Essener Altarsepulchrums (Nr. 17B) vergleichbar: Sie zeigt ebenfalls breites M mit schräg gestellten Außenschäften und eine breite Ausführung des T. Die Inschrift wird deshalb vorsichtig ins 11. Jahrhundert datiert. Wegen der wenig charakteristischen Buchstabenformen kann diese Datierung aber nicht als gesichert gelten. Vor -NVS wurde ein Spatium gelassen. Die Inschrift weist wohl auf den Altar hin, in dem das Altarsepulchrum eingelassen war. Laut den Äbtissinnenkatalogen wurde der Martinsaltar im Hochchor 1311 gestiftet.3) Die Inschrift ist paläographisch allerdings nicht in diese Zeit einzuordnen, vielleicht handelte es sich 1311 um eine Erneuerungsstiftung.4) Inschrift A legt nahe, dass bereits im 11. Jahrhundert in der Münsterkirche Altäre niedergelegt wurden und die Reliquien in andere Altäre eingelassen wurden.5)

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. 228 (E/r5).
  2. Vgl. Nr. 11, 17, 30, 31, 32, 33, 34.
  3. Seemann, Aebtissinnen, S. 10.
  4. Vgl. auch Nr. 51.
  5. Röckelein, Reliquienbehältnisse, S. 117f.

Nachweise

  1. Bodarwé, Martyrs, S. 359 (A).
  2. dies., Sanctimoniales, S. 57 (A), 203, Anm. 53 (B). –– Röckelein, Reliquienbehältnisse, S. 143.
  3. Kat. Paderborn 2009, S. 453, Nr. 179 (H. R[öckelein]) (B), mit Abb. 13–15, S. 131.

Zitierhinweis:
DI 81, Stadt Essen, Nr. 29 (Sonja Hermann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di081d007k0002902.