Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)
Nr. 310 Dom St. Blasii 1502
Beschreibung
Glocke Johannes Baptista. Sie hängt im Glockenhaus des Domes und ist die drittgrößte und letzte der von Gerdt Wou 1502 in der Burg vor dem Dom gegossenen Glocken, denn ihre Inschrift berichtet von drei neuen Glocken. Für den Guß wurden offenbar ältere Glocken eingeschmolzen1). Die Inschrift verläuft einzeilig auf der Schulter zwischen zwei dünnen Hilfslinien, die von den Ober- und Unterlängen durchbrochen werden. Zwei breitere Stege umgeben den Ornamentfries oben und unten2). Lilien dienen als Worttrenner, die Versenden sind durch je zwei Lilien markiert. Auf der Flanke unter dem Namen des Johannes das Relief des Täufers, das Buch mit dem ruhenden Lamm in der linken, die rechte Hand segnend erhoben. Auf der gegenüberliegenden Seite ein Relief des Märtyrers Thomas Becket in bischöflichem Ornat mit Krummstab in der linken Hand, die rechte Hand segnend erhoben. Hinter seinem nimbierten Kopf ein Schwert als Symbol seines Märtyrertodes.
Inschrift nach Peter.
Maße: Dm.: 155 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
+ Baptiste · sonitus · magnu(m) · super · aera · q(ui)sq(ue)a) ·itq(ue)b) · Johannis · e(st) · si(n)gula · prava · fuga(n)s ·Annos · post · mille · quingentos · atq(ue) · secundum ·Innovat · ecclesia · tres · pia · dulcisonas ·
Übersetzung:
Jeder Ton des Johannes Baptista dringt hoch in den Himmel. Er vertreibt alles Böse. Im Jahr 1502 nach (Christi Geburt) erneuert die fromme Kirche drei süßtönende (Glocken).
Versmaß: Zwei elegische Distichen.
Textkritischer Apparat
- z-förmiges Abkürzungszeichen nach q, wie in vielen Glockeninschriften Gerdt Wous; vgl. Peter, Abb. 11, 13, 26.
- Sic für itaque.
Anmerkungen
- Vgl. Pfeifer, 1927/1928, S. 58ff.
- Wie bei der Marienglocke (Nr. 309); auch die Krone und die Stege um den Schlag sind identisch.
- Vgl. Peter, Abb. 25–28, S. 370f.; zur Gußtechnik ebd., S. 369.
Nachweise
- Abb.: Peter, Abb. 12, S. 362; Abb. 26, 28, S. 370f.
- Lit.: Peter, S. 369f., S. 393f.; Quast, S. 38–49; wie Anm. 1.
Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 310 (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0031006.
Kommentar
Die Johannesglocke ist wie die Salvator- und Marienglocke im Sommer 1502 von Gerdt Wou auf dem Domplatz vor der Burg gegossen worden (vgl. Nr. 308). Die Modeln für die Reliefs beider Heiliger treten in verschiedenen Varianten auf. So geht die Figur Johannes d. T. auf das Grundmodell des Salvators, nur um das Lamm in der linken Hand verändert, zurück. Für das Relief des Thomas Becket wurde die auf der Salvatorglocke verwendete Figur des Blasius leicht verändert, die rechte Hand ist nun segnend erhoben, das säbelartige Schwert hinter dem Kopf des Märtyrers wurde hinzugefügt3).