Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 35: Stadt Braunschweig I (1993)
Nr. 119 St. Martini 1441
Beschreibung
Taufkessel; Bronze. Er war ursprünglich im westlichen Mittelschiffjoch aufgestellt und befindet sich seit 1899 in der Annenkapelle, umgeben von einem schmiedeeisernen Gitter von 1671. Den Taufkessel tragen vier männliche Figuren, die die Paradiesflüsse darstellen; sie trugen ehemals Wasserbehälter in den Händen. Die Wandung ist durch schmale, in der Mitte mit Engelfiguren besetzte Pfeiler in sieben Darstellungen aus dem Leben Christi eingeteilt, die jeweils unter einem dreiteiligen Maßwerkbaldachin angeordnet sind: die Verkündigung an Maria, der Anfang des Grußes auf einem dem Engel vorgesetzten Spruchband (A); Geburt Christi; Darbringung im Tempel; Taufe Christi; Kreuzigung; Himmelfahrt; Ausgießung des Hl. Geistes. Die Datierung (B) ist auf dem oberen, leicht überkragenden Rand, oberhalb der Darstellungen von Geburt und Verkündigung eingraviert.
Maße: H.: 105 cm; Dm.: 111 cm (oben); Bu.: 1,8 cm (A); 3 cm (B).
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
ave gra(tia)1)
- B
m · cccc · xli · i(n) · vigilia · pe(n)tecostes
Übersetzung:
1441 am Tag vor Pfingsten (3. 6.) (B)
Anmerkungen
- Lc. 1,28.
- Kat. Stadt im Wandel 2, Nr. 1134, S. 1313.
- Ebd.
- Bruno Lachmann, Die Taufe der Martini-Kirche zu Braunschweig, in: Jb. der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 81, 1983, S. 95–142, hier S. 111.
Nachweise
- Abb.: Meier/Steinacker, 1926, S. 23, Abb. 34; Dorn, Abb. 71, 73; wie Anm. 2.
- Lit.: Scheffler, S. 189–192; Fuhse, 1935, S. 10, 282; Dorn, S. 234; Kat. Stadt im Wandel 2, Nr. 1134, S. 1312–1314.
Zitierhinweis:
DI 35, Stadt Braunschweig I, Nr. 119 (Andrea Boockmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di035g005k0011906.
Kommentar
Die Taufe wurde von dem aus Hildesheim stammenden, seit 1431 in Braunschweig ansässigen Gießer Bertold Sprangke (um 1400–1476/80) angefertigt, wie Einträge über Materiallieferung und Zahlung aus den Jahren 1440 und 1441 in den Kirchenrechnungen der Martinikirche bezeugen2). Die Figuren stehen in Gesichtstyp und Haltung den Skulpturen der 1434 geschaffenen Annenkapelle (vgl. Nr. 116) stilistisch nahe3). Ein um 1440 entstandener, gleich großer Taufkessel Sprangkes aus St. Ulrici, heute in der Kirche St. Ulrici-Brüdern4), steht auf vier fast gleichen, aber vollständigen Trägerfiguren. Er zeigt im Bildprogramm 15 Apostel und Heilige unter Baldachinen und in einem Doppelfeld die Kreuzigung. Der mit Alabaster verzierte Deckel ist eine Stiftung des Bürgermeisters Jost Kale von 1618, ausgeführt von Georg Röttger und Luleff Bartels.