Inschriftenkatalog: Aachen (Stadt)
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 32: Stadt Aachen (1993)
Nr. 166† Burtscheid, Muttergotteskapelle 1643/44
Beschreibung
Muttergottesbild. Kupferplatte mit halbrundem Abschluß, Darstellung und Inschriften graviert. Maria als Himmelskönigin im langen, weiten Mantel, mit dem Kinde auf dem linken Arm und dem Zepter in der rechten Hand, schwebt vor einem Eichenbaum. Im Hintergrund links die Abtei Burtscheid, rechts die Muttergotteskapelle. Inschrift (A) am linken und rechten Rand, (B) in den unteren Rand, (C) und (D) in den Sockel eingraviert. Das Bild wurde 1988 gestohlen.
Lesung von (A) und (B) nach Foto, Wortlaut von (C) und (D) nach KDM.
Maße: H. 14,5, B. 10 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
A(NN)O · O · MATER · DEI · / MEMENTO · MEI 1643
- B
D(OMINVS)a) · PE(TRVS) · KERCHO[F]b) POR(CE)T(ENSIS) · CONF(ESSOR)
- C
O CLEMENS O PIA O DVLCIS VIRGO MARIA1)
- D
MONSTRA TE ESSE MATERc)2) ANNO 1644
Übersetzung:
O Mutter Gottes, gedenke meiner.
Herr Petrus Kerchof, Beichtvater von Burtscheid.
O milde, o fromme, o süße Jungfrau Maria!
Zeige, daß du Mutter bist.
Nachweise
- KDM 10,2, S. 294.
- Teichmann, Klein-Scherpenhövel, S. 172 und Abb. 2.
- Huyskens, Verschwundene Grabsteine, S. 134 Anm. 2.
Zitierhinweis:
DI 32, Stadt Aachen, Nr. 166† (Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di032d002k0016608.
Kommentar
Die Schlußformel der Antiphon Salve regina (C) soll von Bernhard von Clairvaux verfaßt worden sein, dem auch das Gebet Monstra te esse matrem zugeschrieben wird. Diese unhistorische Zuschreibung des schon im 9. Jh. bezeugten liturgischen Textes an den 1153 verstorbenen Abt steht in Zusammenhang mit der Legende von der Erscheinung der Muttergottes vor dem hl. Bernhard, dem sie auf sein Gebet hin die Lippen mit Muttermilch benetzt.3) Hier wird der Text unabhängig von einer Darstellung der Lactatio überliefert. Vorbild für die Mariendarstellung dürfte die Muttergottes-Bildsäule des belgischen Wallfahrtsortes Montaigu gewesen sein, die Maria ebenfalls vor einer Eiche zeigt.4) Der Sockel wurde offenbar 1644 nachgefertigt. Petrus Kerchof stammte aus dem Land Limburg.5) 1606 legte er in Val-Dieu Profeß ab. 1639 war er einer von drei Kandidaten des Konvents für die Nachfolge des verstorbenen Abtes, wurde jedoch ebenso wie diese wegen mangelnder Eignung abgelehnt.6) Petrus Kerchhof gehörte zu den Mönchen von Val-Dieu, die auf Anweisung des Vaterabtes von Clairvaux die seelsorgerische Betreuung der Burtscheider Nonnen übernommen hatten.7) Er starb 1645 und wurde in Burtscheid begraben (vgl. Nr. 175).
Textkritischer Apparat
Anmerkungen