Inschriftenkatalog: Altkreis Witzenhausen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 87: Witzenhausen (Altkreis) (2017)

Nr. 61 Witzenhausen, Liebfrauenkirche 1575

Beschreibung

Grabplatte für einen Sohn Wilkinus(?) der Familie Behn. Hochrechteckige Platte an der Innenseite der Nordwand. Die umlaufende Inschrift A ist in situ nur an der oberen Schmalseite und im oberen Teil jeder Langseite teilweise lesbar. Es existiert aber ein Foto der Grabplatte, durch das der Text bis auf den Namen des Kindes sicher lesbar ist.1) Im Innenfeld der Platte steht unter einer (mit Blattwerk?) verzierten Arkade ein betender Knabe, der in ein knielanges Gewand gehüllt ist. Unterhalb seines Gewandes befinden sich zwei weitere Schriftzeilen (B), die durch die Beine des Jungen zweimal unterbrochen sind. Inschriften eingehauen.

Inschrift nach Foto; ergänzt nach Reyer.

Maße: H. 78, B. 45, Bu. 5 cm (A).

Schriftart(en): Kapitalis (A, B).

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz, Fotograf: Christian Feist [1/1]

  1. A

    ANNO CHRISTI 1575 // OBIIT PLACIDE IN D(OMI)NO BONAE INDOL(IS) PVER // WIL[K]IN(VS)a) B[ENE]NIV[S] // AD AETERNAM GLORIA(M) RESVRECTVR(VS)b)

  2. B

    15 · // IV//NIIc) / AETAT(IS) // SVAE // ANNO 6

Übersetzung:

(A) Im Jahre 1575 starb sanft im Herrn der mit guten Anlagen versehene Knabe Wilkinus Benenius, er wird zur ewigen Herrlichkeit auferstehen. (B) Am 15. Juni im sechsten Lebensjahr.

Kommentar

Fundort des Steines ist das Grundstück Am Brauhaus 3. Auf Betreiben Artur Künzels, des Vorsitzenden des Werratalvereins, wurde der Stein gereinigt und fotografiert und 1983 in die Liebfrauenkirche verbracht, wo er jetzt an der Innenseite der Nordwand hängt. Aus dem Fundort, der ja das ehemalige Wohngrundstück des Pfarrers Behn ist (s. Kat.-Nr. 59), und den erhaltenen Buchstaben B…NIV schließt Reyer, dass es sich bei dem verstorbenen Kind um einen Sohn des Pfarrers Behn handelt. Zweifel daran sind m. E. kaum möglich, auch wenn vom B nur knapp die Hälfte des unteren Bogens erhalten ist. Als Vornamen des Kindes vermutet Reyer zu Recht Wilkinus.2) Die deutsche Namensform ist Wil(c)ke oder Willekin. Der Name war gerade damals bei den Bodenhausen im Gebrauch, die wohl eine engere Verbindung zur Liebfrauenkirche oder Pfarrer Behn hatten.3)

Textkritischer Apparat

  1. Bei WIL[K]IN(VS) nach dem L eine Haste, dann ein gebogener unterer Schrägschaft(?).
  2. Sic!
  3. 15 nach Foto; Monatsname noch am Original erkennbar. Über der 1 ein Punkt. Hinter der 5 ein nicht mehr deutbares Zeichen. Da es an den Balken der 5 stößt, handelt es sich wohl um einen Spalt in der Oberfläche des Steins. Reyer liest: IS/V/III; denn das Foto ließ ihn das I vor und das N hinter dem V nicht erkennen.

Anmerkungen

  1. Reyer, Benenius 121 Abb. 7.
  2. Reyer, Benenius 122.
  3. s. Kat.-Nr. 63 und den im Kommentar von Kat.-Nr. 59 zitierten Passus der Chronik Ballenhausen; s. ferner Stammbuch, Bodenhausen I.

Nachweise

  1. Reyer, Benenius 120ff.
  2. Reyer, Handbuch 38.

Zitierhinweis:
DI 87, Witzenhausen (Altkreis), Nr. 61 (Edgar Siedschlag, Mitarbeit: Fuchs, Rüdiger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di087mz13k0006105.