Inschriftenkatalog: Altkreis Witzenhausen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 87: Witzenhausen (Altkreis) (2017)

Nr. 40 Hessisch Lichtenau, Burgstraße 38 1536

Beschreibung

Sturzsteine. Der Gebäudekomplex mit Gutshaus und Versorgungsgebäuden, kurz als Junkerhof bezeichnet, umgibt einen Hof, der zur Straße hin durch eine Mauer mit einem Tor begrenzt wird. Das ehemalige Herrenhaus hat ein steinernes Erdgeschoss, darüber ein zweites Geschoss, das mit Platten verkleidet ist, vermutlich Fachwerk. Im Erdgeschoss an der Straßenseite drei Fenster, deren mittleres jetzt vermauert ist. Es ist beinahe prunkvoll gestaltet: Am Rahmen hat der Steinmetz säulenähnlichen Schmuck und Kannelierungen angebracht und im Sturz nach unten durchgebogene, sich kreuzende Rippen; alles erinnert an einen geöffneten Vorhang. Darüber in der Mitte in schriftbandähnlichem vertieftem Feld die Jahreszahl I, links daneben in runder eingetiefter Kartusche eine achtteilige Rosette, rechts in eingetieftem, fünfeckigem, an einen Hausumriss erinnerndem Feld eine Lilie(?). Unter der 5 ein Steinmetzzeichen (S6).

In der Mauer rechts neben dem Tor ist ein ehemaliger Türsturz eingemauert. Sein unterer Teil ist ausgekehlt, wobei ein waagerechter Steg und an den Seiten je zwei senkrechte Stege stehen gelassen wurden; den oberen Teil nimmt ein eingetieftes Feld ein mit Steinmetzzeichen (S6, wie bei I) und Inschrift II in der Mitte, erhaben gearbeitet, Worttrenner Quadrangel; erhabene Ornamentik an den Seiten.

Fenster: H. 240 (ca. 50 Sturz), B. 215, Zi. ca. 8 (I); Türsturz: H. 37, B. 156, Zi. 11 cm (II).

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz, Fotograf: Christian Feist [1/4]

  1. I

    1 5 3 6

  2. II

    · 1 · 5 // 3 · 6a) ·

Kommentar

Der Junkerhof ist der ehemalige Burgsitz der Herren Meisenbug.1) Er wurde an der Stelle der 1413 abgebrochenen landgräflichen Burg errichtet. Die Jahreszahlen erinnern an einen Umbau oder Neubau. Ein älterer inschriftloser Wappenstein, der wohl bei diesen Baumaßnahmen angebracht wurde, befindet sich an der Rückseite des Hauses. Er wurde, so vermutet Cornelius, von Hermann Meisenbug und Adelheid Wolf von Gudenberg um 1468 angebracht, „stilistisch (passe er) aber auch zu den Steinen von 1536, die Heinrich Meisenbug mit einer noch unbekannten Ehefrau einbauen ließ.“2) Ein weiterer Wappenstein der Familie Meisenbug (Kat.-Nr. 282) ist unter dem Sturz mit der Inschrift II eingemauert.

Textkritischer Apparat

  1. Vor 3 Steinmetzzeichen (S6).

Anmerkungen

  1. Inschriften zu den Meisenbug: Kat.-Nrr. 62, 99, 100, 135, 141, 146, 208, 215, 240, 243, 274, 282. – Die Meisenbug führten zunächst kein „von“ im Namen. Das zeigen z. B. das Epitaph von 1597 (Kat.-Nr. 100) oder auch die von Stein bzw. Gnetzinger verfassten Leichenpredigten. Noch 1692 gibt Georg II. seinen Namen als Georg Meisenbug an. Dagegen ist Dorothea Mechtilda schon 1680 als „geb. von Meisenbugk“ bezeichnet, wie es ja auch auf dem Wappenstein (Kat.-Nr. 282) zu lesen ist. Ihren Gatten Georg II. nannte Dorothea Mechtilda auf seinem Grabstein (Kat.-Nr. 274) ebenfalls mit dem Adelsprädikat. Diesem Sachverhalt folgt die Bezeichnung der Familienmitglieder im gesamten Band außer bei Zitaten – die Bezeichnung schwankt in der Literatur – und bei den beiden eben genannten Personen.
  2. Cornelius, Bildwerke 78; Abb. des Wappensteins s. Zietz 408.

Zitierhinweis:
DI 87, Witzenhausen (Altkreis), Nr. 40 (Edgar Siedschlag, Mitarbeit: Fuchs, Rüdiger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di087mz13k0004003.