Inschriftenkatalog: Altkreis Witzenhausen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 87: Witzenhausen (Altkreis) (2017)

Nr. 11† Bad Sooden-Allendorf-Dudenrode, Kirche 1463

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Glocke. „An der Krone 6 Bügel. Am Hals zwischen Stricklinien genannte Inschrift in gothischen Minuskeln. (Es folgt Übersetzung der Inschrift). Am Schluß der Inschrift eine Christusfigur am Kreuz.“1) Nur in Band 4 (Pfarrklasse Lichtenau) zeichnete Wenzel am Ende der Inschrift nach dem Kreuz mit Christusfigur noch einen Mann mit Stab – mehr ist nicht zu erkennen. Wenzels Zeichnung vermerkt ein einzelnes Quadrangel nach der Datierung. Die Chronik Dudenrode berichtet, dass „die kleine Glocke“ abtransportiert wurde und die Kirche 1925 eine neue Glocke erhielt.2) Das beigegebene Foto der kleinen Glocke zeigt in der Anordnung der Inschrift – mehrere Zeilen auf der Flanke – eine so deutliche Abweichung von Wenzels Zeichnung – einzeilige Inschrift am Hals –, dass diese Glocke nicht mit der von Wenzel beschriebenen identisch sein kann. Nach seiner Zusammenstellung in Band 4 wurde die mittelalterliche Glocke 1942 abgeliefert, die von 1886 schon 1917; letztere ist also die in der Chronik erwähnte. Die Glocke von 1463 kehrte nicht zurück.

Nach Wenzel.

  1. + anno d(omi)ni mcccclxiii · o rex glorie veni cum pace ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1463. O König der Ehren, komme mit Frieden.

Kommentar

Der Glockenspruch ist alt und häufig belegt.3) Im Untersuchungsgebiet erscheint er ein zweites Mal, nämlich in Fürstenhagen (Kat.-Nr. 12). Spätmittelalterliche Spezimina sind im weiteren Umfeld durchaus verbreitet.4)

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach Wenzel in Bd. 24.
  2. s. Chronik Dudenrode 74ff.
  3. Zur Deutung s. Poettgen, Theologie.
  4. s. DI 91 (Hersfeld-Rotenburg) Nrr. 58, 78, 87, neben denen des 14. Jahrhunderts, ebd. Nr. 32f.

Nachweise

  1. Wenzel, Glockenkunde 4, fol. 10r; Glockenkunde 24, fol. 14v.
Addenda & Corrigenda (Stand: 28. July 2023):

Kommentar

Das Gebet, seit dem 13. Jahrhundert als Glockeninschrift verbreitet, aber als Text älter, wurde im 15. Jahrhundert auch im Fulda-Werra-Land vielfach wieder aufgegriffen.1) Der geradezu populäre, weil weit verbreitete Text kann auf verschiedene Ressourcen zurückgehen, die aber wohl alle in einem inhaltlichen Zusammenhang stehen, nämlich auf die Friedensbitte der Messliturgie,2) auf eine Passage in den Kirchweihformeln3) oder auf Formeln der Benediktionen mit Bezug auf den Schutz vor dämonischen Mächten und ihren natürlichen Manifestationen samt entsprechender Bitte und Invokationen.4)

Anmerkungen

  1. s. folgende Kat.-Nr. und diverse Kat.-Nrr. ab 1448 in DI NN. (Werra-Meißer-Kreis II, Altkreis Eschwege); DI 91 (Hersfeld-Rotenburg) Nr. 32, 33, 58, 78, 87.
  2. s. Walter, Glockenkunde S. 164.
  3. s. Poettgen, Theologie S. 76.
  4. s. Edmund Kizik, Die Funktion der Glockeninschriften. Ein Versuch ihrer Einteilung unter methodologischem Aspekt, in: Vom Quellenwert der Inschriften. Vorträge und Berichte der Fachtagung Esslingen 1990, hg. von Renate Neumüllers-Klauser (Supplemente zu d. Sitzungsberichten der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Kl. 7) Heidelberg 1992, S. 189–207, bes. S. 204 f. mit einem Zitat aus der Benediktion „contra fulgura“ und einem angeblichen Mainzer Beleg einer Glocke von 1299 – so nach Walter, Glockenkunde 203, das ist aber wohl eine Glocke in Sinzig (Lkr. Ahrweiler), vgl. Die Kunstdenkmäler des Kreises Ahrweiler, Halbbd. 2. Im Auftrag des Provinzialverbandes der Rheinprovinz hrsg. von Paul Clemen. Bearb. von Joachim Gerhardt. Nachdruck der Ausgabe von 1938 Düsseldorf 1984, $$$.

Zitierhinweis:
DI 87, Witzenhausen (Altkreis), Nr. 11† (Edgar Siedschlag, Mitarbeit: Fuchs, Rüdiger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di087mz13k0001100.