Inschriftenkatalog: Altkreis Witzenhausen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 87: Witzenhausen (Altkreis) (2017)

Nr. 5 Bad Sooden-Allendorf, St. Marien-Kirche 1405

Beschreibung

Glocke. Umlaufende Inschrift an der Schulter, zwischen zwei Rundstegen, Worttrenner: Quadrangel mit mehrfach abhängendem Zierstrich, was kaum nur die Folge einer unsicheren Montage ist, sondern der übrigen Buchstabenbildung entspricht. Inschrift erhaben in flachem Querschnitt.

Maße: H. ca. 80, Dm. 95, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz, Fotograf: Christian Feist [1/9]

  1. +a) anno · d(omi)ni · mo · ccoccob) · vo · ip(s)o · die · lamberti · ma(rty)risc) · albertus · me · fecit · eccl(esi)e · marie ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1405 am Tage des Märtyrers Lambertus (17. Sept. 1405) schuf mich Albertus für die Kirche Mariens.

Kommentar

Die Ober- oder Unterlängen treten vergleichsweise deutlich aus dem Mittellängenbereich hervor. Als Kürzungszeichen dient bis auf eine Ausnahme ein kurzer waagerechter Strich. Trotz des flachen Querschnitts bilden sich die sauber gegossenen Buchstaben deutlich ab. Die Zierstriche bei e, f, r und t entsprechen den Gepflogenheiten der Zeitstellung; bemerkenswert ist dagegen der oben deckende Strich beim l.

Ein Glockengießer Albertus ist aus dem äußersten Norden Deutschlands bekannt.1) Ob er diese Glocke gegossen hat, muss offen bleiben.

Von den Glocken, die nach Ganßauges Erwähnung 1527, 1607 und 1613 aufgehängt wurden, hat sich keine weitere Spur erhalten.2)

Textkritischer Apparat

  1. Der Beginn ist mit zwei kleinen übereinander stehenden Tatzenkreuzen angezeigt.
  2. Hier zwei hochgestellte o als Ordinalendungen.
  3. Kürzung durch zwei übergeschriebene, hier unregelmäßig gebildete Quadrangel, die die Umformung der in Urkundenschriften üblichen cc- bzw. ci-a darstellen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Eichler, Hdb. Stück- und Glockengießer 29 zu Glocken in Alt Teterin (Gem. Butzow, Lkr. Vorpommern-Greifswald), in Gnoien (Lkr. Rostock) (Got. Majuskel) und in Weddingstedt (Kreis Dithmarschen) und Kahleby (Kreis Schleswig-Flensburg) – alle zu 14. Jahrhundert.
  2. s. Ganßauge WL 4 (1952) 36.

Nachweise

  1. Wenzel, Glockenkunde 4, fol. 30r; Glockenkunde 24, fol. 58r.
  2. Schneck 30.

Zitierhinweis:
DI 87, Witzenhausen (Altkreis), Nr. 5 (Edgar Siedschlag, Mitarbeit: Fuchs, Rüdiger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di087mz13k0000505.