Inschriftenkatalog: Stadt Zeitz

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 52: Stadt Zeitz (2001)

Nr. 320† Schloßkirche 1650

Beschreibung

Grabinschrift des Dompropstes Stephan von Friesen. Inschrift (A) wohl auf der Grabplatte selbst; Inschrift (B) „auf der decke über den leichen stein“.1) In Inschrift (B) gibt Zader offensichtlich die Zeilentrennung der Vorlage wieder.

Inschriften nach Zader/O/StArZz.

  1. A

    Der Weyland WohlEhrwürdige hochEdle gestrenge und veste herr Stephan v(on) friesen auff Hayn DomProbst zur Naumburg Churfürstl(ich) Sächß(ischer) Pra(e)sident und Probst zu Zeitz ist in diese Welt geboren auff dem hauße Kauren den 26 Aprilis 1598 in christo seelig entschlafen den 8 Nov(embris) 1650 u(nd) d(en) 3 Dec(embris) darauf in sein ruhe bettlein beygesetzt dessen Seele in gottes hand

  2. B

    Beata(e) Memoria(e) / STEPHANI a FRIESENa) / qvem / Pra(e)nobili ortum prosapia percelebris indefesso vera(e) virtutis / amori et studio juncta eruditio / NOBILIOREM / Egregia morum et vita(e) integerrime acta(e) svavitas et con-/stantia Ecclesia(e) Cizensi et Numburgensi / CANONICUM ET PRAESULEM / Insignis et longo rerum dextre gerendarum usu munita / experientia / ELECTORI SAXONIAE CONSILIARIVM / Seri(us) divini Numinis cultus et reverentia christi Redem-/toris merito fisa et fixa / Fato suo functum / CUM VIXISSET ANNOS LII MENSES VI DIES XIV / coelesti et triumphanti Ecclesia(e) / CIVEM PERENNEM / fecit dedit constituit intvlit / Positum / a / Vidua et Ha(e)redibus / Mariti et Parentis pra(e)euntis absentiam lugentibus / virtutem vero jugiter recordantibus / A(nn)o CHR(IST)I MDCL

Übersetzung:

Dem seligen Andenken des Stephan von Friesen, den – aus hochedlem Geschlecht stammend – [seine] hochberühmte, mit unermüdlicher Liebe und Eifer für die wahre Tugend verbundene Gelehrsamkeit (um so) edler gemacht, die außerordentliche Lieblichkeit und Beständigkeit [seines] Charakters und [seines] makellos verbrachten Lebens der Zeitzer und Naumburger Kirche zum Kanoniker und Praesul (gegeben), [seine] hervorragende und durch lange Praxis in der rechten Erledigung [seiner] Aufgaben gefestigte Erfahrung zum Ratgeber für den Kurfursten von Sachsen (eingesetzt), [seine] außerordentlich fromme Verehrung für Gott und [seine] zu recht vertrauensvolle und feste Verehrung Christi, des Erlösers, am Ende seines Lebens, nachdem er 52 Jahre, sechs Monate und 14 Tage gelebt hatte, der himmlischen, triumphierenden Kirche zum ewigen Bürger gemacht, geschenkt, eingesetzt und zugeführt hat. Gesetzt von der Witwe und den Erben, die des ihnen vorausgegangenen Ehegatten und Vaters Abwesenheit betrauern, seine Tugend aber ewig im Gedächtnis behalten, im Jahr Christi 1650. (B)

Kommentar

Der Vater des Stephan von Friesen war Stephan von Friesen auf Kauren, die Mutter Maria von Wölnitz.2) Stephan von Friesen studierte ab 1613 in Leipzig und Tübingen, kehrte 1622 zurück und trat 1623 eine Reise durch Frankreich und Italien an, von der er 1627 zurückkehrte.3) Er kaufte sich das Ritter- und Lehngut Hayna und erlangte in Naumburg eine Majoratspräbende, weshalb er sich wohl 1628 in Naumburg niederließ. 1629 wurde er Stiftsrat zu Zeitz, 1630 auch Domherr des Stiftskapitels und nahm schließlich hier seinen endgültigen Wohnsitz.4) 1638 wurde er Assessor am Hofgericht Jena, 1641 Dompropst zu Naumburg, 1645 Dechant des Zeitzer Kapitels, 1647 Stiftspräsident. Nach ihm wurde das Präsidentenamt nicht wieder besetzt.

Stephan von Friesen heiratete 1633 Katharina von Friesen auf Röthau; von den gemeinsamen sieben Kindern überlebten nur Karl, Heinrich und Rachel das frühe Kindesalter.5)

Textkritischer Apparat

  1. Zader/StArZz: STEPHANI FRIESEN.

Anmerkungen

  1. Zader/Grubner III, S. 21.
  2. Grab.Gedachtnis ... Des ... Stephan von Friesen ... Durch M. Johann Zadern, Altenburg 1652.
  3. Ebd.; Erler, Jüngere Matrikel, Bd. 1, S. 120.
  4. Grab.Gedachtnis (wie in Anm. 2).
  5. Ebd.; Zader/Grubner I, S. 255 und 268; Zader/O I, S. 314.

Nachweise

  1. Zader/O/StArZz III, S. 15.
  2. Zader/Grubner III, S. 21.
  3. Zader/StArZz, S. 13f.
  4. Liebner, Bd. 7, S. 22f.

Zitierhinweis:
DI 52, Stadt Zeitz, Nr. 320† (Martina Voigt), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di052b007k0032003.