Inschriftenkatalog: Stadt Zeitz

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 52: Stadt Zeitz (2001)

Nr. 288† Michaeliskirche 1632

Beschreibung

Grabinschrift des Stiftskanzlers Josef Avenarius im Chorfußboden.1) Das Grabmal wurde wahrscheinlich um 1827 entfernt.2)

Inschriften nach Zader/O.

  1. A

    A(nn)o 1632 die 13 Novem(bris) valedixit mundo turbulentissimo suos ad Patres congregat(us) vir qua religionem sincerissim(us) qua dig(ni)tatem magnific(us) qua jurisprudentiam clarissim(us) quaa) virtutes et a(nim)i dotes nobilissim(us) D(omi)n(us) Joseph(us) Avenari(us) J(uris) U(triusque) D(octor) atq(ue) Episcopatus Numb(urgo) Cizae Cancellari(us) meritissim(us) postquam vixit annos Dresdae 8 Cizae 12 in publicis officiis Conjugii 24 aetatis 53 hebdom(adas) 18 d(ies) 2b) a modo expectans cum sanctis aeternum usurpanda aeterna Chr(ist)i p(rae)mia

  2. B

    Undiq(ue) dum bellis scatet omnis Misnia fatoMors ut amara tamen sors fit amica mihiCorporis exuvias lapis hic tegit incola coeli estMens saturanda tuis Chr(ist)e benigne bonis

Übersetzung:

Im Jahr 1632 am 13. Tag des November sagte der höchst unruhigen Welt Lebewohl und ging heim zu seinen Vätern der in der Religion der lauterste, in seiner Würde großartig, in der Rechtswissenschaft der berühmteste, in den Tugenden und in den Gaben des Geistes der edelste war: Herr Josef Avenarius, Doktor beider Rechte und hochverdienter Kanzler des Bistums Naumburg-Zeitz, nachdem er in öffentlichen Ämtern 8 Jahre in Dresden und 12 Jahre in Zeitz, in der Ehe 24 und in seinem Alter 53 Jahre, 18 Wochen und zwei Tage gelebt hat. Von nun an erwartet er, zusammen mit den Heiligen, auf immer den zu genießenden ewigen Lohn Christi. (A)

Während ganz Meißen vom Schicksal von allen Seiten mit Krieg überzogen wird, wird mir der Tod, auch wenn er bitter ist, doch zum freundlichen Los. Des Körpers Überreste deckt dieser Stein, der Geist bewohnt den Himmel, und er ist dazu bestimmt, sich an Deinen Gütern, gütiger Christus, zu sättigen. (B)

Versmaß: Zwei elegische Distichen (B).

Kommentar

Josef Avenarius (geboren 7.7.1579 in Mühlau) war der Enkel des Superintendenten Johannes Avenarius. Sein Vater war Jeremias Avenarius (geboren 1.9.1551 in Naumburg, gestorben 23.2.1627 in Zeitz, beigesetzt 26.2.1627 in Ostrau). Jeremias war verheiratet mit Sibylla Beran von Heufelberg, Tochter von Baron Oswald Beran von Heufelberg.3) Josef Avenarius, der nach Schuljahren in Zeitz und Leipzig in Leipzig und Jena studiert hatte, wurde 1606 Reisebegleiter eines jungen Adligen auf dessen Bildungsreise durch Frankreich, die Schweiz und Deutschland.4) 1608 erlangte er in Jena den Doktor beider Rechte.5) Avenarius war zunächst Hauslehrer bei adligen Familien, ab 1611 kurfürstlicher Hof- und Justizrat zu Dresden und wurde nach Weggang von Johannes Timaeus 1620 Kanzler der Zeitzer Stiftsregierung.6) 1627 erkrankte und erblindete er; deshalb wurde ihm auf seine Bitte Doktor Johann Paul Mönch als Vizekanzler untergeordnet.7)

Josef Avenarius war verheiratet mit Dorothea Görlitz, geborene Bachmann, aus Halle.8) Seine Söhne waren Johannes Christian und Johannes Karl (Nr. 287). Wahrscheinlich war auch Zacharias Avenarius sein Sohn, geboren 1607 in Zeitz, Pfarrer in Loitzsch, dann in Röcknitz bei Grimma und Spören bei Delitzsch, gestorben 1663.9)

Textkritischer Apparat

  1. qua hier möglicherweise an Stelle von quoad.
  2. In der handschriftlichen Vorlage werden die hier durch Kommata getrennten Zeitangaben von Dresdae ... bis aetatis ... untereinander geschrieben und durch eine auf annos zurückweisende Klammer zusammengefaßt. Die Angaben Dresdae ... und Cizae ... werden außerdem durch eine zusätzliche Klammer mit dem Text in publicis officiis verbunden.

Anmerkungen

  1. Zader/O II, S. 54: neben dem Grab des Christian Lauterbach (Nr. 308) und des Johannes Avenarius (Nr. 182).
  2. Auf Anweisung von Superintendent Delbrück, vgl. Krebs, S. 164.
  3. So im Stammbaum der Familie Avenarius auf einer gedruckten Doppelseite, die zwischen S. 38 und 39 in die Handschrift Zader/Grubner III eingebunden ist. Vgl. auch Katalog, Bd. 1, S. 81.
  4. Erler, Jüngere Matrikel, Bd. 1, S. 12; Liebner, Bd. 4, S. 66f.
  5. Erler, Jüngere Matrikel, Bd. 1, S. 12.
  6. Leichenpredigt für Jeremias Avenarius, in: Roth, Bd. 1, S. 39, R 1070; Zader/Grubner I, S. 259.
  7. Liebner, Bd. 4, S. 69.
  8. Stammbaum der Familie Avenarius, vgl. Anmerkung 3.
  9. Album Geistliche, S. 546.

Nachweise

  1. Zader/O II, S. 54.
  2. Zader/O/StArZz III, S. 23 und 28.
  3. Zader/StArNb, S. 492.
  4. Zader/O/StdtArZz, Buch 3, fol. 529.
  5. Zader/Grubner III, S. 31.
  6. Liebner, Bd. 4, S. 71f.

Zitierhinweis:
DI 52, Stadt Zeitz, Nr. 288† (Martina Voigt), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di052b007k0028800.