Inschriftenkatalog: Stadt Zeitz

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 52: Stadt Zeitz (2001)

Nr. 182 Michaeliskirche 1590

Beschreibung

Grabplatte des Superintendenten Johannes Avenarius. Grauer Kalkstein. Die Platte befindet sich im Chorfußboden unter dem Scheitelbogen zwischen Chor und Vierung, der dritte Stein von Süden. Die eingehauene Inschrift (A) ist zentriert gestaffelt auf der oberen Hälfte des Steins ausgeführt; 6 cm vom Rand läuft eine eingetiefte Linie um die Platte. Darunter fehlt eine annähernd quadratische Metallplatte1) mit Inschrift (B), unter der Platte fehlt die eingehauene Inschrift (C).2) Der stark abgetretene und kaum lesbare Stein wurde mit Mörtel ausgebessert, die untere rechte Ecke fehlt. Die Bronzeplatte mit Inschrift (B) scheint 1792 verloren gegangen zu sein.3)

Inschrift (A) ergänzt, Text von Inschriften (B) und (C) nach Zader/StArNb.

Maße: H. 169 cm; B. 95 cm; Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A).

BBAW Berlin, Inschriftenprojekt (Thomas Kreil) [1/1]

  1. A

    [ANNO 1590. 5. DECEMB(RIS)] / IN (CHRIST)Oa) / [P]LACIDE OBD[ORMIVIT REVERENDVS ET CLARISSIMVS VIR D(OMI)N(VS)] / [J]OANNES AVEN[ARIVS] / [S(ANCTAE) THE]OL(OGIAE) DOCTOR ET E[PISCOPATVS] / NVMBVRGENSIS / [SVPER]INTENDENS CVIVS / [ANIMA] [AE]TERNO FRV-/[A]TVR GAVDIO

  2. B†

    Epitaphium hoc in monumento avito nimis detritum aere suo in hoc aere renov(ari) et super imponi Josephus Avenarius Nepos I(uris) U(triusque) D(octor) Cons(iliarius) Elector(is) Sax(oniae) atq(ue) huius Episcopatus Cancellarius pio in avum affectu Anno MDCXX curavitPietas post Fata Superstes4)

  3. C†

    Esaia 30 In Silentio et Spe erit fortitudo Vestra5)

Übersetzung:

Im Jahr 1590 am 5. Dezember entschlief in Christus sanft der ehrwürdige und hochberühmte Mann, Herr Johannes Avenarius, Doktor der heiligen Theologie und Superintendent des Bistums Naumburg, dessen Seele die ewige Freude genießen möge. (A)

Dieses Epitaph, das auf dem großväterlichen Denkmal sehr abgerieben war, hat auf eigene Kosten auf dieser (neuen) Platte wiederherstellen und anbringen lassen Josef Avenarius, der Enkel, Doktor beider Rechte, Rat des Kurfürsten von Sachsen und Kanzler dieses Bistums, in frommer Liebe zu seinem Großvater im Jahr 1620. Die anhängliche Liebe überdauert den Tod. (B)

Jesaia 30. In der Ruhe und in der Hoffnung wird eure Stärke sein. (C)

Versmaß: Die zweite Hälfte eines Hexameters (B: Pietas post Fata Superstes).

Kommentar

Bei Inschrift B handelte es sich um die auf eine Bronzeplatte gearbeitete jüngere Inschrift. Da die Platte im Laufe der Jahrhunderte verloren ging und nur die Spuren ihrer Befestigung noch vorhanden sind, ist nur die ursprüngliche, bereits 1620 stark abgetretene Grabinschrift von 1590 erhalten. Zu Johannes Avenarius vgl. Nr. 183. Der Stifter der überarbeiteten Inschriftplatte, der Enkel von Johannes Avenarius, war Josef Avenarius (geboren 1579), ein Sohn des Pfarrers Jeremias Avenarius.6)

Textkritischer Apparat

  1. Es steht: XCO.

Anmerkungen

  1. Zader/O/StdtArZz, Band 3, fol. 530: „in die mitten ein Kästlein von Erz eingesetzet, in welchen eben die vorgesetzte Schriftt [Inschrift (A)] wiederhohlt, und nach derselben nachfolgende“, es folgt Inschrift (B).
  2. Zader/O/StdtArZz, Band 3, fol. 530: „Nach diesen wird in stein gehauen.“ Inschriften (B) und (C) nach Zader/StArNb, S. 493. Nach Zader/StArNb, S. 493, lag die Grabplatte zwischen den Grabinschriften von Kaspar Krail (Nr. 218) und Johannes Oertel (Nr. 221).
  3. Liebner, Bd. 4, S. 68, Randnotiz von späterer Hand: „Dieses herrliche Epitaphium ist bey Renovierung der Kirche, welches vor dem Altar lag, 1792 herausgenom(m)en u(nd) Gott weiß wo es hinkom(m)en.“
  4. Der letzte Satz wohl eine Devise. Zader/StArNb, S. 493, setzt vor Inschrift (B): „in medio aeri incisa A(nn)o 1590. etc. eadem rursus, qua antea posita. Subt(us) vero hac.“
  5. Is. 30,15. Zader/StArNb, S. 493, setzt vor Inschrift (C): „Rursus in lapide sub acre.“
  6. Zu ihm vgl. Nr. 288. Zu seinem Vater Jeremias vgl. Matrikel Universität Jena, Bd. 1, S. 8.

Nachweise

  1. Zader/StArNb, S. 493.
  2. Zader/O/StdtArZz, Band 3, fol. 530.
  3. Zader/O/StArZz III, S. 21.
  4. Zader/Grubner III, S. 28.
  5. Zader/StArZz, S. 18.
  6. Liebner, Bd. 4, S. 68.
  7. Liebner, Bd. 7, S. 199, 233.

Zitierhinweis:
DI 52, Stadt Zeitz, Nr. 182 (Martina Voigt), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di052b007k0018203.