Inschriftenkatalog: Stadt Zeitz
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 52: Stadt Zeitz (2001)
Nr. 110 Schloßkirche 1556
Beschreibung
Tafel von der Grabplatte für den Dechanten Basilius Wilde. Bronze. Die Tafel befindet sich an der Nordwand des Chors im zweiten Joch von Osten. Erhabene Inschrift im schlicht gerahmten Schriftfeld über dem Wappen. Die Tafel lag früher in einer steinernen Grabplatte vor dem Altar, zwischen den Gräbern des Ulmann von Segeliz (Nr. 20) und des Georg Arnold (Nr. 179),1) unweit des Taufsteins.2) Die Schrift ist nachgearbeitet, der Grund um die Buchstaben ist sehr fein punziert.3)
Maße: H. 68–69 cm; B. 54,5 cm; Bu. 1,7 cm.
Schriftart(en): Kapitalis mit Versal.
BASILIVS WILDEa) DOCTOR ET SACERDOS DECANVS / ECCLESIAE CICENSIS OBIIT DIE · 23 · MENSIS NOVEMB(RIS) / ANNO D(OMI)NI · 1 · 5 · 5 · 6 · CVIVS ANIMA IN SANCTISSIMA / DEI PACE REQVIESCAT
Übersetzung:
Basilius Wilde, Doktor und Priester, Dechant der Zeitzer Kirche, starb am 23. Tag des Monats November im Jahr des Herrn 1556, dessen Seele im heiligsten Frieden Gottes ruhe.
Wilde4) |
Textkritischer Apparat
- Das W wird aus zwei verschränkten V gebildet.
Anmerkungen
- Zader/O II, S. 26.
- Grubner, Dec., S. 21.
- Nach Auskunft von P. Zahn, München, handelt es sich um eine Nürnberger Arbeit der Werkgruppe B. Vgl. auch P. Zahn, Beiträge, S. 97ff.
- Wappen Wilde (zwei Putten halten den Schild mit Vollwappen: bärtige, nach rechts blickende Maske im Halbmond).
- Vgl.Wießner, Das Bistum Naumburg, 1, 2, S. 1039.
- Otto, Sprache, S. 326.
- Grubner, Dec., S. 16.
- Ebd., S. 16f.
- Pappe, S. 63. Zu seiner Tätigkeit vgl. auch Nr. 88.
Nachweise
- Zader/O II, S. 26.
- Zader/O/StArZz III, S. 10.
- Zader/O/StdtArZz, Buch 3, fol. 502.
- Zader/Grubner III, S. 13.
- Zader/StArZz, S. 9.
- Grubner, Dec., S. 21.
- Liebner, Bd. 1, S. 666.
Zitierhinweis:
DI 52, Stadt Zeitz, Nr. 110 (Martina Voigt), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di052b007k0011007.
Kommentar
Basilius Wilde war der Sohn des Leipziger Oberstadtschreibers, dann Bürgermeisters und Mitglieds der Juristenfakultät Dr. Johann Wilde.5) Er ist für das Wintersemester 1494 in die Matrikel der Leipziger Universität eingetragen; im Sommersemester 1500 erlangte Wilde den Grad eines Baccalaureus, im Wintersemester 1503 den eines Magisters. 1516 wurde Wilde zum Doktor des kanonischen Rechts promoviert.6) 1521 wurde er Dechant der Zeitzer Stiftskirche.7) Nach außen eifriger Katholik und Verfolger der Lutheraner, war Basilius Wilde heimlich lutherisch.8) Sein ambivalentes Verhältnis zu Martin Luthers Lehre blieb auch während der kurzen Amtszeit des von Wilde bekämpften evangelischen Bischofs von Naumburg Nikolaus Amsdorf bestehen. Gleichwohl wurde unter Amsdorf das Stift durch Basilius Wilde und Wolfgang Leiser visitiert, die ihre Ergebnisse im sogenannten Gebrechenbuch zusammenfaßten.9)