Inschriftenkatalog: Stadt Zeitz

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 52: Stadt Zeitz (2001)

Nr. 45 Schloßkirche 1487

Beschreibung

Schlußstein im vierten Joch des Mittelschiffs. Sandstein(?). Erhabene Umschrift, außen beginnend, golden auf schwarzem Untergrund, in zwei, durch erhabene Linien getrennten, im Kreise laufenden Zeilen. Der Schlußstein wurde in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts übermalt. Bisher ist unklar, ob er den Abschluß einer Bauphase oder lediglich Reparaturarbeiten datiert.1)

Maße: Dm. ca. 70; Bu. ca. 10 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal der gotischen Majuskel.

BBAW Berlin, Inschriftenprojekt (Thomas Kreil) [1/1]

  1. An(n)o d(omi)ni 1 · 4 · 87 · her · melchio(r)a) / meckwb) · probstc)

Kommentar

Melchior von Meckau (Meggau) war 1486 Administrator und Propst in Zeitz.2) Meckau stammte aus einem Ministerialengeschlecht der Meißener Bischöfe. Sein Vater war Melchior von Meckau, seine Mutter Klara von Haunsberg.3) Meckau studierte 1458 in Leipzig und ab 1459 in Bologna. Er wurde 1471 Domherr zu Meißen, 1472 Domherr zu Brixen, 1479 Dompropst zu Magdeburg, 1481 Vizepropst zu Zeitz (so Schmelzing), 1482 Dompropst zu Meißen und 1486 Dompropst zu Zeitz (so Schmelzing).4) Nach anderer Mitteilung war Meckau nie Vizepropst von Zeitz, sondern wurde am 13.2.1483 Zeitzer Propst.5) 1489 wurde er zum Bischof von Brixen gewählt, nachdem er bereits seit 1482 Koadjutor seines Vorgängers gewesen war. 1503 schließlich wurde Meckau Kardinal und päpstlicher Legat am kaiserlichen Hof in Wien. Seine Rolle und eigentliche Bedeutung als einer der führenden Finanzleute seiner Zeit beschreibt ausführlich Wiesflecker.6) Meckau starb am 3.3.1509 in Rom und wurde in S. Maria in Ara coeli bestattet.7)

Textkritischer Apparat

  1. Kürzungszeichen in Randleiste.
  2. Die Form meckw für Meckau kommt auch in Urkunden vor, vgl. Repertorium Germanicum VIII/1, Pius II., 1458–1464, bearb. Dieter Brosius und Ulrich Scheschkewitz, Tübingen 1993, S. 606, Nr. 4289: „Melchior (de) Mectow (Meckw, Mechaw)“. Für Hinweise auf die zutreffende Lesung gilt Rüdiger Fuchs, Mainz, Harald Drös, Heidelberg, Christine Wulf, Göttingen, freundlicher Dank. Eine frühere Lesung durch die Bearbeiterin ist damit korrigiert, vgl. M. Voigt, Zur Biographie des Zeitzer Propstes Melchior von Meckau, in: Akkulturation und Selbstbehauptung. Studien zur Entwicklungsgeschichte zwischen Elbe/Saale und Oder im späten Mittelalter, hg. P. Moraw, Berlin 2001, S. 140.
  3. Brinkmann: Anno. dm. 1487. her . melchio wpropst. in ecl.

Anmerkungen

  1. Vgl. Brinkmann, Peter- und Paulsdom, S. 29, der sich für Reparatur- und Ergänzungsarbeiten am bereits fertigen Bau ausspricht, das Joch selbst dabei früher datiert aufgrund der gleichartigen Formen der Pfeiler und Bogenprofile. Auch Maasberg, S. 14, spricht von ersten Ausbesserungsarbeiten um 1480 und stützt sich dabei auf diesen und einen Schlußstein von 1497, vgl. Anhang 2, 1497. Ebenso Dehio, S. 28. Krause entscheidet sich nicht, vgl. Deutsche Kunstdenkmäler. Ein Bildhandbuch. Sachsen-Anhalt, Hans-Joachim Krause, Albrecht Dohmann, Leipzig, 2. Aufl., Leipzig 1993, S. 495.
  2. Santifaller, Brixen, S. 379.
  3. Ebd. Nach Gröger, Tausend Jahre Meißen, Meißen 1929, S. 266, wurde Meckau 1472 Meißener Domherr.
  4. Santifaller, Brixen, S. 379 (ohne die Zeitzer Würden) und Schmelzing, o.T., in: Der Deutsche Herold, Jg. 65, 1934, S. 20. In dem von Philipp Holler 1570 aufgezeichneten Mortilogium der Zeitzer Stiftskirche ist unter dem 10. Dezember eingetragen: „Reuerendissimi in Christo Patris et Domini, Domini Melchioris, Episcopi Brixiensis, et huius Ecclesiae Praepositi.“ Vgl. Mortilogium, S. 159. Zum Geschlecht Meckau vgl. Siebmacher, Bd. 6, Abt. 6, S. 105 und Tafel 68.
  5. So bei Wentz/Schwineköper, Magdeburg, S. 333.
  6. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. Das Reich, Bd. 5, München 1986, v. a. S. 224–228.
  7. Schmelzing, wie Anm. 4, und Siebmacher, Bd. 1, Abt. 5, Reihe 1, S. 44, hier als Todestag der 3.3.1509 angegeben.

Nachweise

  1. Zader/O I, S. 311.
  2. Brinkmann, Peter- und Paulsdom, S. 15.
  3. Wollesen, Grabsteine, Forts., S. 8.

Zitierhinweis:
DI 52, Stadt Zeitz, Nr. 45 (Martina Voigt), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di052b007k0004505.