Inschriftenkatalog: Stadt Zeitz

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 52: Stadt Zeitz (2001)

Nr. 36 Schloßkirche 1463

Beschreibung

Rahmen von der Grabplatte für Bischof Georg von Haugwitz. Bronze. Der Rahmen befindet sich im Chor. Gravierte Umschrift (A) in gravierter Leiste. Die linke Leiste und die linke untere Ecke fehlen.1) An den vier Ecken des aus vier Teilen zusammengesetzten, korrodierten Rahmens die erhaben hervortretenden und gravierten Symbole der Evangelisten in Vierpässen mit Schriftbändern: oben links Matthäus (Engel) mit gravierter Inschrift (B), oben rechts Johannes (Adler) mit gravierter Inschrift (C), unten rechts Markus (Löwe) mit gravierter Inschrift (D). Die Bildnisplatte aus dem Mittelfeld fehlt. Während Brinkmann keine der Bildnisplatten dem Rahmen zuordnete, hielt Wollesen die Bildnisplatte an der Südseite des Sanktuariums, neben dem weißenbachschen Rahmen (vgl. Nr. 62), in der Größe von 175 x 75 cm für zugehörig, wobei er sich auf Stilelemente und die recht einfache Kleidung der dargestellten Person, die einem Propst, nicht aber einem Bischof entspricht, stützt.2)

Inschrift (A) ergänzt nach Zader/StArNb.

Maße: H. 230 cm; B. 129 cm; Bu. 7,5 cm (A), 1,2–1,7 cm (B, C, D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien der gotischen Majuskel.

BBAW Berlin, Inschriftenprojekt (Thomas Kreil) [1/4]

  1. A

    Anno · d(omini) · M · cccc · lxiii / ipso · die · s(an)c(t)i · remigij · co(n)fesso(r)is3) · o(biit) · revere(n)d(us) · pater · et · d(omi)n(u)s · d(omi)n(u)s · / georgivs · de · Hugewi[zNumburg(ensis) Eccl(esi)ae Ep(i)s(co)p(us) ac Praepositus huj(us) Ecclesiae cujus anima reqviescat in pace Amen]a)

  2. B

    S M//ath//evs .b)

  3. C

    S Jo//han//nes .b)

  4. D

    S mar//cvs .b)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1463, am Tag des heiligen Bekenners Remigius, starb der ehrwürdige Vater und Herr, Herr Georg von Haugwitz, Bischof der Naumburger Kirche und Propst dieser Kirche, dessen Seele in Frieden ruhe. Amen. (A)

Kommentar

Sowohl im Schriftbild, wie auch in der Gestaltung der Platte zeigen sich Parallelen zu einem Rahmen für den 1475 verstorbenen Dechanten Hunold von Plattenberg im Kreuzgang des Erfurter Doms4) und zu einem Rahmen für den 1466 verstorbenen Bischof von Naumburg, Dietrich von Boxdorf (Buckenstorp).5) Einer Zuordnung dieser beiden Rahmen und Platten zur Nürnberger Vischer-Werkstatt durch Kramer6) widerspricht Bornschein7). Bei weiteren Bemühungen um eine sichere Zuordnung der beiden umstrittenen Platten und Rahmen sollte der Zeitzer Rahmen (eventuell mit der oben diskutierten Mittelplatte) unbedingt berücksichtigt werden.8) Nach Zahn (Aussage nach Foto) stammen der Zeitzer Rahmen und die Mittelplatte aus der Nürnberger Vischer-Hütte Hermanns des Älteren (in Nürnberg ab 1453 nachgewiesen).9)

Georg von Haugwitz, Dechant zu Meißen, Domherr zu Würzburg und Merseburg und Kanzler Kurfürst Friedrichs von Sachsen,10) war 1453 Propst der Zeitzer Stiftskirche geworden. Am 19.9.1463 wurde Haugwitz zum Bischof gewählt,11) er starb also schon 12 Tage nach seiner Wahl.12) Georg soll der zweite Sohn Günthers von Haugwitz gewesen sein.13) Nach Fischer aber waren die Eltern Ritter Johann von Haugwitz und Klara von Plaussig.14)

Textkritischer Apparat

  1. Abweichender Text bei Thamm, S. 91: ANNO DOMINI MCCCC LXIII / Die S Remigii Confessoris Vir Reuerendus Pater et Dominus Dominus Georgius / de Hauguuitz obiit Cuius anima / in pace requiescat.
  2. Die doppelten Schrägstriche bezeichnen Falten in den Schriftbändern.

Anmerkungen

  1. Brinkmann, Peter- und Paulsdom, S. 38; Wollesen, Messing-Grabplatten, S. 3. Philipp, S. 183, schreibt: „Er wurde in Zeitz in die bischöfliche Gruft beigesetzt, und auf seinem Grabe wurde sein Andenken durch sein Bild in Messing mit einer Grabschrift erhalten.“
  2. Der ursprüngliche Standort der Grabplatte in der Kirche ist nicht bekannt. Bei Schachtarbeiten für eine Heizung entdeckte Brinkmann diese und andere Bronzeplatten und veranlaßte deren Aufstellung im Sanktuarium (um 1900). Brinkmann fand das vierte Evangelistensymbol (Stier = Lukas) vor; vgl. Brinkmann, Peter- und Paulsdom, S. 38. Wollesens Zuordnung scheint stimmig. Das Wappenbild zu Füßen der Propstfigur zeigt einen Widderkopf, nicht aber den haugwitzschen Stier. Dennoch erbringt ein Vergleich dieser Bildnisplatte mit der Naumburger Darstellung des Dietrich von Boxdorf viele Ähnlichkeiten in der künstlerischen und handwerklichen Arbeit. Auf der Zeitzer Platte fand der Zeitzer Fotograf Th. Kreil ein Meisterzeichen in Form eines senkrecht durchstrichenen „z“ oder waagerecht durchstrichenen „n“. Auf dieses Zeichen weist bereits Norris, Brasses, S. 269, hin, ohne es zuordnen zu können. Norris datiert diese Bildnisplatte auf zwischen 1463 und 1465.
  3. 1. Oktober.
  4. Bornschein, Grabplatten, Katalog, Nr. 2.
  5. DI 6 (Naumburg, Dom und Domfreiheit), Nr. 33. Bei Bornschein, S. 60, Dietrich von Buckenstorf.
  6. Kramer, Johannes, Metallene Grabplatten in Sachsen (ca. 1390– ca. 1510), Halle 1912 (phil. Diss.), S. 54, 57 (Dietrich von Buckenstorf).
  7. Bornschein, Grabplatten, S. 60. Bornschein untersucht nicht die Merkmale der Schrift. Gerade hier tun sich jedoch weitere Möglichkeiten des Vergleichs und der Einordnung der einzelnen Platten auf.
  8. Die Platte wird auch von Krause der Vischer-Werkstatt zugeschrieben: Deutsche Kunstdenkmäler. Ein Bildhandbuch. Sachsen-Anhalt, Hans-Joachim Krause, Albrecht Dohmann, Leipzig, 2. Aufl. 1993, S. 496.
  9. Mündliche Auskunft von P. Zahn, Dezember 1998. Zu Vischer, Hermann der Ältere, Thieme/Becker, Bd. 34, S. 404.
  10. Philipp, S. 183.
  11. Vielleicht aber schon 1450/1451 Propst, Zader/O I, S. 311, 312.
  12. Philipp, S. 183.
  13. Eberhard Graf Haugwitz, Die Geschichte der Familie von Haugwitz, Bd. 1, Leipzig 1910, S. 60.
  14. Fischer, Bd. 5, T. 10: Zur Genealogie der Familie von Haugwitz, Stammtafel 14.

Nachweise

  1. Zader/StArNb, S. 321.
  2. Zader/O I, S. 146. –Thamm, Bd. 1, fol. 87 und 91.
  3. StdtArZz/3500 00/02, varia (o. S.).
  4. Liebner, Bd. 2, S. 252 und 256.
  5. Wollesen, Messing-Grabplatten, S. 3.
  6. Norris, Brasses, S. 269.

Zitierhinweis:
DI 52, Stadt Zeitz, Nr. 36 (Martina Voigt), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di052b007k0003606.