Inschriftenkatalog: Stadt Zeitz

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 52: Stadt Zeitz (2001)

Nr. 3 Schloßkirche 2. H. 11.–2. H. 12. Jh.

Beschreibung

Gedenkstein für Bischof Hugo. Kalkstein. Der Stein befindet sich an der Nordwand unter der Empore; die in Zeilen eingehauene Inschrift ist mit weißer Tünche überstrichen. Es ist nicht auszuschließen, daß der Stein rechts nicht vollständig ist. Der Stein befindet sich nicht an originaler Stelle.1) Der ursprüngliche Standort konnte nicht ermittelt werden.

Maße: H. 26,5 cm; B. 77 cm; Bu. 4,5–6,5 cm.

Schriftart(en): Romanische Majuskel.

BBAW Berlin, Inschriftenprojekt (Thomas Kreil) [1/1]

  1. HVG · I · EP(ISCOPV)S · AP(OSTO)L(V)Sa) · S(LAVORVM) / HVG · PAVP(ER) · REB(VS)b) · / U(E)ROc) · PAT(R)IA · LOC(V)P(LE)T(A)T(VS)d)

Übersetzung:

Hug2), der erste Bischof, Apostel der Slawen; Hug, arm an irdischen Gütern, aber bereichert in Bezug auf die ewige Heimat.3)

Kommentar

Die Schrift enthält neben eckigen und spitzen – A, T, V – auch runde Buchstabenvarianten – A, E, G, U. Einzig das E in REBUS wirkt durch ausgeprägte Sporen fast geschlossen. Der Querbalken des H ist in der Mitte halbkreisförmig nach oben ausgebuchtet. Die worttrennenden Punkte stehen in der Zeilenmitte. Die Schrift ist genauer als spätromanisch zu bezeichnen. Im Vergleich mit anderen Inschriften in der Region wird die Inschrift auf die zweite Hälfte des 11. bis zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts zu datieren sein.4)

Lange Zeit galt der Stein als verschollen.5) Es ist möglich, daß die Inschrift bis zu ihrer Wiederauffindung verdeckt war, vielleicht durch ein Wandepitaph. Möglicherweise wurde die Inschrift nach der Verlegung des Bistums von Zeitz nach Naumburg (1028/1030) angebracht, um die Bedeutung von Zeitz als Sitz des ersten Bischofs in den fortdauernden Auseinandersetzungen des Zeitzer Stiftskapitels mit dem Naumburger Domkapitel zu betonen.6)

Nachdem 967 die Synode von Ravenna (Papst Johannes XIII.) die Gründung des Bistums Zeitz beschlossen hatte, wurde am Weihnachtstag 968 der Benediktinermönch Hugo in Magdeburg von Erzbischof Adalbert zum ersten Zeitzer Bischof geweiht. Bereits 976 oder 977 wurde Bischof Hugo durch einfallende Böhmen vertrieben; er starb wahrscheinlich am 29.8.979.7)

Textkritischer Apparat

  1. L im oberen Drittel von Kürzungsstrich gekreuzt.
  2. Zwischen RE und B ein weiteres Spatium. Hinter REB(VS) könnte ein NC für NUNC gestanden haben.
  3. Über dem U ein Kürzungsstrich, die Cauda des R beschädigt.
  4. O in L gestellt, der untere Bogen des C von einem kleinen Schrägstrich durchschnitten; über dem P eine Vertiefung ohne Buchstabenkontur, damit kein o; ein Kürzel für (VS) fehlt.

Anmerkungen

  1. Brinkmann, Peter- und Paulsdom, S. 36, hält die Kirchenwand für jünger als den Stein. Dem entsprechen auch archäologische Beobachtungen aus den Jahren 1995–1998 von Wieland Wienkämper und Reinhard Schmitt (mündliche Auskunft; beide im Auftrage des LAD Sachsen-Anhalt, Halle, tätig).
  2. HVG hier offenbar als Nebenform des Personennamens Hugo verwendet.
  3. Eine andere Deutung der Inschrift in: Das älteste Grabmal, s.u., versucht: H(ugo) I(llustrissimus) ep(i)s(copus) A(postolos) + S(anctus) S(anctus) H(ugo) PAUP(erum) RE(fugium) B(enignus) V(ir) R(eligiosus) O(biit) + A(nno) lo C(apitulum) P(osuit) T(ibi) T(umulum). Übersetzt wird: „Hugo, ein berühmter Bischof, ein Apostel. Der heilige Hugo, eine Stütze der Armen, ein gütiger Geistlicher ist gestorben, eine fromme Seele. Im fünfzigsten Jahr [1050] hat das Domkapitel dir ein(en) Grab(stein) gesetzt.“
  4. Vgl. DI 6 (Naumburg, Dom und Domfreiheit), Nr. 4; DI 11 (Merseburg), Nr. 3; DI 22 (Enzkreis), Nr. 2; DI 45 (Goslar), Nr. 2.
  5. Zader/Grubner III, S. 11, bezieht sich auf denselben Standort: „Bei der Ecke gegen Abend zur rechten Hand ist vor dieser eine Schrift in Stein gehauen gestanden, darinnen der Name Hugo I., der der erste Bischof gewesen, erwähnt wird“. Rothe, AdG, S. 59, bemerkt, daß zur Zeit Zaders die Tafel noch zu sehen gewesen sei. Nach Kdm., S. 45, soll die Tafel bei Umbauten der Kirche im 17. Jahrhundert (Umbau zur Schloßkirche) vernichtet worden sein. Zader/O/StArZz I, S. 33, schreibt: „In der Zeitzischen Schloßkirchen stehet (korrigiert in: ist zu sehen gewesen) an dem winckel gegen Abend zur rechten handt in stein gehauen diese schrifft (so aber nunmehr, nach dem diese Kirche A(nn)o 1664 renovieret, nicht mehr vorhanden).“ Auch die Wörter in Klammern sind später hinzugesetzt. Diese Zader-Handschrift scheint den Sachverhalt richtig mitzuteilen. Die Inschrift muß – bedenkt man die Mitteilung der Kdm. – frühestens am Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt worden sein.
  6. Weitere Untersuchungen zur Geschichte des Zeitzer Kapitels könnten Ereignisse oder Anlässe zeigen für die Setzung dieser Inschrift.
  7. Ausführlich zu Hugo siehe Wießner, Das Bistum Naumburg, 1, 2, S. 73–75. Nach Zader/StArZz I, S. 32–33, ist das Todesjahr ungewiß, sei jedoch vor 980, der Wahl seines Nachfolgers, anzusetzen.

Nachweise

  1. Zader/O/StArZz I, S. 33.
  2. Zader/StArNb, S. 223.
  3. Zader/O/StdtArZz, Buch 1, fol. 129.
  4. Liebner, Bd. 1, S. 88 (nach Zader).
  5. Philipp, S. 88f.
  6. Das älteste Grabmal in Zeitz, in: Mk. Zeitz Nr. 119, 1930, S. 75f.
  7. Jubelt, Zeitz, o. S. (Foto).
  8. Pappe, S. 25.
  9. LAD Sachsen-Anhalt, Halle, Bestand Zeitz, Foto von Wagenbreth, 1953.

Zitierhinweis:
DI 52, Stadt Zeitz, Nr. 3 (Martina Voigt), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di052b007k0000307.