Inschriftenkatalog: Stadt Zeitz

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 52: Stadt Zeitz (2001)

Nr. 261† Michaeliskirche 1618

Beschreibung

Grabinschrift des Bürgermeisters Blasius Schlichter auf der Südseite der Kirche.1) Das Grabmal wurde wahrscheinlich um 1827 entfernt.2)

Inschrift nach Zader/O.

  1. Der Ehrenveste wohlgelarte und wohlweise H(err) Blasi(us) Schlichter von borna ward daselbst geboren am tage purifica(ti)o(n)is Maria(e)3) A(nno) 1539 hatt nebst and(ern) ehrlich(en) Diensten auch alhier am Stadtschreib(er) Richter u(nd) b(ur)g(emei)st(e)r Ambt mit Christlich(em) ehrlich(em) ruhm u(nd) Zeugnuß zubracht 28 Jahr entschlieff seliglich in 80 Jahr seines alters am 1 Maij A(nno) 1618 Gott v(er)leihe ihm eine fröliche aufferstehung

Kommentar

Blasius Schlichter wurde am 2.2.1539 in Borna geboren; sein Vater war Bürgermeister und Landrichter.4) Bis zum 13. Lebensjahr besuchte er die Schule, aus der er wegen besonderer musikalischer Fähigkeiten in die kurfürstliche Hofkapelle und Kantorei in Dresden als Sängerknabe vermittelt wurde. Nach sechs Jahren kam er auf die kurfürstliche Schule in Grimma, von der er, versehen mit einem kurfürstlichen Stipendium, an die Universität Leipzig wechselte. Vier Jahre später, nach Abschluß seiner Studien, war er zunächst Hauslehrer, dann geheimer Kanzleischreiber bei Graf Günther zu Schwarzburg. Es folgte eine 12jährige Anstellung als Stadtschreiber von Borna. 1570 wurde er als Notarius publicus zugelassen.5) Von Borna wechselte er 1590 nach Zeitz als Stadtschreiber, wo er 1602 in den Rat gewählt wurde.6) In den Jahren 1602, 1605 und 1608 erscheint er als Stadtrichter und in den Jahren 1611, 1614, 1617 und 1618 als Bürgermeister.7) Bereits erblindet ließ er sich im Dezember 1616 den Star stechen und erlangte dadurch eine eingeschränkte Sehkraft wieder.8) Aufgrund seines hohen Alters waren ihm 1617 Jeremias Blumenstengel und 1618 Johann Krimmer als Adjunkte beigegeben.9)

1572 heiratete Schlichter Sabine Sichling (geboren 1541, gestorben 26.6.1617 in Zeitz), eine Tochter des Zeitzer Bürgermeisters Matthäus Sichling, mit der er sechs Söhne und vier Töchter hatte.10) Ein gemeinsamer Sohn war Christoph, Salzwerkverwalter zu Sulza, ein anderer Christian, Stadtschreiber zu Erfurt.

Anmerkungen

  1. Zader/O II, S. 51: neben der Grabinschrift des Jakob Thamm (Nr. 235).
  2. Auf Anweisung von Superintendent Delbrück, vgl. Krebs, S. 164.
  3. 2. Februar.
  4. Leichsermon Bey ... Sepultur Des ... Blasij Schlichters ... Gehalten ... Durch Erhardum Lauterbach ..., Jehna 1618.
  5. Alle Angaben der Leichenpredigt, wie Anm. 4, entnommen.
  6. Ebd. und Zader/Grubner III, S. 277, 280, 281, 287, 291; Zader/O I, S. 366/40f, 373, 376.
  7. Leichsermon ... Blasij Schlichters..., wie Anm. 4.
  8. Ebd.
  9. Zader/Grubner III, S. 277.
  10. Leichsermon ... Blasij Schlichters..., wie Anm. 4, und Katalog, Bd. 4, Leipzig 1937, S. 328. Sein Epitaph Nr. 268.

Nachweise

  1. Zader/O II, S. 51.– Zader/O/StArZz III, S. 23.
  2. Zader/O/StdtArZz, Buch 3, fol. 526.
  3. Zader/Grubner III, S. 30.
  4. Zader/StArZz, S. 19f.
  5. Zader/StArNb, S. 487f.
  6. Liebner, Bd. 7, S. 203.

Zitierhinweis:
DI 52, Stadt Zeitz, Nr. 261† (Martina Voigt), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di052b007k0026109.