Inschriftenkatalog: Stadt Zeitz

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 52: Stadt Zeitz (2001)

Nr. 242† Michaeliskirche 1611

Beschreibung

Epitaph des Bürgermeisters Jakob Thamm und seiner Ehefrau Christina Sichling; am ersten Pfeiler von Norden.1) Über einer Darstellung des Jüngsten Gerichts die Inschrift (A). Wohl unter der Darstellung die Inschrift (B).2) Das Epitaph wurde wahrscheinlich um 1827 entfernt.3)

Inschriften nach Zader/O/StArZz.

  1. A

    Qvos mihi sancte Pater dederas ab origine mundiAdduco et Sceptri regna resigno tibi

  2. B

    Jacobo Thammio Amplissimo Jurisq(ue) consultiss(im)o viro q(ui) A(nn)o 1548a) 6 Julii Gallo Thammio s(ui) Episcop(i) Secretario e(t) Matre Martha Parentib(us) natus A(nn)o 1568 Lipsiae studio L(egum) incubuit post A(nnum) 1575 nupt(ias) celebravit cum Christina Sebastiani Crailii vidua qva(e) septies illum Patrem fecit A(nno) autem 1585 Senatoria dig(ni)tate ornatus Senioris Pra(e)toris Consulisq(ue) munerib(us) summa cum industria et dexteritate pr(ae)fuit Inde A(nn)o 1602 Dioecesalibus Consiliariis adscriptus a tribus Sax(oniae) pr(incipibus) iisdemq(ue) fratribus in consilium ad obitum usq(ue) fuit adhibitus q(ui) tandem A(nn)o 1609 3 Martii placide illi anno aetat(is) 63 contigit Et Christina(e) matrona(e) pie(n)tiss(imae) A(nn)o 1546 patre Matth(iae) Sichlingio4) Cons(ule) Matre v(ero) Anna Seibia5) procreata(e) cui(us) Matrimonium prius in Annum 1565 incidens decennale propemodum fuit atq(ue) prolis expers alterum foecundius diuturniusq(ue) ann(os) videl(icet)b) 34 obiit demum altero post mariti mortem die Anno aetatis 65 illius ut qvondam thalami sic tumuli nunc et raro qvidem ex(em)plo Socia collateralis qvib(us) H(eredes) pietatis ergo M(onumentum) H(oc) P(oni) C(uraverunt) 11 Jul(ii) A(nn)o 1611

Übersetzung:

[Christus:] Diejenigen, die du mir, heiliger Vater, vom Anfang der Welt an gegeben hast, führe ich dir zu und gebe dir die Macht meiner Herrschaft zurück. (A)

Für Jakob Thamm, den hochangesehenen und sehr rechtskundigen Mann, der im Jahr 1548, am 6. Juli, von Gall Thamm, seines Bischofs Sekretär, und von seiner Mutter, Martha, seinen Eltern, geboren wurde. Im Jahr 1568 oblag er in Leipzig dem Studium der Rechte, danach, im Jahr 1575, feierte er die Hochzeit mit Christina, der Witwe von Sebastian Krail, die ihn siebenmal zum Vater machte. Im Jahr 1585 aber wurde er mit der Würde eines Ratsherrn ausgezeichnet. Die Ämter des Seniors, des Stadtrichters und des Bürgermeisters hatte er mit Fleiß und Geschick inne. Danach wurde er im Jahr 1602 unter die Diözesanräte aufgenommen und von den drei sächsischen Fürsten, die zugleich Brüder waren, zum Rat herangezogen bis zu seinem sanften Tod, der ihn schließlich im Jahr 1609 am 3. März in seinem 63. Lebensjahr traf. Und für Christina, die sehr fromme Frau, die im Jahr 1546 von ihrem Vater, dem Bürgermeister Matthias Sichling, und ihrer Mutter, Anna Seibe, gezeugt wurde und deren erste Ehe in das Jahr 1565 fiel, beinahe 10 Jahre dauerte, aber ohne Nachkommen blieb. Die zweite [Ehe] war fruchtbarer und dauerte länger, nämlich 34 Jahre. Sie starb schließlich nur einen Tag nach dem Tod ihres Ehemannes im 65. Lebensjahr, Gefahrtin seiner Seite wie vordem im Ehelager so nun – ein seltener Fall – im Grabe an seiner Seite liegend. Ihnen haben die Erben dieses Denkmal aus Anhänglichkeit setzen lassen am 11.7.1611. (B)

Versmaß: Ein elegisches Distichon (A).

Kommentar

Die Eheleute wurden am 6.3.1609 in der Michaeliskirche am ersten nördlichen Pfeiler beigesetzt.6)

Textkritischer Apparat

  1. Zader/StArNb bricht hier ab mit der Bemerkung: „etc Vid(e) Epitaphia Eccl(esi)ae Michaelis No 6.“ Es ist nicht zu ersehen, auf welche Stelle im Manuskript sich dieser Verweis bezieht, da keine fortlaufende Zählung verwendet wird und auch keine Variante der Grabschrift auf diesem Epitaph mitgeteilt wird.
  2. Zader/O/StdtArZz: nempe.

Anmerkungen

  1. Zader/StArNb, S. 497.
  2. Liebner, Bd. 7, S. 206, berichtet, unter der Darstellung stehe „eine Genealogia“.
  3. Auf Anweisung von Superintendent Delbrück, vgl. Krebs, S. 164.
  4. Vgl. Anhang 1, Oberer Johannesgottesacker, Annenkapelle 1574.
  5. Vgl. Anhang 1, Oberer Johannesgottesacker, Annenkapelle 1567.
  6. Geschichte der Zeitzer Chronisten, II. Jacob Thamm, Fortsetzung, in: Mk. Zeitz Nr. 108, 1929, S. 30. Die Grabinschrift des Jakob Thamm Nr. 235. Christina hatte einen eigenen Grabstein, Zader/StArNb, S. 488.

Nachweise

  1. Zader/O/StArZz III, S. 30f.
  2. Zader/StArNb, S. 497.
  3. Zader/O/StdtArZz, Buch 3, fol. 535.
  4. Zader/Grubner III, S. 39f.
  5. Zader/StArZz, S. 25.
  6. Liebner, Bd. 7, S. 206 (A).
  7. Grubner, Hist. Nachr., S. 20.

Zitierhinweis:
DI 52, Stadt Zeitz, Nr. 242† (Martina Voigt), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di052b007k0024204.