Inschriftenkatalog: Stadt Zeitz

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 52: Stadt Zeitz (2001)

Nr. 235† Michaeliskirche 1609

Beschreibung

Grabinschrift des Bürgermeisters Jakob Thamm an der Südseite der Kirche.1) Das Grabmal wurde wahrscheinlich 1827 entfernt.2)

Inschrift nach Zader/O.

  1. A(nno) 1609 de(n) 3 Martii zwisch(en) 4 vndt 5 Vhr gegen Abendt ist d(er) Ehrenveste wohlweise v(nd) wohlgelahrte H(err) Jacob Tham weilandt bürgemeister zu Zeitz v(nd) Churf(ürst) Chr(isti)a(n)i II H(errn) Iohann Georg(en) vnter August(en) Hertzogen zu Sachsen v(nd) postulirt(en) Administratoris des Stiffts Naumburg von hauß aus bestalter Raht selig v(er)storb(en)

Kommentar

Jakob Thamm wurde am 6.7.1548 als Sohn des Stiftssekretärs Gall Thamm (Nr. 163) und dessen zweiter Ehefrau Martha Ludwigk geboren.3) Nach dem Besuch des Zeitzer Stiftsgymnasiums studierte er an der Leipziger Universität Cameralia, Jura und Philosophie.4) Nach Reisen in das Ausland (vor allem nach Frankreich) war er in Zeitz zunächst als Advokat tätig.5) Jakob Thamm wurde 1585 Ratsherr, war 1587 Oberkämmerer, 1590 und 1593 Stadtrichter, 1596 und 1599 Bürgermeister.6) 1602 ernannte ihn Kurfürst Christian II. zum Stiftsrat.7) Historisches Verdienst errang Jakob Thamm durch eine von ihm zusammengestellte und verfaßte Chronik der Stadt Zeitz in drei Bänden, der er – dank seiner angesehenen Stellung – sowohl die relevanten Schriftstücke aus dem Ratsarchiv als auch aus dem Stiftsarchiv zugrunde legen konnte.8) Dieses Chronikwerk, im allgemeinen „Der große Thamm“ genannt, ist von einem kleineren seines Vaters Gall Thamm zu unterscheiden.9)

Jakob Thamm heiratete 1575 Christina Sichling, verwitwete Krail, Tochter des mehrfachen Bürgermeisters Matthäus Sichling.10) Christina starb nur einen Tag nach ihrem Ehemann; beide wurden am 6.3.1609 in der Michaeliskirche am ersten nördlichen Pfeiler beigesetzt.11) Von vier gemeinsamen Söhnen und drei Töchtern starb Amandus (geboren am 22.10.1584 in Zeitz) am 27.6.1604 und war Justina mit Christoph Weiße verheiratet.12)

Anmerkungen

  1. Zader/O II, S. 51: zwischen den Grabinschriften von Blasius Schlichter (Nr. 261) und Christina Thamm.
  2. Auf Anweisung von Superintendent Delbrück, vgl. Krebs, S. 164.
  3. Geschichte der Zeitzer Chronisten, II. Jacob Thamm, in: Mk. Zeitz Nr. 107, 1929, S. 26.
  4. Ebd. 1568 erscheint er in der Leipziger Matrikel, vgl. Erler, Jüngere Matrikel, Bd. 1, S. 463.
  5. Geschichte der Zeitzer Chronisten, II. Jacob Thamm, in: Mk. Zeitz Nr. 107, 1929, S. 26.
  6. Zader/O I, S. 366/36–40; Zader/Grubner I, S. 268.
  7. Geschichte der Zeitzer Chronisten, II. Jacob Thamm, in: Mk. Zeitz Nr. 107, 1929, S. 26, und Zader/O I, S. 361 (nach Zader war Thamm 1603 nicht mehr Stiftsrat, sondern „Churfürstlicher Raht von hause aus“).
  8. Die mit Hilfe eines Schreibers am 10.11.1600 begonnene Niederschrift wurde am 31.12.1601 beendet. Der von Thamm selbst gegebene Kurztitel der Chronik lautet: Regentenbuch des Stifts Naumburg und Zeitz. Der erste Band umfaßt den Zeitraum von 966 bis 1541. Der zweite Band behandelt den Zeitraum von 1542 bis 1586, der dritte Band den Zeitraum von 1586 bis 1601.
  9. Beschreibung derer Bischöffe und Administratoren des Stiffts Naumburg, 38 Blätter Folio; auch „Kleiner Thamm“ genannt.
  10. Zu Christina Sichling Nr. 242.
  11. Geschichte der Zeitzer Chronisten, II. Jacob Thamm, Fortsetzung, in: Mk. Zeitz Nr. 108, 1929, S. 30. Zader/O II, S. 52, und Zader/O/StArZz III, S. 22: „Neben ihm liegt sein Weib welche bald nach Ihn den 4. Martii selbiges Jahres verschieden und zugleich mit Ihm begraben worden.“ Sie hatte ein eigenes Grabmal, vgl. Zader/StArNb, S. 488.
  12. Leichenpredigt für Jakob Tham, in: Roth, Bd. 4, S. 62, R 3112. Leichenpredigt für Amandus Tham, in: Roth, Bd. 8, S. 366, R 7625.

Nachweise

  1. Zader/O II, S. 51.
  2. Zader/O/StArZz III, S. 22.
  3. Zader/StArNb, S. 488.
  4. Zader/O/StdtArZz, Buch 3, fol. 526.
  5. Zader/Grubner III, S. 29.
  6. Zader/StArZz, S. 19.
  7. Liebner, Bd. 7, S. 201.
  8. Grubner, Hist. Nachr., S. 20.

Zitierhinweis:
DI 52, Stadt Zeitz, Nr. 235† (Martina Voigt), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di052b007k0023509.