Inschriftenkatalog: Stadt Zeitz

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 52: Stadt Zeitz (2001)

Nr. 171† Michaeliskirche 1585

Beschreibung

Epitaph des Apothekers Nikolaus Clemen und seiner Frau Sidonia, geborene von Tettau, am dritten Pfeiler der Südarkaden.1) Inschrift (A) bei einer Darstellung von Moses mit der erhöhten Schlange (4. Mose 21,6 und 21,8).2) Inschrift (B) bei der Darstellung der Opferung Isaaks durch Abraham (1. Mose 22,2 bis 12);3) Inschriften (C) und (D) darunter. Die Mitte des Gemäldes nahm eine Kreuzigungsdarstellung ein. Das Epitaph wurde wahrscheinlich um 1827 entfernt.4)

Inschriften nach Zader/O.

  1. A

    Feurige schlang(en) schickett Gottdie bißen viel des Volks zu todtMoses richt auff die eherne Schlangwer die ansahe lebte lang

  2. B

    Abraham gotts geheiße wolte thunu(nd) opfern seinen lieben SohnGott sieht sein gläubig (Herz)a) u(nd) Willenleßett Ihn solch opfer nicht erfülle(n)b)

  3. C

    A(nno) 1554 donnerstags nach Laetare5) ist in gott verschiede(n) die Edle u(nd) tugendsame frau Sidonia geborne von Tettau Nicolai Clementis des Apothekers eheliche Haußfrau

  4. D

    A(nno) 1585 den 19 Maii ist in Gott selig verschied(en) d(er) Erbare und wohlgelarte Nicola(us) Clemen Apothecker alhier seines alters 75 Jahr

Kommentar

Nikolaus Clemen war Apotheker im Galgviertel (1542 und 1568 erwähnt).6) Er erhielt 1539 von Bischof Philipp von Freising und Administrator von Naumburg das Privileg für die Einrichtung der Schwanenapotheke, die zunächst im Rathaus eingerichtet wurde.7) Nach der Vertreibung des evangelischen Bischofs von Naumburg Nikolaus von Amsdorf aus Zeitz gehörte Clemen zu den 37 Bürgern, die dem katholischen Bischof Julius Pflug am 29.9.1546 ihre Huldigung verweigerten.8) 1549 besaß Clemen bereits in der Brüderstraße 6 ein eigenes Gebäude, im selben Jahr erneuerte Bischof Julius Pflug sein Privileg.9) Weitere Privilegien erhielt er 1565 und 1567.10) Clemen wurde auf dem Oberen Johannesgottesacker beigesetzt. Seine Kinder waren Johann, der von 1608 bis zu seinem Tode am 28.2.1638 die Apotheke führte, und Sidonia, verheiratete Grahl.11) Die Grabinschrift des Nikolaus Clemen s. Anhang 1, Oberer Johannesgottesacker, alter Teil, 1585.

Textkritischer Apparat

  1. Ein gezeichnetes Herz bei Zader/O.
  2. Inschriften (A) und (B) bei Zader/Grubner in umgekehrter Reihenfolge.

Anmerkungen

  1. Zader/O II, S. 58: zwischen den Epitaphien von Jakob Fritzschke (Nr. 161) und Friedrich Wölcker (Nr. 142).
  2. Zader/O II, S. 58: „die figur ist diese In der mitte(n) ein Cruzifix auf der einen Seite das schlänglein mosis mit dies(em) reime“, es folgt (A).
  3. Zader/O II, S. 58: „Auf der and(ern) seite(n) die Aufopferung Isaacs mit dies(em) reim ...“, es folgt (B).
  4. Auf Anweisung von Superintendent Delbrück, vgl. Krebs, S. 164.
  5. 8. März.
  6. Landsteuerliste von 1568.
  7. Drößler, Jahre, S. 6.
  8. Müller, Bürger, S. 40.
  9. Drößler, wie Anm. 7, S. 7f.
  10. Ebd., S. 11.
  11. Ebd., S. 11f. Zu Johann Clemen s. Anhang 1. Oberer Johannesgottesacker, neuer Teil 1638, zu Georg Grahl s. Anhang 1, Oberer Johannesgottesacker, alter Teil, 1607.

Nachweise

  1. Zader/O II, S. 58.
  2. Zader/O/StArZz III, S. 29f.
  3. Zader/StArNb, S. 495f.
  4. Zader/O/StdtArZz, Buch 3, fol. 533.
  5. Zader/Grubner III, S. 38.
  6. Zader/StArZz, S. 24.
  7. Liebner, Bd. 7, S. 205.

Zitierhinweis:
DI 52, Stadt Zeitz, Nr. 171† (Martina Voigt), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di052b007k0017100.