Inschriftenkatalog: Stadt Zeitz

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 52: Stadt Zeitz (2001)

Nr. 72† Schloßkirche, Kreuzgang, Kapelle Maria in ambitu 1512

Beschreibung

Inschrift am Eingang der Kapelle im Kreuzgang.1) Neben der (gemalten?) Inschrift eine Darstellung von Gottvater, Christus und Maria, umgeben von drei Engeln; über ihnen die Darstellung des Heiligen Geistes.2)

Inschrift nach Zader/O.

  1. Hic sacri Mariae cultu celebrant(ur) honoresHicq(ue) piis colit(ur) m(a)x(im)a virgo modisQ(uae)a) binis lustris3) alio venerata sacelloAt molles aures laeserat ipse son(us)Ergo huc post muros Sponsa immaculata TonantisPellit(ur) e(t) jamjamb) Splendida templa tenetIn qvis persolvit jucundo Carmine laudesCleric(us) e(t) psallitc) gutture dulce melosSancta Dei genitrix auctori des tua regnaAurea p(ro) donis muneribusq(ue) suisd)

Übersetzung:

Hier werden die heiligen Ehren der Maria im Gottesdienst gefeiert, und hier wird in frommer Weise die größte Jungfrau verehrt. In einer anderen Kapelle ist sie zwei Lustren lang verehrt worden; aber der Widerhall hatte die zarten Ohren verletzt. Also wird die unbefleckte Braut Gottes hierher hinter Mauern versetzt und nun endlich hat sie eine glänzende Kirche. Drinnen erfüllt der Geistliche mit angenehmem Gesang die Stundengebete, psalmodiert süßen Gesang aus der Kehle. Heilige Mutter Gottes, schenke dem Urheber dein goldenes Reich für seine Geschenke und Gaben.

Versmaß: Fünf elegische Distichen.

Kommentar

Da die frühere Kapelle, wie aus der Inschrift hervorgeht, wegen schlechter Akustik ungeeignet war, ließ Volrad von Etzdorf die neue Kapelle 1500 als eigene Betkapelle und Erbbegräbnis seiner Familie erbauen.4) In ihr befand sich ein Altar der heiligen Anna.5) Später, vermutlich 1512, wie Zader datiert, wurde sie dann Marienkapelle. Im Zuge der 1664 abgeschlossenen Umbauarbeiten an der Kirche unter Herzog Moritz wurde die Kapelle Kanzleistube und müßte demnach dem noch heute erhaltenen, aber geteilten, großen Raum im südlichen Kreuzgangflügel entsprechen.6) Nach Brinkmann aber befand sich die Kapelle im westlichen Kreuzgangflügel, den Herzog Moritz abbrechen ließ.7)

Textkritischer Apparat

  1. Zader/O/StdtArZz: E(t).
  2. Nur Zader/O: jamjam.
  3. Am Anfang ein griechisches psi. Bei Zader/Grubner: ipsaltis, ebenfalls mit einem Psi. Zader/O/StdtArZz: psallat.
  4. Etwas abgerückt vom Text steht bei Zader/O II: 1512. Vielleicht eine Datierung Zaders.

Anmerkungen

  1. Zader/O II, S. 35: „Im (Kreuz)gange saidhch die capella so die große genennet wird nemlich Maria in ambitu an den eingange diese verse steh(en) ...“.
  2. Zader/O II, S. 35: „... dabeij das bild 1. de(us) pater. 2. fili(us) ad dextram 3. supra ambos Sp(irit)(us) s(anctus). Inter patrem e(t) filium Maria Angelis trib(us) circumdata.“
  3. Ein lustrum umfaßt fünf Jahre.
  4. Rothe, AdG, S. 58. Seine Grabinschrift vgl. Nr. 80.
  5. Brinkmann, Peter- und Paulsdom, S. 45.
  6. Zader/Grubner III, S. 24.
  7. Brinkmann, Peter- und Paulsdom, S. 22 und 45.

Nachweise

  1. Zader/O II, S. 35.
  2. Zader/O/StArZz III, S. 19.
  3. Zader/O/StdtArZz, Buch 3, fol. 513.
  4. Zader/Grubner III, S. 22.
  5. Zader/StArZz, S. 15.

Zitierhinweis:
DI 52, Stadt Zeitz, Nr. 72† (Martina Voigt), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di052b007k0007202.