Inschriftenkatalog: Stadt Zeitz
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 52: Stadt Zeitz (2001)
Nr. 62 Schloßkirche 1501
Beschreibung
Rahmen von der Grabplatte des Propstes Reinhold von Weißenbach. Bronze. Der Rahmen befindet sich heute im Chor. Gravierte Umschrift auf graviertem Grund, links beginnend. Die Grabinschrift (Rahmen und Mittelplatte) des Reinhold von Weißenbach befand sich ursprünglich im Altarvorraum im Fußboden.1) Der gut erhaltene Rahmen wurde von Brinkmann wiederentdeckt und in Holz gefaßt im Chorraum aufgestellt. Die Rahmenleisten tragen in den vier Ecken die Symbole der Evangelisten, in der Mitte der Leisten je ein Wappen (s. o.). Die falsche Position des Textabschnittes C(UIUS) · A(N)I(M)A · REQUIESCAT · I(N) · PACE · AMEN geht nicht auf eine Verwechslung der Teile des Rahmens bei der Montage zurück (auf dem betreffenden Teilstück befinden sich auch die Buchstaben AS · MAY ·; die Fuge durchschneidet das A von AS). Der Text wurde also schon bei einem der dem Guß vorausgehenden Arbeitsgänge vertauscht. Es fehlt die ins Mittelfeld gehörige Bildnisplatte. Wahrscheinlich ist es die ebenfalls im Chor aufgehängte Platte, von der ein Stück rechts im mittleren Drittel fehlt, die aber sonst gut erhalten ist. Auf der Bildnisplatte ist in einer Ostwerknische ein Geistlicher in Mozetta dargestellt, die Hände auf der Brust gekreuzt, die Augen offen. Unten halten zwei gereckte Löwen den Wappenschild (Weißenbach).2)
Maße: H. 222 cm; B. 115 cm; Bu. 7 cm.
Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.
A(N)NO · SALVTIS · N(OST)RE · M°CCCCCI° · QVI(N)TO · KALEN=//DAS · MAY · C(UIUS) · A(N)I(M)A · REQUIESCAT · I(N) · PACE · AMEN /a) OBYT · REVERE(N)D(US) // P(ATE)R · D(OMI)N(U)S · REINOL=/DVS · DE · WEYSE(N)BACH · ECCLESIE · CYCE(N)SIS · P(RAE)PO//SIT(US) · NEC · NO(N) · EIVSDE(M) · NU(M)BURGE(N)SIS · ET · BVDIS=/SINE(N)SIS · ECCLE=//SIAR(UM) · CANO(N)IC(US) ·
Übersetzung:
Im Jahr unseres Heils 1501 am 27. April – dessen Seele in Frieden ruhe. Amen – starb der ehrwürdige Vater Herr Reinhold von Weißenbach, Propst der Zeitzer Kirche und der Naumburger und Bautzener Kirchen Domherr.
Weißenbach3) | |
Haugwitz4) | Creutzen5) |
Ende6) |
Textkritischer Apparat
- C(UIUS) · A(N)I(M)A · REQUIESCAT · I(N) · PACE · AMEN gehört dem Sinn nach an das Ende der Inschrift.
Anmerkungen
- Zader/O II, S. 26.
- Wollesen, S. 3, hält das von einem Löwen gehaltene Wappen – im Schild einen Ochsenkopf tragend – für das weißenbachsche.
- Wappen Weißenbach. Vgl. Siebmacher, Bd. 6, Abt. 6, S. 182 und Tafel 118.
- Wappen Haugwitz. Vgl. ebd., S. 66 und Tafel 42.
- Wappen Creutzen. Vgl. ebd., S. 32 und Tafel 20.
- Wappen Ende. Vgl. Siebmacher, Bd. 2, Abt. 3, S. 9 und Tafel 8.
- Mitteilung P. Zahn (nach Foto), München, 1998.
- Fischer, Bd. 4, T. 15: Zur Genealogie der Familie von Weißenbach, Stammtafel 3.
- Zader/O I, S. 311.
Nachweise
- Zader/O II, S. 26.
- Zader/O/StArZz III, S. 9 (gekürzt).
- Zader/Grubner III, S. 12.
- Zader/StArZz, S. 8.
- Wollesen, Messing-Grabplatten, S. 3.
- Norris, Brasses, S. 269.
Zitierhinweis:
DI 52, Stadt Zeitz, Nr. 62 (Martina Voigt), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di052b007k0006206.
Kommentar
Die N und das H tragen die für die frühhumanistische Kapitalis typischen Halbnodi in der Diagonalhaste bzw. im Querbalken. Der Rahmen ist eine Arbeit der Vischer-Werkstatt.7)
Reinhold von Weißenbach (Weißbach), Sohn des Hans von Weißenbach auf Weißenbach, Schönfels und Bornshain und der Margarethe von Creutzen,8) wurde am 9.7.1488 zum Propst der Stiftskirche gewählt.9)