Inschriftenkatalog: Stadt Zeitz
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 52: Stadt Zeitz (2001)
Nr. 1† Posa, Klosterkirche 1123
Beschreibung
Grabinschrift des Bischofs Dietrich I. im Fußboden vor dem Altar.1)
Inschrift nach Zader/O/StArZz.
+ Theodoricus Episcopus obiit qvinto K(a)l(endas) Octobris2)Annos millenos centum tres bis qvoq(ue) denosCollige post Christuma)3) tumulumb) qvi perspicis istumtunc obiit Sedis nostrae fundator et aedisSangvine perfusus bravio4) certaminis ususc)
Übersetzung:
Bischof Dietrich starb am fünften Tag vor den Kalenden des Oktober. Der du dieses Grab anschaust, zähle 1000, 100, drei und auch zweimal zehn Jahre nach Christus zusammen. Damals starb der Stifter unseres Klosters und Gotteshauses überströmt von Blut, den Siegespreis für seinen Kampf empfangend.5)
Versmaß: Vier Hexameter, zweisilbig leoninisch gereimt.
Textkritischer Apparat
- Zader/StArNb: p XRM.
- Thamm: titulum.
- Zader/O/StArZz fügt hinzu: „Seindt aber heutiges tages nur noch etliche wortt davon zuo finden.“
Anmerkungen
- Zader/StArNb, S. 252: „Grabschrifft zu Posau in Stein eingehauen“; ähnlich auch Zader/O/StArZz.
- 27. September.
- Das Jahr 1123.
- bravio Bezug auf I. Cor. 9,24: nescitis quod hii qui in stadio currunt omnes quidem currunt sed unus accipit bravium sie currite ut conprehendatis. (Wißt ihr nicht, daß die, die in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, daß ihr ihn erlangt.)
- Pappe, S. 44, übersetzt: „Bischof Dietrich starb am 27. September 1123 nach Christi Geburt, o Fremdling, der du diese Inschrift siehst. Damals entschlief der Gründer unseres Klosters und seines Gotteshauses durch Meuchelmord vom eigenen Blut bespritzt.“
- Lange, Chronik, S. 16. Auf Bischof Dietrich ging außerdem die Gründung des Klosters Riesa 1119 zurück. Das Nonnenkloster St. Moritz in Naumburg wurde durch Dietrich in ein Augustinerchorherrenstift umgewandelt. Zu Dietrich siehe auch Blaschke, der ihn als einen möglichen Wettiner bezeichnet, in: LdM, Bd. 3, Sp. 1031, und Lepsius, T. 1, S. 33–36.
- Liebner (nach Thamm), Bd. 1, S. 190, und Thamm, Catalogus episcoporum, o. S., teilen im Anschluß an den Inschrifttext mit: „... certamine usus Cujus necis Monachus de gente pessima Slavus Auctor statimq(ue) post factum a Diabolo abductus.“
- Philipp, S. 109; Krebs, S. 32; Lange, Chronik, S. 17.
Nachweise
- Zader/O/StArZz I, S. 44.
- Zader/StArNb, S. 252.
- StdtArZz 3500 00/02, varia (o. S., in einer Notiz zur Abfolge der Zeitz-Naumburger Bischöfe).
- Thamm, Catalogus episcoporum (o. S.).
- Liebner, Bd. 1, S. 190.
- Lepsius, T. 1, S. 36.
Zitierhinweis:
DI 52, Stadt Zeitz, Nr. 1† (Martina Voigt), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di052b007k0000103.
Kommentar
Dietrich I. folgte dem 1111 verstorbenen Bischof Walram (1090–1111) im Bistum Naumburg. 1114 stiftete er das Benediktinerkloster Posa (Bosau) bei Zeitz, für das er Mönche aus dem Kloster Hirsau rief. Auf der Grundlage zwischen 1113 und 1122 getätigter reicher Dotierungen und Privilegien für Posa ließ Dietrich 1115 mit dem Bau einer 1122 fertiggestellten steinernen Kirche beginnen.6) Der Legende nach soll der vor dem Altar dieser Kirche im Gebet versunkene Bischof durch einen christianisierten Slawen7) erstochen worden sein. Dietrich wurde an derselben Stelle beigesetzt.8)