Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 92(†) St. Viktor, Langchor 1520
Beschreibung
Dreiarmiger Standleuchter.1) Messing, gegossen, zugehöriger Marmorsockel verloren.2) Rundfuß, Schaft und Lichtteller profiliert und durch gebündelte Ringe gegliedert. Die beiden abzweigenden, geschweiften Leuchterarme sind mit dem Schaft durch gotisches Maßwerk verbunden. An der Abzweigung der Leuchterarme war ursprünglich das Stifterwappen mit umlaufend gravierter Stifterinschrift angebracht, deren Wortlaut über eine Zeichnung des Kreisbaumeisters Carl Cuno überliefert ist.3) Der Leuchter steht heute an seinem ursprünglichen Platz vor dem Lesepult im Langchor des Domes.4)
Inschrift nach Zeichnung von Cuno.
Siehe Lageplan.
Maße: H. 231 cm.
Schriftart(en): Kapitalis mit Elementen der frühhumanistischen Kapitalis.
EGI(DIVS)a) · DE · PLATEA · CANO(NICVS)b) XANCT(ENSIS)a) AN(N)Oc) DO(MINI)a) · M(ILLESIM)Oc) QVI(NGENTESIM)Oc) 20d)
[Platea]5) |
Textkritischer Apparat
- Kürzungszeichen fehlt.
- Kürzung durch us-Haken.
- Kürzung durch hochgestellten Endbuchstaben.
- AN(N)O … 20] Dono dedit Anno 1520 Pels.
Anmerkungen
- Inv.-Nr. nach Hölker (1925): F-2.
- Siehe auch die Fotografie von 1868 bei Brandt, St. Victors-Dom (1991), Blatt 23, S. 78 und Foto Schmitz (1890) im Archiv der Dombauhütte. Vgl. Clemen, KDM Kreis Moers (1892), S. 114 und 96, Abb. 25.
- Nachlass Cuno, Mappe V (1860), Bl. 119. Schiffler, Inventar (1981), Mp. 1, Nr. 16 ist fehlerhaft. Zum älteren Zustand siehe die Beschreibung bei aus’m Weerth, Kunstdenkmäler I (1857), Tafel XVIII, 6, S. 42; Clemen, KDM Kreis Moers (1892), S. 114
- Vgl. zum Standort Pels II, Deliciae (1734), p. 77, Nr. 10: „Retro hocce candelabrum positum est pulpitum, ubi psalmi incipiuntur et lectiones cantantur...“.
- Vgl. zum Wappen Nr. 123.
- Zur Person siehe Nr. 123. Die Stiftung ist auch erwähnt bei Pels II, Deliciae (1734), p. 77 und bei Beissel, Bauführung III (1889), S. 24.
Nachweise
- LVR–Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Nachlass Cuno, Mappe V, Bl. 119 (1860).
- Pels II, Deliciae (1734), p. 77, Nr. 10.
- Schiffler, Inventar (1981), Mp. 1, Abt. V: Mobiliar, Nr. 16 (ohne Foto).
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 92(†) (Paul Ley u. Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0009206.
Kommentar
Nach Cunos Zeichnung griff die Inschrift einige Elemente der frühhumanistischen Kapitalis auf: A mit breitem Deckbalken (und ohne Mittelbalken), eckiges C, offenes D, retrogrades N mit feinstrichigem Schrägschaft sowie eingerolltes Q. Die Cauda des Q verläuft von rechts nach links, was die bisherige Verlesung des Buchstabens zur Ziffer 9 erklärt. Die Mischung römischer und arabischer Zahlen bei der Jahreszahl dürfte auf Platzmangel zurückzuführen sein. Die Form der Trennzeichen wechselt zwischen Rauten und Punkten.
Der Stifter des Leuchters, Aegidius de Platea (I), war von 1493 bis zu seinem Tode 1528 Kanoniker des Viktorstifts und bekleidete dort verschiedene Ämter, u.a. das des Fabrikmeisters (1504–1506).6)