Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 33 St. Viktor, nördliches Seitenschiff E. 14.–A. 15. Jh.
Beschreibung
Glasgemälde: dreibahniges Fenster im nördlichen Seitenschiff, Joch D3.1) Die Heiligen Albertus Magnus mit Buch und Bischofsstab, Barbara mit Kelch und Hostie und Johannes der Täufer mit Christuslamm sind stehend abgebildet und durch gemalte Beischriften in den Rahmenleisten darunter namentlich bezeichnet (A–C). Zwei Fächer unter ihnen knien betend drei Kanoniker als Stifter. Alle Gestalten sind in grünlich-grau abgetöntem Grisaille auf farbig leuchtendem Grund (Blau, Gelb und Rot) in einen großen gotischen Architekturrahmen hineingestellt, der sich über alle sechs Fächer bis ins Maßwerk erstreckt. Ende des 19. Jahrhunderts umfassende Restaurierung und Ergänzung durch Wilhelm Derix (Goch), die wohl auch eine Überarbeitung der Inschriften beinhaltete.2)
Siehe Lageplan.
Maße: H. 670 cm; B. 250 cm; Bu. ca. 5 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
sanctus albertus magnus
- B
sancta barbaraa)
- C
sanctus iohannes baptista
Textkritischer Apparat
- Der freie Platz ist vor und hinter dem Namen mit Filigranranken gefüllt, zwischen den Wörtern mit zwei Kreuzblüten.
Anmerkungen
- Inv.-Nr. nach Hölker (1925): D-6. Vgl. ebd., Anlage IV, Sp. 23ff.
- Hilger u. a., Dom zu Xanten (2007), S. 17; Stummel, Fensterverglasungen (1892), Sp. 17. Die obere Hälfte der Figur des Albertus Magnus und die untere des Johannes sind erneuert (Clemen, KDM Kreis Moers [1892], S. 125).
- Beissel, Bauführung I (1889), S. 108–110.
- Stummel, Fensterverglasungen (1892), Sp. 23; Beissel, Bauführung II (1889), S. 189. Datierung nach Karrenbrock/Kempkens, St. Viktor (2002), S. 46: letztes Jahrzehnt des 14. Jh.
- Vgl. etwa DI 75 (Halberstadt Dom [2009]), Nr. 114 (von 1490/91, im 19. Jh. verändert).
- Wo es heute in gotischer Minuskel zu finden ist, geht seine Verwendung auf spätere Übermalungen zurück, vgl. z. B. DI 77 (Greifswald [2009]), Nr. 113, Gewölbemalereien (nach 1420, teilweise übermalt).
- Hilger u. a., Dom zu Xanten (2007), S. 78: um 1390; ebd., S. 17: um 1400; Clemen, KDM Kreis Moers (1892), S. 125: Anfang 15. Jh.; Klapheck, Dom zu Xanten (1941), S. 42f.: 2. Viertel 15. Jh., siehe dort auch zu stilistischen Parallelen zum Westfenster der Abteikirche Altenberg. Zur Datierung siehe auch Nr. 34.
- Vgl. Kühnel, Bildwörterbuch (1992), S. 174; Thiel, Geschichte des Kostüms (1980), S. 126.
Nachweise
- Stummel, Fensterverglasungen (1892), Abb. S. 23f.
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 33 (Paul Ley u. Helga Giersiepen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0003302.
Kommentar
Durch die Errichtung der Joche D2–D3 in der Bauperiode 1368–13893) ist ein Terminus post quem für die Entstehung der Fenster gegeben.4) Die Schrift enthält allerdings Buchstabenformen, die auf eine deutlich spätere Ausführung bzw. nachträgliche Überarbeitung der Beischriften hinweisen. Dazu gehört das s, dessen obere und untere Bogenabschnitte leicht zur Zeilenmitte gebogen sind und dornenartig auslaufen. Dass der Haarstrich, der die freien Bogenenden des s verbindet, nicht über diese Bogenenden hinaus reicht, wie es in der Entstehungszeit des Fensters üblich war, ist ein deutlicher Hinweis auf eine spätere Überarbeitung.5) Dasselbe gilt für die ohne Brechung im Bogen nach links gezogene Unterlänge des g, das einstöckige a6) und den in Form eines Dreispitzes gestalteten und rechts an den Schaft angesetzten Balken des t sowie den insgesamt starren Duktus der Schrift.
In der kunsthistorischen Literatur wird einhellig die etwa gleichzeitige Entstehung dieses Fensters und des benachbarten Glasfensters mit dem hl. Antonius Eremita (vgl. Nr. 34) angenommen, die Datierungsvorschläge reichen von etwa 1390 bis ins zweite Viertel des 15. Jahrhunderts.7) Eine Datierung in die Bauzeit des Jochs D3 wird kostümgeschichtlich gestützt: Die Ärmel am Untergewand der Stifterfiguren enden in trichterförmigen Erweiterungen, sog. Muffen, die in Bildquellen vor allem Ende des 14. Jahrhunderts nachweisbar sind.8)